in i iiiHlliclier Anschwellung einzelner Glieder mit Veränderung des Zelleiiinhaltes bestiinden. Diese
Knos|ien ti-ennen sich los, und es wächst aus jedei- derselben eine neue Individuenreihe. Sind die
ci-sten neuen Glieder vorhanden, so sli.-bt die völlig erschöpfte, ihres Inhaltes entleerte Mutterknospe
ah. Aehiiliclie Knospenhildtingen sind von Kützing bei mehrern ändern Arten wahrgenommen
worden. Undlich ist hei etlichen Arten, z. 1!. Narimtla, Gompkoiiema, Surirella, lUmanUdium, auch
eine Fortjillanzung durch Gopniation nacligewiesen worden. Die Kieselschaale zweier durch au.sge-
schiedeiie Gallerte zusammengelialteiier Zellen reisst der Länge nach in zwei Klappen auf, die beiden
Pi'imuidialzellen') li-eten hervor und liilden dui-cli ihre Vereinigung eine Samenzelle, die man Jochspore
nennt; Die Jochspore umgibt sich alsbald mil einer Kieselscliaale, nimmt die Gestalt llii-er
.MuUerzellen an und lieginnt sich als neue Diatomee durch Theilung zu vei-mehi'eii.
Wir halten also hei den Diatomeen nicht weniger als drei Arien der Vermehrung; Durch Thei-
hing. durch einfache Kiiosiienhildung und durch Gopniation. Dessenungeachtet macht sich die Fort-
pllaiizang der Diatomeen bei weitem nicht so schnell, wie hie und da gefabelt wird. Kühnlich schreiben
unsere Naturenthusiasten in die Welt liinans: „Da diese Thiere (!) sich durch Seihsttheiluiig fort-
pllaiizpii, diese in I Stunde I Jlal geschehen kann (!) und jedes neue Thier in mathematischer
Progression in nächster Stunde sich wiederum llieilt, also in 3 Stunden aus I Thiere 4, in S Stunden 8.
in 7 Stunden 10 — mithin in 24 Stunden 2090 Naclikommen liervorgelien können, so werden in
48 Stunden deren 8 Millionen und in 4 Tagen 140 Billionen entstanden sein.» Gut so! wir wollen
die Becliiinng noch etwas weiter fortsetzen. Da nach Angabe de.ssellien Verfassers (Klencke. pp. 304
und 3(iö) I Kuhikfnss aus 70 Billionen Diatomeen der kleinsten Art (Gallioiielleii) be.stehl: .so wird
seiner Beclinung zufolge ein eiuzige,s. dem bewalfneleii Auge unsichtbares Individuum sich hinnen
4 Tagen zu einer Nachkommenschaft von 2 Kuhikfüss fortentwickelt haben. Da ferner in einem
bescheidenen Bächlein jedenfalls 10 Millionen Diatomeen zu finden sind: .so ist es nach Kieneke’s
Bechmiiig die aschgraue Miiglielikeit, dass hinnen 4 Tagen ans besagtem Bächlein ein anständiger
Hügel von 20 Millionen Kuhikfnss, gebildet ans lauter Diatomeen, sich erhebe! Da muss es einen
wirklicli iinr Wunder nehmen, warum das Meer, an Diatomeen noch reicher, als die sü.ssen Gewässei-,
nicht längst ans seinen Ufern getreten und über d-ni ganzen Erdball hinweggellulhel ist. Der Gnind-
irrtlmin obiger Becliiuiiig besteht in der Annahme, dass die Forlpllanzung der Diatomee durch Tliei-
luiig ¡11 eiiiei- S tu n d e e inm a l geschehen könne. Die Beobachtung widerlegt diese Annahme
vollständig. Es dauert jedenfalls Wochen lang, bis ein durch Theilung neu entstandenes Individuum
wieder theilungsfähig wird. Zuerst muss die innere Substanz sich wieder in Kügelchen tlieilen. diese
müssen einen bestimmleii Grad der Entwicklung erlangen, es muss allmälig an den Hauptseiten eine
•) Zellen in n e rh a lb des Kie.scliiaiizers, in welche sich Ijeiin Reifezustaiid d e r Ilau p tiiilialt d e r Diatomee
gosainiiielt hat.
Tlieilungsspalte iieiwortreten und inw'endig eine Scheidewand bilden, bevor die Theilung sicli vollziehen
kann. Dei- enge Zeitraum einer Stunde genügt bei weitem niclit. all diese Eiitwicklungspliaseii
zu durchlaufen. Im Gegenllieil, im Verlaufe vieler Tage siebt man die gleiche Diatomeenart sich mir
allmälig ändern und oft erst einen Monat iiacbber die Theilung eintreteii. So fanden wir. um von
vielen -nui- Ein Beispiel anzufübren. in einem Bache bei .N'efteiibacli Meridtoii cirruhnr während des
.April meist nur als vereinzeltes Individuum, zu Halbkreisen vermehrte Exemplare hingegen erst Ende
¡Mai und auch dann noch selten genug.
E s is t dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel w'ach.seii und ein |iaar Millionen Oia-
tomeeii nicht hinnen etlichen Tagen zu einem Hügel werden. Auch ohne sanguinische Ueherlreihuiig
erscheint jedoch die Fortpllaiizung dieser winzigen Gescliöjjfe in ihren Ergebnissen gro.s.sartig genug.
Davon überzeugt uns ih r E in f lu s s a u f d ie G e s ta l l ung d e r E r d r in d e . Im .lalire 1830 wurde
in dieser Bichtiiiig die erste Entdeckung gemacht, und zwar durch G. Fischer in Pirkenliammer.
welcher der Berliner .Akademie der Wissenschaflen miulieilte, dass der hei Franzenshad, unweit Eger.
vorkommende Kieselgulir') fast ganz ans Diatomeenpanzern bestehe. Nach sorgfältiger Pi'üfmig fand
Elirenberg, dass fragliche Masse vornäralich aus den Panzern zweier jetzt noch lelieiiden Sü.ssw a.sser-
diatomeen (Nariculit viridis und major) zusammengesetzt sei. Schlag aul Schlag folgten sich iiiiii,
insbesondere durch den rastlosen Fleiss Elirenherg.s, die für die Geologie so wiclitigen Eiitdcckimgeii.
Wesentlich aus Dialomeeriscliaalen bestehend ward erfunden der Polir.schiefer des Hahiclilswaldes, der
von Planitz und Bilin, von Zante und Oran, der Kieselgulir von Finnland mul Isle de France, das
Bergmehl der Hathinsel Skandiiiacieii. wie da.sjenige von San Fiore. reich au Diatomeen die Kreidenmergel
1011 Galtaiiisetla auf Sizilien, von Grieclienland (besonders Aegiiia) und dem nördlichen .Afrika.
Die Diatomeeiiülierreste bilden mehr oder minder mächtige Lager. Der Biliner Polii-scliiefer hat eine
Mächtigkeit von 14 Fuss und macht den ohei’stcn Theil des 300 Fu.ss filier der Biela gelegenen Tripel-
herges ans. In der Lüneburger Haide heliiidet sich I bis 10 Kuss unter der Ohertläclie ein zum Theil
jetzt noch lebendes Diatomeenlager von 40 Finss Mächtigkeit, welches sich in einer Länge lon
4.Ö00 Fu.ss mul in einer Breite von 2000 Fass liinziehi. Das Diatomeenlager in und um Berlin erreiclil
hie und da eine Alächtigkeit von 120 Fiiss mul dehnt sich nicht nur in der Spree-, sondern auch in
der Haveliiiederuiig aus. .Auch in Amerika sind zahlreiche Diatomeenlager anfgefiinden worden, miler
welchen besonders dasjenige hei Bichmond in Virgiiiieii durch ausserordentliche .Ausdehnung herülimt
geworden ist. Durch diese Fntdeckungeii ist es gelungen, wichtige Theile der Frdriiide. deren Fiit-
.stehungsweise sonst im Dunkeln geblieben wäre, mit Sicherheit als Siksswasser- oder Meereshildnngeii
nachzuweisen. Die beiden Nariculnm-lm z. I!.. welche im Franzensliader Kieselgulir aufgelmideu
wurden, widerlegten anfs Glänzendste die Annahme, da.ss derselbe ausgegliihter .Meeresgrund sei.
Kiesciguhr n en n t m an den erd ig en Absatz aus k ieselhaltigen AVassern.