mehning der Desiiiidion durch Theilung erinnei’t an die Diatomeen. liide,ssen unterscheiden sie .sich
von den Letztem sehr \ve.sentlich dadurch, dass bei ihnen die Sjiorenzeugung mittelst Copulation
allgemeiner vorkomml. Die Sjiore verhari't den Winter über im Kuhezustand, im Frühling aber
entwickell sie .sich zu einer neuen Desmidie. Hinsichtlich der Manigfaltigkeit und Schönheit ihrer
Gestaltung erscheinen die Desmidien beinahe noch hewundernswerther, als die Diatomeen. Die Ah-
hildnngen Taf. H. Fig. G, 8, 11. werden den Leser davon besser überzeugen, als Worte es vermüchlen.
Das frische Grün, dessen manigfallige Verlheilung besonders viel zu Ihrer Verschönerung beiträgt,
besteht aus Chlorophyll, wie denn sämmtlicbe Siissw'asseralgen sich durch.grossen Reichthum an diesem
Stolle auszeiclmen. Die .Meeralgen hingegen .sind meistens mil Köi-nern von rother, violetter und
brauner Farbe versehen, welche die Stelle des Chlorophylls verlrelen. Schon im früheslen .Alterllmm
wurden sie zum Färben verwendet.
Bevor wir zu den komplizirteni Formen übergehen, müssen wir noch zweier .Arien von sehr
einfachem Bau erwähnen, welche aber nicht im Wasser, sondern an freier Lufl wachsen. An vielen
Orlen, auch in unserer Gegend, findet man bei feuchtei’ Witterung auf dem Boden, sogar auf Gartenwegen.
eine eckelhafl ausseliende, grünlich gelbe Gallerlmasse. Sie besteht, wie das Mikroskop zeigt,
aus äu-sserst kleinen, perlscimurartig an einander gereihten Kügelchen, und gehört ebenfalls zum Ge-
sclilechte der .Algen. A'on diesem Nosloc, wie die Alge genannt wird, zähll man in Deutschland und
der Schweiz schon gegen 30 Ai-len. Der Faden verlängerl sich durch Theilung einzelner Kügelchen
in je zwei Tocliterzelleii. Fs liudel aher auch Sporenbildung durch .Aiischwelhiiig einer oder mehrerer
Zellen slall. Nicht weniger interes,sanl ist das .sogenannte Veilchenmoos, eine fadenförmige, in deutliche
Zellen ahgegliederte. hie und da verästelte .Alge, die als rotlihi-auner üeberzng die Felsen des
Riesengehii'ges und des Brockens ziert und einen veilchenartigen Duft verhreilet.
Die häufigste Form der .Algen sind die grünen Wa.sserfäden. C o n f e r v e n . die übrigens hin-
sichtlicli ihres Baues, ihrer innern Zeichnung und ihrer Forlpllanzung au.sseroidenUich von einander
ahweichen. Die grünen Bärte der Mühlräder und dei- im Wasser liegenden Steine, die auf Tümpeln.
Teichen und Brunnen frei hernmschwimmenden grünen Sclileimmassen. die angehefteten und wiezarle
grüne Flocken im AA’asser spielenden Fädchen. alles diess weist das Mikroskop als Conferven. manchmal
Gebilde von wunderbare)-Schönheit, nach. Die Conferven .sind in verhältnissmässig grosse, nicht
.selten cylindrische Zellen eingetheilt, deren Chloropliyllinhalt die manigfalligsten Zeichnungen darstellt.
Man vergleiche hiezu Rhynchonemn und Zyynema, Taf. H, Fig. 4 und 3. Die Zellwände sind
so durchsichtig, dass man an den Slellen, wo sich kein Chlorophyll voriindet. unten durchschwimmende
Infu.sorien wahrnehmeii kann. Einige Conferven stellen einfache, unverästelte Röhren dar, andere
zeigen einfache Zweige, noch andere sind so verzw-eigt. da.ss sie strauchföniiig erscheinen, einzelne,
wie die Froschlaichalge, Taf. HI, Fig. 1, bestehen sogar aus einem Hauplstamme, den an jedem Ahs'atze
grüne Bü,schel von aus rundlich eingeschiuirlen Zellen gebildeten .Aestchen umgeben. Oft laufen die
Aeste der .Algen in äusserst feine Spitzen aus, je einfacher hingegen die Verzweigung, desto stumpfer
sind in der Regel die äussersten Zellen der Aeste abgerundet. Die Conferven |iflanzen sich sämmtlich
durch Bildung von Sporen (Samenzellen) fo r t, welche durch das Zusaminenhallen von Chloiophyll-
körnern entstehen. Es kann sich sogar ein einzelnes Clilorophyllliläschen zu einer Spore ausdelmen.
Die manigfaltigen Arten dei- Sporenbildung näher zu be.sclireilien, würde uns hier zu weil führen.
Wir beschränken uns darauf, das Notliwendigste aus diesem Gebiete zu erwähnen, liei einigen Arleii,
namentlich bei Spiroyyra, blähen sich die gegenüberliegenden Zellen zweier lienacliliarten Exemplare
auf. bis sie einander erreichen. Die beiden in gegenseitige Berührung getretenen Zellwände lii.seii sich
nach kurzer Zeit auf. der Inhalt beider Zellen lliesst zusammen und bildet nun die Samenspore. welche
nach erlangter Reife aus der platzenden Muttei-zelle heraustritt. um sich zu einem neuen Algenfaden
zu entwickeln. Die gewöhnlichen Samen.sporen .sinken auf den Grund der Gewässer, wo sie sich durch
Zellen theilung zn einem Schlauche erweitern, der dann schnell der Oherlläche des Wassers, dem
Lichte entgegenwächst. Ausser diesen gewöhnlichen Samensporen bringen gewisse .Algenarten auch
noch Schwärmsporen hervor, welche, bisweilen mit beweglichen Wimpern versehen, sich sofort nach
ihrer Entlassung aus der Mutterzelle frei lierumtummeln, bis sie sich irgend-wo festsetzen, in Ruhe ihre
Entwicklung zu beginnen. Sie entstellen haufenweise in gewissen Zellen der Alge, während die ändern
Sporen immer nur einzeln in einer Zelle vorhanden sind und sich durch eine hräuiilich grüne Farbe,
sowie durch ihre Grosse von den Schwäniisporeii unterscheiden. Theils die AVimpeni, theils einzelne
rothe Punkte, die man für Augen hielt, gaben früher A’eranla.ssung, blosse Schwärm.sporen für Infusorien
anzuselien, welche Täuschung dadurch beseitigt ward, dass man aus einigen dieser vermeintlichen
Infusorien wirkliche Algen entstehen .sah. Da die Schwärmsporen so massenhaft entstehfii, liberkleiden
.sie oft ganze Teiche als ein schöner, gelhgrüner Teppich. Bei Anlass dieser beweglichen Pllanzeiikeime
dürfen wir übrigens auch eine Confervenart, welche als ausgebildete Pflanze Bewegung zeigt, nicht
unerwähnt la.ssen. Es sind dieses die Scliwingfäden oder Oscillarien (Taf. HI. Fig. 4). sehr dünne,
meist dunkelgrüne Fäden, welche wahrsclieinlich in Folge ihres iilieraus raschen Wachsthums (manchmal
I Zoll in einer Nacht) wni mföirmig schwingende, sehr lebhafte Bewegungen wahi-nehmen lassen.
Sie kommen im Schlamm, an Brunnenwänden, auf feuchtem Boden, eine winzige Art sogar in den
Fensten-itzen vor, wo sie grüne Flecken bildet.
Mit Recht weist man den Algen im Ptlanzeni-eich die unlerste Stelle an. Die Art ihrer V emeh-
riing sowohl, als die unler ihnen vorkommende Bevveguiigsfähigkeil stellt sie jener Slnfe der Orga-
iiismenhildimg, wo thierische und pflanzliche Natur noch in unter.scliied.sloser Einheit vorhanden .sind,
am nächsten. Welches ist nun aher ihre Stellung im Haushalte der Natur? Da frägt denn das prak-
lische Geniiith immer zuerst darnacli: Kann ich's essen oder nicht ? In der Thal sind auch schon .Algen
verspiesen worden, und man erfand sie als ein gar feines Gemüse. — iialürlicli! Es sind keine drei
.lahre verflossen, seit die Bewohner eines enilegenen Dorfes in Deutschland aiilieiigeii. Algen zu essen.