Auch diese Basilarverknüpfung der beyden Hemisphaerien scheint beym
Foetus erst zu entstehen, und nicht im ersten Entwürfe dér Hirngestaltung
zu Hegen.
So wie der grofse Hirnwulst im Verhältnifse zum gestreiften Körper
kleiner ist, so auch diese Masse, sie nimmt also mit fortschreitender Entwicklung
verhältnifsmäfsig mit dem grofsen Hirnwulste zu.
Beym Poetus von 20 Wochen ist die Oberfläche des grofsen Hirnwulstes
fast ganz glatt, eben und ungetheilt, und die Gefäfshaut straff, ohne alle
Falten darüber gezogen; nur hin und dort zeigen sich an der Hirnmasse
kleine flache Risse, welche theils gerade, theils gekrümmt laufen und meistens
zarte Ansätze zu Verästungen zeigen.; wie die 5 und 9 Figur dergleichen
vorstellig machen. Beym sieben monatlichen Foetus sind diese Risse
gröfser geworden, sie lauffen weiter aus, und es sind mehrere neue, kleinere
hinzugekommen, wie die 8 Figur sehen läst.
_ Diese Risse sind die Anfänge der am grofsen Hirn des Erwachsenen sich
zeigenden Furchen , durch welche der grofse Himwulst und die Seitenmasse
in rundliche darmähnhche Windungen eingetheilt wird. Diejenigen, welche
beym Foetus zuerst erscheinen, sind auch bey vollendeter Entwicklung die
tiefem, machen stärkere Abtheilungen in dem grofsen Hirnwulste, und bringen
nicht sowohl Windungen als vielmehr Halblappen hervor , in die er sich
leicht zerlegen läst.
15.
An jedem der beyden Sehenervenhügel befindet sich gegen innen ein
weifser, wenig erhabener Streifen, welcher von vorne allmählich anfangend
sich nach hinten in einem querliegenden, gerollten Markblättchen, der kleinen
hinteren Commissur, endiget. Beym Foetus von 4 Monaten ist dieser
weifse Streifen durch eine ziemlich tiefe Furche, in deren Mitte er liegt, von
der übrigen Masse des Sehenervens geschieden, fängt vorne sehr schmal an,
wird breiter nach hinten, und geht theils in das Seitenende der hinteren
Commissur über, theils verlauft er immerklich, auf der hinteren Fläche des
Sehenervenhügels i sich her Umschlägen d.
Das
Das gerollte Blättchen, an defsen Seitenenden die beyden beschriebenen
Streifen, anfiegen, ist der Anfang 'eines neuen Gebildes, der vierhüglichen
Erhabenheit. ,
Bey dem 3 bis 4 monatlichen Foetus geht vom hinteren Rande dieses
verhältnifsmäfsig dickeren Blättchens, indem es sich ein wenig in die Höhe
beugt, eine Marklamelle nach hinten ab, diese liegt ganz horizontal, ist zu
beyden Seiten an ihren Seitenrändern erst mit den Schenkeln des grofsen
Hirns, dann mit dem Hirnknoten vereiniget, und geht ein wenig über das
kleine Gehirn hinweg, nun beugt sie sich jähe nach unten um, läuft schief
vor dem kleinen Hirn vorwärts herab, beugt sich wieder nach rückwärts um,
und geht nun in die Bildung des kleinen Hirns über, während sie in diesem
ganzen Laufe eine bedeutende, an den Seiten geschlossene, vorne und hinten
aber geöffnete Höhle unter sich läst.
Aus dieser Lamelle entwickelt sich das Gebilde der Vierhügel, der oberen
Schenkel des kleinen Hirns, die Hirnklappe.
Die Vierhügel entstehen indem der horizontal gelegene Theil der beschriebenen
Lamelle sich verkürzt, in Falten legt, dicker wird. Die hintere
Umbeugung giebt offenbar das hintere Hügelpaar, neben welchem eine kleine
mehr längliche Seitenfalte liegt; das vordere Hügelpaar rührt von dem Aufsteigen
der Marklamelle, ehe sie nach hinten läuft, her. Diese Hügelpaare
würden als zwey'querliegende Falten auch gewifs erscheinen, wären sie nicht
in der Mitte durch ein der Länge nach laufendes Streifchen, welches nach
hinten als Frenulum abgeht, in der Mitte eingezogen, und dadurch seitlich
heratisgedrängt. " Während so die sich verkürzende und dannt sich faltende
Markblatte in die Vierhügel sich umstaltet, wird sie auch weiter nach vorne
gegen die Sehenervenhügel getrieben, so dafs die von dem vorderen Hügelpaare
seitlich äblaufende Falte, in diese sich hineinzieht, das hintere Hügelpaar
aber noch mit den Hirnschenkeln zusammenhängt; offenbar unrichtig
ist nämhch R e ils 1 Angabe, dafs beyde Hügelpaare in die Sehenervenhügel
seitwärts, eindringen.
Die im Foetus geräumige Höhle unter der Marklamelle wird hierbey in
eine Röhre oder einen Canal umgewandelt, der seinen vorderen Eingang unter
der kleinen hinteren Hirncommissur, welche nun auch seitwärts in die Sehenervenhügel
hinein sich zieht, hat.
Der hintere vor dem kleinen Hirne sich schief herabziehende Theil der
Marklaraelle wird bey der Gestaltung der Vierhügel ungemein verkürzt, was
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