iiainetillicli den Floisclipilzeii, niclU viel b e s s e r, wenn auch aus einem anderen Grunde.
Die aufserordenlliche Monge der Agarici, — in Deutschland allein nach R a b e n h o r s t ’s
Zusammcnslellung 730 Arien auf 4055 Pilze überhaupt — hat eine Schwierigkeit der
Bestimmung zur Folge, welche die Meisten abschreckt, um so melir, als das Aiifbewahreii
derselben nur unvollkommen gelingt, und die Abbildungen, deren wir so viele besitzen,
nur allzu oft nicht mehr genügen. Es geht diefs am deutlichsten daraus he rvor, dafs
dasselbe Bild selbst aus den besten We rken, z. B. S c l i ä f f c r , von den ersten Kennern,
wie P e r s o o n , F r i e s , S l r a i i f s u. A. zu ganz verschiedenen, im System weit entfernten
Arien gezogen wird ') , dafs eine grofse Anzahl dieser Abbildungen auch diesen
Meistern der Wissenschaft gänzlich zweifelhaft bleibt, weil sie auf mehrere Species gleich
gut oder gleich schlecht p a ssen ; ja es begegnet selbst einem Kenner, wie F r i e s , dafs
e r dieselbe Abbildung an zwei verschiedenen Stellen zu ganz verschiedenen Arten citirt.
tSo z. B. B ä t s c h , El. f. 101 im Syst. I. 171 zu Omphalia brtimalis; in der Epicrise,
p. 74 zu Clitocybe cyalliiformis.)
Cui bono - ruft F r i e s verzweifelnd aus - sedule et fideliter naturam o bse rva re ?
wenn alle Muhe mifsaclitet wird und die Kennlnifs der höheren Pilze das Noli me tangere
der Botaniker bleiben soll. „Ich kann mich nicht erwehren anzunehmen, dafs man die
Zahl der Species übermäfsig vervielfältigt hat, und dafs man, indem man der F a rb e , der
Dicke des Hutes, der Länge des Strunkes eine zu grofse Bedeutung beilegte, sich nicht
genügend an diejenigen Charaktere hielt, welche die Lamellen durch ihre verhallnifs-
mäfsige Zahl. Anfügung und Eotwickelungsweise, ihre Form, die Art ihrer Endigung
gegen den Hutrand bie ten ; ja dafs eine vollständige Reform dieser ganzen Familie du°'ch-
aus erforderlich ist, um aus diesem Chaos iierausziikommen. Bis je tz t sind fast alle
C haraktere, welche man zur Unterscheidung der Genera benutzt h a t, nur Vegetations-
Verhältnisse, und die anatomischen Charaktere sind wenig ve rwandt wo rd en , entweder
weil man sie nocli nicht aufziifinden ve rstand, oder weil sie keine genügenden Unterschiede
darbieten.“ So D u b y .
In der Tliat steht es nicht ganz so schlimm, wie man hiernach glauben möchte, und
eine längere ßekannlscliaft mit F r i e s ’ Epicrise, - einem W e rk e , welches ich an
Gründlichkeit, erschöpfender Naturbeobachtung und Quellenstudium nur mit K o c li’s Synopsis
zu vergleichen weifs — zeigt u n s, dafs ein festes Fundament bereits gewonnen
ist, und dafs das Arlenreclit der einzelnen Agaricinen mindestens ebenso i'eststelil, als das
der meisten Phanerogamen. Aber freilich auch nicht fester ! Allein man darf den Werth
7 So wird Affar. luridus SchaefT. t. 40 von W a l l r o t h (Compend. 66 4 ) zu Agaricus punc-
talus citirt, ibid. 730 zu Myoinyces; von S l r a u f s (l'io ra 1855, p. 1) zu damascenus; ebenso von
F r i e s Ep. p. 304 (1 8 3 6 ); — dann wieder von F r i e s (Flora 1856. No. 2 4 ) zu crustuliniromiis.
des Arthcgriffs auch ebenso wenig ü b e r - , wie nnterschalzen. Wenn es auch für sich
selbst eine Frage von höchster wissenschafiliclier Bedeutung ist, diesen Begriff theoretisch
feslzustellen, so ist doch der praktische Gesichtspunkt ein wesentlich an d e re r, und die
meisten Fragen unserer Wissenschaft konnten und können bekanntlich beantwortet we rde
n , ohne dafs jene Debatte erledigt ist. Kommt es ja doch für die meisten Zwecke
vor A llem'nur darauf an, die Naturkörper siclier zu unterscheiden, wieder zu erkennen,
zu heslimmen, zu ordnen; und in dieser Hinsicht thut eine genügend scharf begrenzte
constante Form genau denselben Dienst, wie die beste Species. Unter Art (S p e c ie s) aber
verstelle ich einen Complex von einander ähnlichen Individuen, welche durch irgend
einen allen gemeinsamen Cliarakter (oder eine Gruppe von Charakteren) von allen anderen
unterschieden werden können; und zwar mufs dieser Charakter erblich und unter
den verschiedensten äufseren Verhältnissen constant sein, ohne Uebergänge zu zeigen, so
lange die Beobachtung dauert.
Wenn es die Enlwiclielungsgeschichle und die miltroscopische Analyse sind, — und
we r zweifelt daran? — welche auf dem Gebiete der l’hanerogamen einen wesentlichen,
epocliemacheiiden Porlsclirilt angebahnt haben, so können wir von vornoherein nicht daran
zwe ife ln, dafs auch auf dem Gebiete der Pilzkunde — und insbesondere bezüglicli der
Agaricinen — diese Methoden dazu bestimmt sind, ein Fundament zu schaffen, welches
dem heutigen Siandpimkle der Wissenschaft entspricht. Und die Zeit ist gekommen, wo
wir nicht länger mehr die Augen verschliefsen dürfen vor einem so grofsen und wichtigen
Tiieile der uns überall umgebenden Pllanzenwell. Bereits ist der W e g der mikroskopischen
Analyse von Einzelnen mit Erfolg angebahnl worden; ich nenne hier nur
C o r d a (Ic. III, p. 40 If.'), als den eigenllicben Begründer; ferner Mon l a g n e , L é v e i l l é ,
bezüglich deren es den Sachkundigen sonderbar anmulhel, wenn S c h l e i d e n (Grundzü
g e , ed. 4, p. 2 7 4 ) dieselben als „w enig achtungswerlhe Botaniker“ bezeichnet, und
wenn er, mit Rücksicht auf die Confusion bezüglich der niederen Pilze, die Systematiker
den „französischen Emigranten“ vergleicht, die „nichts vergessen und nichts lernen“ ;
ferner S c l im i l z , B o n o r d e n u. A.
Weit weniger ist bis je tz t der Entwickelungsgescliichte, namentlich der früheren.,
die Aufmerksamkeit der Botaniker zu Theil geworden, daher denn hier die widersprechendsten
Behauplimgen aufgestellt worden sind. Omiiia organa simul. nulla sub
evoliitione iiova successive explicanlur, sagt F r i e s (Syst. orb. veg. I. p. 40. 43. 1825)
mit besonderer Rücksicht auf die Agaricinen. S c h m i t z (Linnaea XVI, p. 185. 1842)
bezeichnet das Wachslhum des Hutes als peripherisch, seine Entwickelung als succedan,
‘) An dieser Stelle findet ì
Polliiiaricn oder Cysiideti.
: Geschichte der Entdeckung d e r Basidien und