i^age des Herzens*
Das 'Gerippe der Fische ist nicht mehr wie das Gerippe der höher und yoll-
kommencr org.inisirten Thiere, dcr Saugthiere, Vögel und Amphibien, in einen
Kopf, eine bestimmte Brust - Bauch - yncj Beckenböjile getrennt, sondérn das Becken
ist verschwunden und die Brust ist mH dem Kopf zus^mmengeschmolzen oder ejus
geworden. Alle jene Qrganç, w.elche bei denen höher, organisirten Thier en in der
Brusthöhle liegep, wie das Hprz und die Werkzeuge des Ajhmens sind .bei den Fischen
in den Kopf getreten. Ja selbst das Brustbein und die vordem Extremitäten,
die Brustflofsen sind an dem Kopf eingelenkt pl ; nur die Rippen stehen noch mit der
Wirbelsäule in Verbindung, umgeben aber nicht das Herz und die Respirations organe)
sondern den Magern, den Darrpkanal, die Leber und die JZeugungsörgane.
Das Herz der Fische liegt in einer .besonder® Höhle am unteren und hintern
Theil des Kopfs q) unter und hinter den Kiemen und vor den Knochen der vorderen
Extremitäten oder] den Brustflofgen. Von der Bauchhöhle ist es durch das häutige
Zwerchfell getrennt. Nur allein in den Rochen, jenen merkwürdigen Thieren, welche
als Uebergangsglieder yon den Fischen zu den Amphibien zu betrachten sind, findet
man noch ein Analogon der Brusthöhle, in welcher das Herz liegt. Aus dem bisherigen
erhellt, dafs die Lage des Herzens bei den Fischen, in Bezug* auf die Respirationsorgane,
ebenfalls sehr abweichend ist von der bei den Menschen, den Sâugthiçren, Vör
gcln und Amphibien , denn bei diesen liegt das Herz zwischen den Respirationsorga^
nen, bei den Fischen aber liegt .es unter nnd. hinter denselben.
H er z b.eji tel.
In aljen Rischen , welche ich zergliedert .habe, fand ich einen ‘Herzbeutel, in
welchem das Herz eingeschlossen war. Er ist wie der der Saugfchiere, Vögel und
p) Uebcr die Knochen der Brust und ..der' vordem Extremitäten der Fische ist nachztrlesen : Geoffroy .Sr. Hilairje
l) Mein, sur les poissons, ou .l’on compare les pie’ces Osseuses de leurs nageoires avec les os de ,1’extremitê
anterieure des autres animaux a vertébrés. Annal, du Muse'um d’h ist. natur. T. 9. p. 357. — 3) Ment. sur
les poissons, ou l’on traite'de leur sternum sous -le point de vue de sa détermination et des ses formes ge >
raies lb. T. io. pag. 87-
q) Anmerkung. Die Benennungen oben, unten, vorne und hinten brauche ich nach dem gewöhnlichen‘Stand
des Fisches im Wasser, wobei der Körper horizontal steht, der Rücken oben und der Bauch unten ist,.
Amphibien, eine dünne, weifslich glänzende Haut in Gestalt eines S acks, deren
aufsere Fläche rauh, deren innnere Fläche aber glatt ist. Der Herzbeutel ist aus dichtem
Zellstoff gebildet und erhält feine Arterienzweige, deren feinste Verzweigungen
au f der innern glatten Fläche eine Flüfsigkeit absondem r).’ Seine Venen münden in
die Venen der Substanz des" Herzens ein. Die äufsere Fläche des Herzbeutels ist
durch lockeres Zellgewebe mit den benächtbarten Theilen verbunden, besonders stark
.sah ich diese Verbindung bei den Rochen, wo sich der Herzbeutel an den breiten Knorpel,
an welchem die Zunge und die Kiemen befestigt sind, so fest anlegte, dafs er
ganz zu fehlen Schien, doch liefs er sich hei genauerer Untersuchung von dem Knorpel
lostrennen;s). : Nachdem er sich an die benachtbarten Theile angesetzt hat, vorzüglich
nach hinten an das häutige],Zwerchfell, zieht er sich an der Kiemenarterie herunter,
und -breitet sich über die Herzkammer und den Veneusack aus; mit diesen
Theijen ist er durch kurzes Zellgewebe sehr genau verbunden. Nach oben und hinten
bleiben in ‘ dem Herzbeutel zwey Oefinungen für die beiden Hohlvenen, die in
den -Venensack einmünden. In dem Röchen, besonders im Nagelrochen, ist die Herzkammer
an der ober® Fläche sehr stark mit dem weiten Theil des Herzbeutels verwachsen
, SO, .dafs das -Herz dadurch in seiner Lage sehr fest erhalten wird. Im
Meeraal fand ich den Herzbeutel graubläulich und mit vielen feinen schwarzen Punkten
besetzt, seine innere Fläche war durch fadenförmige Adhaesionen mit dem Theil
des Herzbeutels verwachsen, welcher sich fn die Herzkammer anlegt, t) Diese Ad-
Laesionen glichen vollkommen“ denjenigen Verwachsungen, welche sich im Menschen
bei der Entzündung des Herzbeutels bilden. Litt der Fisch vielleicht an einer solchen
Entzündung,?
r) Al. Bernh. JKölpin fand beim Schwer,tfisch einen dünnen und durchsichtigen Herzbeutel, der an den Seiten
der Brust und an dem obern Theil des Zwerchfells .fest, angewachsen war. Er enthielt eine dunkelgeibe
Feuchtigkeit. S. seine Bemerkungen üb. d. Zerglied. u. Naturgcsch. des Schwertfisches in d. Abhand, der
Schw.ed. Akad. der Wisscrisch. .übers. ,v. Kästner. 1769 p* 12.
s) Vicq. d’Azyr gibt fälschlich an,. dafs den Rochen und überhaupt den Knorpelfischen der Herzbeutel fehle.
Auch Perrault will keinen Herzbeutel bei der Zergliederung des Squalus vulpes gefunden haben. S. seine
Desc. anat. dji Renard Maxiu in d. Me'nj de l’Ac. des Sc depujs 1666— i(>99- T. 3. P. 1. p.116.
t) Rroussonet fand ähnliche Adhaesionen im Seewolf Anarichias lupus. In s. pbservations sur 1c loup marin.
in. d. Mein, de l’Ac. des 5. c. de Paris l^85■ P- *Ö9>