Auf die Vögel folgen die Säugthiere in Hinsicht der Ausbildung der Respirationsorgane.
Bei ihnen ist die Zahl der Contractionen des Herzens in einer Minute schon
geringer, sie variirt von 40 bis 90. Die häufigen Contractionen in einer Minute erfolgen
bei den Raubthieren, die weniger zahlreichen bei den Wiederkäuern und den
Nagern, vorzüglich bei solchen Nagern, welche sich meistens in der Erde aufhalten.
Die Lungen der Raubthiete sind auffallend gröfser als die der Wiederkäuer und der
Nager.
Bei den Amphibien endlich, deren Respirationsorgane weniger ausgebildet sind
als bei den Säugthieren, indem sie zwar grofse aber sehr wenige Lungenzellen haben, wo
folglich die eingeathmete Luft nur auf eine kleinere Gefäfsfläche einwirken kann, und
die auch eine unreinere Luft athmen, ist die Zahl ^er Con^^.äp,nen,;in.!«.n^r. Minute
viel geringer als bei den Säugthieren. Das Herz der Eidechsen, der Fische, dei;
Schlangen contrahirt sich in einer Minute nur ßg, bis 40 maR, Die Zahl de? C09-
tractionen des Herzens bei den Mollusken mit Lungen, welche Luft athmen, sie mögen
sich nun im Wasser oder in der Luft auf halten, ist ebenfalls sehr gering, z. B.
bei den Wegschnecken, bei der Weinbergschnecke b e i^ e r Schwünmschnecke j;Ne-
rita vivipara) u. a. erfolgen in einer Minute nur einige dreifsig Contractipnen.
Das Herz der Fische contrahirt und expandirt sich noch lange Zelt nachdem es
aus dem Körper genommen ist, dies ist sehr bekannt, q) Die Dauer der Reizbarkeit
des Herzens variirt ebenfalls bei den verschiedenen tischen, und zwar, was merkwürdig
ist, die Reizbarkeit des Herzens dauert bei den Fischen mit kleinem, blafsro-
them Herzen und mit kleinen Kiemen;, z. B. bei den Aalen, der Quappe,, der Bartumber
u. a. ungleich länger als bei den Fischen mit grofsen rothen Herzen uftd grofseu Kiemen,
z. B. bei den Hechten, Hayfisphen, Salmarten u- a o Wenn sich das Herz der
ersteren Fische noch nach drei bis fünf Stunden, nachdem cs aus dem Kqrperder
Fische herausgenommen w a r, cöntrahirte und expandirte, so zeigte das Herz der
q) Cor toipedinfa exçissum motum palpitationemque »am per th°™?. • « n t ^ a t Stephan. Loreimm
obscrvationi intörno alle Torpedini. Florenz 16%. 4- Valentin« Amphith. P. f . u î .
Cor anguillae aliquot post horis avulsum et rejfectum adhuc'païpiWvitV Ant,. yallisnen de ovario
anguillarum in d. Eph. N. C. Cent. i. a. app. p. 153. auth in Valentin! Aniph. Zoot. P. i . p. riß.
lezteren Fische durchaus keine Bewegungen mehr, indem diese schon nach einer bis
zwei Stunden aufgehört hatten. Hieraus ergiebt sich also folgendes Gesetz für die
Reizbarkeit des Herzens: die Dauer und Stärke der Reizbarkeit stehen in umgekehrten
Verhältnifs, in Fischen deren Herz sich kräftig und oft zusammenzieht dauert die
Reizbarkeit nur kurze Zeit, umgekehrt in Fischen deren Herz sich schwach und selten
contrahirt dauert die Reizbarkeit lange Zeit; in jenen ist also die Reizbarkeit, wenn
ich mich so ausdrücken darf, intensiv in diesen extensiv. Dieses Gesetz nun gilt für
die Reizbarkeit des Herzens und der Muskeln aller Thiere.
Keine Thiere haben ein stärkeres und rötheres Herz und stärkere und rötbere
Muskeln als die Vögel, aber auch bei keinen anderen Thieren, dauert die Reizbar-'
Reif des liefzen^ und der Muskeln kürzere Zeit als bei den Vögeln. Kaum hat man
bei lebenden Vögeln das Herz ürid Muskeln aus dem Körper geschnitten und schon
hören das Herz und' die Muskeln auf sich zu pontrahiren und sind durch keinen
Reiz, selbst durch deh, Galvanischen Reiz nicht, wieder zu beleben.
Schon länger dauert die Reizbarkeit bei den Säugthieren, das Herz und die Muskeln
äufsern nach den Tod des Thiers noch eine, zwei und mehrere Stunden lang
Reizbarkeit, besonders wenn die Luft nicht zu kalt ist.
Dafs bei den Amphibien die Reizbarkeit des Herzens und der Muskeln ungleich
langer dauert 'als bei den Säugthieren ist zu bekannt, als dafs ich hierzu Belege an-
züfiihren brauche.
Hier will ich nur noch einiger Beobachtungen und Versuche über die Reizbarkeit,
des Herzens der im.... Winterschlaf begriffenen Thiere, welche Mangili r) angestellt
hat, Erwähnung thun, die zum Beweise dienen, dafs die Stärke und Dauer deiv
Reizbarkeit in einem Gegensätze stehen, da wo die «Stärke zunimmt, vermindert sich
die Dauer, und umgekehrt. Mangili tödtete ein- Murmelthier, welches im Winters
schlaf begriffen war, und da er das Thermometer in die geöffnete Bauchhöhle brachte,
stieg es , auf 7£ Grad-, über Null, Die Temperatur des Zimmers in welchem er den
Versuch anstellte betrug 6§ Grad, folglich stieg das Thermometer nur um einen Grad.
r ) 'Mémoire sur la Lethargie des Marmottes, in den Annales du Muséum d’ histoire naturelle T. 9. p- 106.
T. ib : p. ki4- ? I