Fortwachsen gegen das grofse Hirn merklich zurück, nach dem 8 Monate
nimmt es jähe wieder zu. Da auch im Thierreiche noch kein bestimmtes
Gesetz über die Gröfsenverhältnifse beyder Gehirne da ist, so mag hier mancher
glückliche Aufschlufs des Finders harren.
Das grofse Hirn ist scharf in zwey Hälften getheilt, beym Embryo von 6
Wochen sieht man diese Theilung vollkommen, und es ist fürs Erste nicht
wahrscheinlich, dafs es einen Zeitpunct im Leben des Embryo gebe, wo das
grofse Hirn noch nicht in Hälften zerfallen sey. 1 Das kleine Hirn dagegen
zeigt die Theilung in Hälften um so weniger, je jünger der Foetus ist, und
im jüngern Embryo noch gar nicht =, ein Umstand der wieder die Ueberein-
stimmung des Foetus mit den Thieren zeigt. Auch mag wohl aus der ursprünglichen
Spaltung des grofsen Hirns deutlich werden, wie die Spaltung
des Kopfes und des Körpers, die von der Hasenscharte bis zur Zwillingsgeburt
fürschreitet3, im Gesichte ihren ersten Anfang nehme. Ferner stimmt
der Knochenbau, da die Wölbung fürs grofse Hirn aus zwey, fürs kleine aber
nur aus einer Tafel besteht, mit dem innern Baue überein.
Beyde Hirne bestehen aus grauer und weifser Substanz. Die graue Substanz
ist wieder von doppelter Art, eine härtere, entweder für sich Theile
bildende, oder den Kern mancher Theile constituirende, und eine weichere,
welche andere aus weifser Masse gebildete Theile als Rinde überzieht. Auch
giebt es einzelne Stellen, wie unter andern die lange Hirnfalte, wo beyde
Substanzen unmerklich ineinander übergehen.
In der Vertheilung der weifsen und der grauen Rindenmasse hat einige
Aehnlichkeit zwischen dem grofsen Wulste des grofsen Hirns und den Blättern
des kleinen statt; wie aber der graue gezackte Kern des kleinen Hirns 4
mit dem gestreiften Körper des grofsen könne verglichen werden, stehet noch
dahin.
1 . J. F. M e c k e l Beyträge zur vergleichenden Anatomie H. B. I. H. Leipzig 1811. p. 35.
2. C. F. D ö r n e r Praes. A u t e n r ie t h Ohservationum ad histor. Emhryonis facientium Pars I.
Tubingae 1797. p. 21.
3. S. Th. Sömmering Abbildungen und Beschreibungen einiger Misgehurten. Mainz 1791.
4. Dieser gezackte graue Kern ist zwar öfters, aber so viel ich weifs, nie genau genug abgebildet,
unter andern auch nicht auf der V. Tafel bey Gall.
18.
Die ganze Formation des kleinen Hirns ruht auf den beyden Schenkeln
und auf der Hirnklappe.
Die beyden Seitenschenkel sind wieder zusammengesetzt, jeder aus drey
Säulen oder Strängen, deren mittlere das kleine Hirn mit dem Hirnknoten,
die obere mit den Vierhügeln, die untere mit dem verlängerten Marke verknüpft.
Beym Foetus ist der mittlere Strang verhältnifsmäfsig zu den beyden
andern dicker als beym Erwachsenen.
Das1 Ende eines jeden der beyden Schenkel ist der rhomboidale Körper,
von-welchem die Stämme der Blätter der beyden Hälften ausgehen.
Das kleine Hirn ist von seiner Oberfläche aus nach innen gegen die rhomboidalen
Körper durch Einschnitte in’schmale Blätter eingetheilt, ein Theil
dieser Einschnitte dringt tiefer, und theilt Läppchen ab, die aus mehreren
Blättern zusammengesetzt sind, die tiefsten Einschnitte machen die Lappen.
BeymFoetüs ist die Masse, welche sich über den rhomboidalen Körper erhebt
, noch geringe, die tiefsten Einschnitte sind bey dem siebenmonatlichen
noch kaum so tief, als die oberflächlichsten beym Erwachsenen. Daher sieht
m,an,beym Foetus nur die Eintheilung in Lappen, dagegen die in Läppchen
erst angedeutet, die,in Blätter aber noch gar nicht vorhanden ist. Schneidet
man das Hemisphaerium des kleinen Hirns senkrecht durch, so giebt diese
Bildung ein baumartiges Aussehen, welches beym Foetus aus den angegebenen
Ursachen nicht erscheinen kann, wie auch die 14 Fig. zeigt, wo man
nur die Stämme des Lappens erblickt.
Man kann an jeder Hälfte des kleinen Hirns sechs Lappen mit R e il unterscheiden
:
1) 'die vorderen oberen oder vierseitigen, Fig. 11 c, Fig. 14 a, a, a.
2) die" hinteren oberen, Fig.-11 d, Fig. 14 b, b.
3) die hinteren unteren, Fig. 11 e, Fig. 14 c, c, Fig. 13 i.
_ 4) die zarten, Fig. 13 h, Fig. 14 d, d.
5) die zweybäuchigen, Fig. 13 g , Fig. 14 e, f.
6) die mandelförmigen, Fig. 13 e, e.
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