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 Sehr  abweichend  ist  die  Gestalt  und  Lage  des  Venensacks  von  der  eben  beschriebenen, 
   in  denjenigen  Fischen,  deren  Körper  Von  der  Seite  stark  zusammengedrückt  
 ist,  wie  in  den  Arten  des  Geschlechts  Zeus,  Pleuronectes  und  Chaetodon.  In  allen  
 Arten  von  platten  Fischen,  welche  ich  zergliedert  habe,  liegt  der Venensack  am  obem  
 und  hintera  Theil  der  Herzkammer,  und  ragt weit  hinter  derselben  hervor;  im  Glattbutt  
 (Pleuronectes  rhombus)  ist  er  länglich  und  etwas  von  der  Seite  zusammengedrückt  
 (Fig.  22.  23.),  eben  so  in  dem  Bogenfisch  (Chaetodon  arcuatus)  (Fig,'24.(25.),  in  der  
 Zunge  (Pleuronectes  solea)  aber  ist  er  rundlich  (Fig.  21..),  Diese  Lage  des Venensacks  
 in  den  genannten  Fischen  kommt  ganz  mit  der  Gestalt  des  zusammengedruckten  Körpers  
 überein,  welcher  eine  Ausbreitung  des  Venerisacks  nach  vorn  und  nach  den  Seiten  
 nicht  erlaubt.  Die  Structur  des  Venensacks  ist  ganz  dieselbe A welche  ich  bei  den  
 vorigen  Fischen  angab,  nur  die  Hohlvenen  insefiren  sich  ganz  nach  hinten, 
 In  der Meergrundel  (Gobius  niger)  und  in  dem  Panzerfisch  (Loricaria  plecostemus),  
 Fische,  deren  Körper  plump  und  rundlich  ist,  liegt  der  Venensack  als  ein  runder  Sack  
 auf  der  Herzkammer  (Fig,  19.  33,).  In  dem  grofsschüppigeri  Drachenkopf  (Scörpaena  
 scrofa)  befindet  sich  der  Venensack  ganz  hinter  der Herzkammer,  er  ist  sehr  breit  und  
 hat  auf  jeder  Seite  einen  Anhang,  der  sich  um  das  finde  der  Herzkammer  anlegt  
 (Fig.  20A 
 Von  der  Herzk.ammer, 
 •  In  allen  Fischen  findet  man  nur  eme  Herzkammer,  welche  weniger  geräumig  ist  
 als  der  Venensack,  und  in  welche  das  venöse Blut  aus  dem  Venensack  eihströmt.  An  
 der Mündung  des  Venensacks  liegen  einige  Klappen,  welche  hinderen,  dafs  das  in  die  
 Herzkammer  geflofsene  Blut,  nicht  wieder  in  den  Venensack  zurückfliefsen  kann.  Die  
 Herzkammer  ist  sehr  muskulös  und  aus  ihrem  vorderen  Theil  entspringt  die  Kiemeii-  
 arterie,  an  deren Ursprung  sich mehrere Klappen  befinden,  die  sich  dem Rückflufs  des  
 Bluts  widersetzen.  Die  Gestalt  der Herzkammer  und  die  Zahl  der  Klappen  variiren  in  
 den  verschiedenen  Fischarten  sehr;  die Gestalt  der Herzkammer  kommt  immer  aufs  genauste  
 mit  der  Gestalt  des  Fisches  überein;  die  Zahl  der  Klappen  .richtet  sich  nach  
 der  Leichtigkeit  der  Circulation  des  Bluts  durch  die  Kiemen.  Wir  wollen  jezt  die  
 Herzkammer  mehrerer  Fischarten  einzeln  betrachten,  und  zwar mit  den Knorpelfische»  
 den  Anfang  machen. 
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 Die  Herzkammer  des  Dornrochens  (Raja  rubus)  ist  platt,  von  oben  nach  unten  
 zusammengedrückt,  und  sehr  breit  wie  der  Fisch;  sie  liegt  unter  und  hinter  dem  V e nensack  
 ’(Fig.  1.).;  Aus  ihrem  vorderen  Theil  entspringt  rechts  ein  langer  etwas  platter  
 muskulöser  C y linder,  der  sich  an  dem  Herzen  aller  von  mir  zergliederten  Knorpelfischen  
 findet,  und  welch en  ich  den  c y  lindrischen  Anhang  der  Herzkammer  nenne,  
 an  dem  vorderen  Theil  desselben  inserirt  sich  die  Kiemenarterie,  er  gleicht  daher  dem  
 arteriösen  Kegel  des  Lungen Ventrikels  der  Säugthiere  und  Vögel,  nur  dafs  er  bei, den  
 Fischen  ungleich  gröfser  und  ausgebildeter  ist.  Die  Wände  der  Herzkammer  sind  
 sehr  muskulös,  und  die  Muskelbündel  kreuzen  sieb  im  Inneren  nach  mancherlei  Richtungen, 
   Links  am  oberen. und  vorderen  Theil  befindet  sich  die  in  die  Queere  gezogene  
 Oeffnuhg  des  Venensacks,  durch  welche  das  venöse  Blut  bei  der  Contraction  
 des  Venensacks  eindringt.  Der  Rückgang  des  venösen  Bluts  in  den  Venensack,  bei  
 der  Contraction  der  Herzkammer,  wird  dadurch  gehindert,  dafs  sich  eine  dreizipfelige  
 oder eigentlich eine dreisegelige Klappe vor die Oeffnung des Venensacks legt und diese verschliefst. 
   Diese  Klappe is t  eine  Verdoppelung  der  innersten  Haut  des  Venensacks;  der  
 Bauch  oder  die  Aushöhlung  jedes  der  drei  Segel  ist  gegen  die  Herzkammer  gekehrt  
 und  die  Schenkel  sind  all  den  Wänden  des  Ventrikels  befestigt  (Fig.  4.),  wodurch  
 das Umschlagen  der  Segel  in  den Venensack  unmöglich  gemacht  ist;  das  mittlere Segel  
 ist  das  gröfste,  das  rechte  und.‘ vordere  ist  das  kleinste.  Die  merkwürdigste  Einrich-  
 tung  der  Herzkammer  ist  der  Zylindrische  Anhang,  de r  eigentlich  nur  eine  Fortsetzung  
 der  Herzkammer  'ist,  und  wie  diese  viele  Muskelfafsern  besitzt,  die  starke  
 Ringe  bilden.  Im  Innern  dieses  Anhangs  liegen  fünfzehn  halbmondförmige  Klappen  
 in  fünf  Reihen  übereinander,'  deren  Rand  uild  Segelraum  gegen  die  Kiemenarterie  gekehrt  
 ist  (Fig.  5.).  Die  drei  Klappen  der  ersten  oder  vorderen  Reihe  sind  die  stärksten  
 und  grössten,  sie  kommen  in  ihrer  Gestalt  und  in  ihrer  Lage  am  Ursprung  der  
 Kiemenarterie  mit  den  drei  halbmondförmigen  Klappen  überein,  welche  man  bei  den  
 Menschen  und. [den  Thieren  der  drei  höhern  Clafsen,  an  dem  Ursprung  der  Lungen-  
 arterie  an trifft.  Jede  dieser  Klappen  besteht  aus  einer Verdoppelung  der  inneren  Haut  
 der  Kiemenarterie  und  aus  Muskelfafsern,  welche  sich  .zwischen  die  Verdoppelung  
 erstrecken;  in  der  Mitte  jeder  Klappe  erblickt  man  ein  kleines  knorpelartiges  Knöt-  
 chen  (NoduIus  Morgagni),  wie  in  den  halbmondförmigen  Klappen  des  Menschen,  der  
 Säugthiere  und  Vögel.  Die  drei  halbmondförmigen  Klappen  der  zweiten  Reihe  sind  
 die  kleinsten  und  engsten;  die  der  dritten,  vierten  und  fünften  Reihe  sind  von  gleicher 
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