an Algen f e i, welche sie oft grösslenllieils überziehen. Wieder andere leben gesellschaftlich zu Hunderten
in einer algeniihnliclieii, aus Absonderungen ihres eigenen Körper.s gebildeten Sclileimnilire.
ln Folge fortwährender Theilung schliessen sich bei einige.) Arten viele Individuen leihenföi-mig
cinandei' an und bilden aul diese Weise bald anmuthige Ketten, wie z. B. Melosyra T a t I, Fig. 3,
bald breite liäiideia z. B Friuiitluria, T a t I, Fig. 13. bald kreis- oder halbkreisförmige Figuren, wie
d/ciVi/fo«, Tat H.. Fig. 2. üie eigentliche 0/atoma bleibt, bevor sie sich vereinzelt, um eine neue
ludividueiii-eihe zu beginnen, nach Lo.streniiung ihrer Nebenseite tiocli eine Weile vermitlel.st eines
kui'zen zähen Fus,sbandes mit ihi-en Scbwestei-n verbunden. Siehe Tat [., Fig. 12. Dass wii' fll)rigens
hiei- )iicht alle Hauptformen der Diatomeen aufzähleii, sondern nur eine Voi-stellung- von der Manig-
lalligkeit derselben verscliatlen wollten, versteht sich fäi- den Kundigen von selbst.
Sämmtlicbe Diatomeen besitze.) einen festen Panze)- ans reinei- Kieselei’de, welcher oft zieilich
gerippt erscheint. Innei-halh dieses Panzers befindet sich eine gallertai-lige Substanz, die dui'ch ihren
Eisengehalt eine bald bräunliche, bald gelbe Fäibung erhält und vei-möge der glasartigen Konsistenz
des Panzers deutlich dui-chschimmert. Anfangs durch die ganze Schaale gleichmässig vei'hreitet, zer-
theilt sieaiich im Veilaufe dei- Entwicklung nicht selten in mehrere Kügelchen, zieht sich aber auch
bisweilen in eine einzelne griissere Kugel zusammen. Ausser diesei- Substanz finden sich im Innern
der Diatomeen bin und wieder einzelne Oelkügelchen, welche die Stelle des Stärkemehls zu vertreten
scheinen. Von den vier Platten, welche den Panzer bilden, haben bei gewissen Arten je zwei eine
Oelfming in der Mitte, von weldier aus sich Spalten gegen die beiden enlferntern Enden hinziehen.
Diese zwei Platten bezeichnet man als die N e h e ii s e ite n . Die beiden iilirigen Seiten zeigen, .sobald
die Diatomee zur Fortpfiaiizung reif wird, iu der Mitte ihrer ganzen Länge nach eine Spalte, wo sich
sodann die Theilung in zwei Individuen vollzieht. Um de.sswillen werden sie die H a u p t s e i t e n
geiiaiuit. Kützing unlerscheidet ausser den angeführten Bestandtheilen der Diatomeen noch eine
Cementschicht, welche sich immer an den Seiten der einzelnen Kieselplatteii befinde und die Fugen
derselben inwendig auskleide, sowie eigenthümliche Bildungen auf der Aussenseite der Schaale, welche
sich, von derselben ablösbar, als Querstreifen, Punkte, Zellen u. dgl. darstellen. Ob gewisse Zeicli-
iiungen dem Panzer selbst angehSren oder nicht, basst sich am besten durch starkes Glühen der
Diatomeen entscheiden, welches den Panzer von allen äusserlichen .Anhängseln befreit und die innere
Substanz zerstiirt. Diese verschiedenartigen Bestandtheile der Diatomeen mussten anfgezälilt werden,
damit der Leser sich die manigfaltigen Zeiclmungen der Panzei-nächen, wie sie auf unsern Abbildungen
zu sehen sind, einigermaassen zu erklären vermöge.
Weiter fällt in Betracht die L e b e n s -w e is e lier Diatomeen.
Viele Ai-ten zeigen eine ganz entschiedene, an’s Willkürliche erinnernde Bewegung, und zwar
die Einen wälirend ihrer ganzen Lebenszeit, die Ändern nur so lange, bis sie irgendwo angewaclisen
sind. Erstere bewegen sich in der Begel manigfaltiger und lebhafter, als Letztere. In gerader
Biclitnng einlierschwimraend. können sie plötzlich wenden, auf- oder iinterlanclpeii. .sich iiiiiwälzi-ii,
sogar grös.sere Körper, die ihnen im Wege stelin. bei Seile, .schieben. Elirenbei-g vill an einigen
grössern Arten der Familie Nriricula ( vgl, Taf. 1. Fig. 4 und fi) als Bewegungsorgan einen llei.scliigen,
solilenartigeii Fuss entdeckt haben. Da.ss es uns, die wir eine .Menge dieser »Srtiiffclien» untm- BOB
bis 700-facher Vergrösserung aufs Genauste untersucht haben. bis jetzt nicht gelungen ist. die.ss
Bnder zu linden, darüber wollen wir uns mit Kützing trösten, der sich ebenfalls keines bessern
Erfolges zu rülinien weiss. Bei einer ändern Diatomee bat Elirenberg feine Fäden (Lilien| walirge-
nommen, welche, rings um den Panzer hervorstelieiid, willkürlich verkürzt und verlängert, auch ganz
eingezogen werden koiiiUen. .Vucli wir haben solche Lilien mehrmals bei Siipuati'lla Xilzscliü (Taf. I.
Fig. 13) bemerkt, jedoch nicht die mindeste Bewegung an denselben beobachtet, obgleich die Diatomee
lebhaft eiiiherscliwanim. Erwägen wir nun, da.ss die Bewegungsorgane, welche man zur Seltenheit
hemerkt zu haben meint, Immerhin zweifelhafter Natur sind, dass hingegen hei der ungeheuren Mehrzahl
der Dialomeeii gar keine Spur von solchen wahrzunehmeii Ist; so bleibt nichts lies.seres übrig,
als das unumwundene Ge.ständiiiss, es gehöre die Art, wie die Dlatoiiieen ihre Bewegungen bewerkstelligen,
immer noch zu den ungelöslen Bäthseln der Nalur.
Schon eher im Klaren sind svir hinsichtlich der E r n ä h r u n g dieser merkwürdigen Geschöpfe.
Zwar können wir der .Vnsiclit Elii-enhergs, welcher die Eine dei- hie und da inmilteii der Nelien.seiten
befindlichen Oelfnungen für den Mund der Diatomee hält, nicht heistimmen. da noch Niemand etwas
von diesem vermeintlichen Munde hat verscliUngen sehen. Gewisse Bläschen um fragliche MundölT-
nung herum, die jedoch nur hei einzelnen Arten Vorkommen, sieht Elirenberg für Magenzellen an.
weil sie sich blau färbten, als er sie einige Tage in Indigowa.sser stehen liess, und. nachdem er diese
FIü.ssigkeit abgegossen, nochmals mit frischem Indigowa.sser getränkt hatte. Diese Thatsache hat für
Ehreiibergs Ansiclit um so weiiigei- Beweiskraft, da sie sich auch reimen lässt mit folgender .Annahme
lietrelfend die Ernährungsweise der Diatomeen: Wie dieselben, denken w ir. sich durch Exosinose
(.Ausschwitzung) eines gewissen biklsamen Schleims entledigen, also werden .sie auch durch Endo.smose
(Einsaugung) mittels! der an den Panzerfugen oder au den Längsenden befindlichen Häute die im
Wasser aufgelöste Nahrung zu sich nehmen. Besonders wahrscheinlich dünkt uns. dass die schma-
rotzorähiilich auf Algen oder grössern Diatomeen sitzenden Arten veniiittelst des Fu.ssendes. womit
sie sich feslhalten, Nalirung einsaugen. Dafür spricht der Umstand, dass das VMrkommen solcher
Diatomeenarte.i an diejenigen .Arien von Algen, worauf sie leben, gebunden ist, dass mau demnach
gewisse Schmarotzerdialomeeu nirgends findet, als nur da, wo die ihnen zum Wohnsitz angewiesene
Alge ebenfalls vorkommt. .Auch mag die im Stiel der Gomphonemen deutlich wahrnehmbare Bohre
zur Leitung des eingesogenen Nahrung.ssaftes dienen.
Die häufigste Art. w ie die Diatomeen sich f o r tp f l a n z e n , ist oben bereits erwähnt. Ausserdem
haben wir an Melosira rnrians (Taf. I. Fig. 3) hie und da knospenälnilicheGebilde heohaclitet, welche