— i8 —
Sehr abweichend ist die Gestalt und Lage des Venensacks von der eben beschriebenen,
in denjenigen Fischen, deren Körper Von der Seite stark zusammengedrückt
ist, wie in den Arten des Geschlechts Zeus, Pleuronectes und Chaetodon. In allen
Arten von platten Fischen, welche ich zergliedert habe, liegt der Venensack am obem
und hintera Theil der Herzkammer, und ragt weit hinter derselben hervor; im Glattbutt
(Pleuronectes rhombus) ist er länglich und etwas von der Seite zusammengedrückt
(Fig. 22. 23.), eben so in dem Bogenfisch (Chaetodon arcuatus) (Fig,'24.(25.), in der
Zunge (Pleuronectes solea) aber ist er rundlich (Fig. 21..), Diese Lage des Venensacks
in den genannten Fischen kommt ganz mit der Gestalt des zusammengedruckten Körpers
überein, welcher eine Ausbreitung des Venerisacks nach vorn und nach den Seiten
nicht erlaubt. Die Structur des Venensacks ist ganz dieselbe A welche ich bei den
vorigen Fischen angab, nur die Hohlvenen insefiren sich ganz nach hinten,
In der Meergrundel (Gobius niger) und in dem Panzerfisch (Loricaria plecostemus),
Fische, deren Körper plump und rundlich ist, liegt der Venensack als ein runder Sack
auf der Herzkammer (Fig, 19. 33,). In dem grofsschüppigeri Drachenkopf (Scörpaena
scrofa) befindet sich der Venensack ganz hinter der Herzkammer, er ist sehr breit und
hat auf jeder Seite einen Anhang, der sich um das finde der Herzkammer anlegt
(Fig. 20A
Von der Herzk.ammer,
• In allen Fischen findet man nur eme Herzkammer, welche weniger geräumig ist
als der Venensack, und in welche das venöse Blut aus dem Venensack eihströmt. An
der Mündung des Venensacks liegen einige Klappen, welche hinderen, dafs das in die
Herzkammer geflofsene Blut, nicht wieder in den Venensack zurückfliefsen kann. Die
Herzkammer ist sehr muskulös und aus ihrem vorderen Theil entspringt die Kiemeii-
arterie, an deren Ursprung sich mehrere Klappen befinden, die sich dem Rückflufs des
Bluts widersetzen. Die Gestalt der Herzkammer und die Zahl der Klappen variiren in
den verschiedenen Fischarten sehr; die Gestalt der Herzkammer kommt immer aufs genauste
mit der Gestalt des Fisches überein; die Zahl der Klappen .richtet sich nach
der Leichtigkeit der Circulation des Bluts durch die Kiemen. Wir wollen jezt die
Herzkammer mehrerer Fischarten einzeln betrachten, und zwar mit den Knorpelfische»
den Anfang machen.
— 19
Die Herzkammer des Dornrochens (Raja rubus) ist platt, von oben nach unten
zusammengedrückt, und sehr breit wie der Fisch; sie liegt unter und hinter dem V e nensack
’(Fig. 1.).; Aus ihrem vorderen Theil entspringt rechts ein langer etwas platter
muskulöser C y linder, der sich an dem Herzen aller von mir zergliederten Knorpelfischen
findet, und welch en ich den c y lindrischen Anhang der Herzkammer nenne,
an dem vorderen Theil desselben inserirt sich die Kiemenarterie, er gleicht daher dem
arteriösen Kegel des Lungen Ventrikels der Säugthiere und Vögel, nur dafs er bei, den
Fischen ungleich gröfser und ausgebildeter ist. Die Wände der Herzkammer sind
sehr muskulös, und die Muskelbündel kreuzen sieb im Inneren nach mancherlei Richtungen,
Links am oberen. und vorderen Theil befindet sich die in die Queere gezogene
Oeffnuhg des Venensacks, durch welche das venöse Blut bei der Contraction
des Venensacks eindringt. Der Rückgang des venösen Bluts in den Venensack, bei
der Contraction der Herzkammer, wird dadurch gehindert, dafs sich eine dreizipfelige
oder eigentlich eine dreisegelige Klappe vor die Oeffnung des Venensacks legt und diese verschliefst.
Diese Klappe is t eine Verdoppelung der innersten Haut des Venensacks; der
Bauch oder die Aushöhlung jedes der drei Segel ist gegen die Herzkammer gekehrt
und die Schenkel sind all den Wänden des Ventrikels befestigt (Fig. 4.), wodurch
das Umschlagen der Segel in den Venensack unmöglich gemacht ist; das mittlere Segel
ist das gröfste, das rechte und.‘ vordere ist das kleinste. Die merkwürdigste Einrich-
tung der Herzkammer ist der Zylindrische Anhang, de r eigentlich nur eine Fortsetzung
der Herzkammer 'ist, und wie diese viele Muskelfafsern besitzt, die starke
Ringe bilden. Im Innern dieses Anhangs liegen fünfzehn halbmondförmige Klappen
in fünf Reihen übereinander,' deren Rand uild Segelraum gegen die Kiemenarterie gekehrt
ist (Fig. 5.). Die drei Klappen der ersten oder vorderen Reihe sind die stärksten
und grössten, sie kommen in ihrer Gestalt und in ihrer Lage am Ursprung der
Kiemenarterie mit den drei halbmondförmigen Klappen überein, welche man bei den
Menschen und. [den Thieren der drei höhern Clafsen, an dem Ursprung der Lungen-
arterie an trifft. Jede dieser Klappen besteht aus einer Verdoppelung der inneren Haut
der Kiemenarterie und aus Muskelfafsern, welche sich .zwischen die Verdoppelung
erstrecken; in der Mitte jeder Klappe erblickt man ein kleines knorpelartiges Knöt-
chen (NoduIus Morgagni), wie in den halbmondförmigen Klappen des Menschen, der
Säugthiere und Vögel. Die drei halbmondförmigen Klappen der zweiten Reihe sind
die kleinsten und engsten; die der dritten, vierten und fünften Reihe sind von gleicher
3 *