Illso
1 X ' I ' Mpnscil iil (Ins Ma.iss und dei- Md&scr (Irr Scliopfiing, i
mich sein eigenes Maas-s enlli.illen iinil sein oigeiu-r Messer s
:r die HAhe der Gcilsit immer wiedur mit s der Sclieiu-Iwrill
Die [.clii-c von diesem seinem walirliaflen oiler vermeintlichen M<iassii
lial nmn niil dorn Nmiion der l'roporlion der monsclili'clien Rcslall
bezoiclmel
Von ollen Zeiten her ist der lirkcnnlniss dieser Lehre oder dei' Aiiflindun^
dieses Maasses wesenllieh nachgelmeinet worden zum tlehvif der
bildenden Kunst und insbesondere der N&chl.ildung der mensehliciien Geseilt,
sei es in |>lnstisc.-her h'oriii oder in Zeicimung. Es ist indess diu
Vorwenilung doi-selhon Tiir solchen Zweck nur ein licilici' sich crgeliendei-
Nutzen, gleicli so viel Anwendungen der Miilliematik auf Bedürfnisse (ies
gewiihnlichcn Lebens; — von liüherm Interesse niiiss tier Wissenschaft
diese Lehre an und Tür sich sein, imil recht verstanden wird sie dann
zur eigEntliehcn Grundlage »Her Gcslaltungslclire (Morphologie; <les inenschlieheu
Organismus. — Wie iler Architekt vor Ausfulirung eines Palastes
den Baum misst und ointheilt, welcher dem Gebäude werden kann, bevor
er Waiil der Verzierung und Ausfülirung der Einzelheiten bedenkt, so
müssen in der Morphologie die Erkenntnisso zuerst feststehen, welche die
Uiiuraliclikcit der Gestalt im Ganzen erklären, bevor der feine anatomische
Uiui im Kinzolnen begriflcn wercioti kann.
Von diesem Slandpunklo ausgehend, darf man nun allerdings sagen,
das« eine i'^porlionslehro im luihorn Sinne noch nie angestrebt worden
.«ei iiiul ddss <lic bisherigen Voi-suche dieser Art niemals einen u»hren
wissenschüfUiehen Grund an die Spitze ihrer Polgenmgen zu stellen vermocht
haben. Ulan darf nur die meisten didsep Proportionen untereinander
vergleichen, um die vollkomiiienstc Willkilr als das hior allein Herrsclieiide
zu erkennen.
Wir haben ülteste Untwiirfe dieser Art aus Aegypten den 51 ittheilungen
von l.epsius an die berliner Akademie der Wissenschaften zu danken,
UIKI da schon sehen wir zu drei verschiedenen Perioden auch drei g!inz
vei-schiedeno froportionen auf die nienscldiche Geslalt angcwcn<let. welche
sämintlich wesentlich darauf beruhen, die ganze Fusslängo zum Maas.'so
derselben zu verwenden und so einen eigentlichen Kanon heiv.uslollen. Der
iiitesle Knnon aus einer Grabkammer der Pyramidcnfeldor bei Memphis,
welche, in die vierte bis sechste Dynastie Mancthu gehören (ungenthr 3000
Jahre vor Christus), theilt die Iluhc der Kigiir gruan in sechs PussÜingen,
so jciloch, iliiss die ScheiteKvülbung noch über die scchste Ahtheilung frei
heraiisragt. Oer zweite Kanon rührt aus der Rliitezeit des Pharaonisehen
Heii'hes; er zerlJillt diu Knsslänge in drei Thcile und bildet aus solchem
Di iltlicil nun Ouadrate, in deren liesammtzshl die Figur oingeschlossen ist,
und zwur wieder so, dass 1H Quadrate die Höhe der Gestalt bis zur
Augeiibraun.; heslinuiien, worüber dann die SclieitelWölbung noch frei hinaiLsriigl,
Es ist also dieser Kanon ziemlich wieder der erate, nur mit
melu'fachor Tlieilung. Der dritte liam.n enillieh rührt aus der PtolemÜDrzoit
her um) war auth sclion von Dcnon in der i<Dcscription de l'Egypten
allgebildet worden. Er imlerseheiilet sich von ilem vorigen dadurch, dass
als welche {worauf ich schon in meiner «Symholik», S. tH, hingewiesen
habe) gleichsam der freien Willkür des Klinstleis liingcgoben blieb, nicht
in sechs, sondern in sieben Fussliingen theilte, sodass, da die Quadrate
wieder ein Drillheil des Fusse.'i betragen, die ganze Gestalthöho 21 solcher
Quadrate misst. Dieser Kanon .scheint sodann ziemlich unverändert auf
die iiitesle griechische Kun.it übergegangen zu sein, und der berülimtP,
aber nirgend genau aulbewahrte Polyklelskanon soll ein« ähnliche Einthcilung
gehabt haben.
Was die siiminilichen spälern Versuche dieser Art liplrifli, so sind
sie in der Einleitung zu dem verdienstvollen Werke von Gotlfr. Schndow
(«Polyklel, oder von den Miia.«5en des Menschen ctc «, Berlin 183t) ziemlich
vollständig Kufgemhil, alle jedoch, sowie die in Schadaw's Werke selbst
und in einigen noch neuem, loiticn zueret an dem Mangel, <lass sie für
ihr angenonunenes Grundmaass irgend eine morphologisch nachgewiesene
Nothwendigkeit aufziiriihron überhaupt unvermögend sind, und zweitens
daran, dass sie entweder geradezu dio ganze Liinge der Gestalt von der
Kusssohle bis zum Scheitel als Einheil annehmen und diese willkürlich
zcrrallen, oder dass sie, wenn sie auch nach einem besonders priignanlen
Körpertheile, Kopf oder Uaud, als Einheit messen, doch immer physiologisch
disparate Theile zusammenordnen, dagegen das durchaus Zusammengehörige
stets zusammenzustellen unterlassen. — Um dies klar zu machen, brauche
ich nur zu bemerken, dass in iiiiserm Organismus Bumpf unil Glicdmüsscn
Thcile durchaus verschiedcnor Ordnung sind, denen sodann das VerhSltniss
von Schndel und Unterkiefer vollkommen gegenübergeslellt werden muss;
beiderlei Theile verlangen daher auih stets ihre besondere Messung, und
es wird wissoiischaniich allemal zu Confusionen Tühren, wenn eine solche
Unterscheidung nicht gehörig beobaclilot wird. So z. II. ist ilie Liinge
<ler Geslalt von der Sohle bis zum Scheitel nur eine zusanunengesetzte
Grösse aus:
Höhe des Schädels + Länge des «umpfs + l.änge der untern Etlreroiliilen
und selbst bei den letztern ist wieder nicht die ganze Lunge gemessen,
welche doch eigentiich bis zur ausgestreckten Zehenspitze reichl, Messe
ich aber wirklidi nach nbwürLs die ganze Liinge der untern Eitremitaten
mit, so iniisste iiolhwenilig dann auch aufwürts die ganze Lüngo der über
den Kopf ausgestreckten Arme initgemessen werden, und nun erst wür<le
die Messung ncnigstens eonseqiient sein und deren Formel sich so ausnehmen:
Ganze Liinge ilor untern Extremitiiten -f- I.ängc des Rom|ifs + ganzer
Liinge ilcr obcrii Exlremilktcn.
Allein CS mangelt nicht an Gründen, weshalb auch eme solclie Messung
für Auflindung des Urmaasses nicht zu rechtrertigeu ist, und ich
verweile sonach jetzt nicht länger bei allen diesen unvollkommenen und
unwissenschaftlichen Vereuchen, sondern gehe sofort dazu über, die eigentliche
und allein saciigemüsse Proportionslehre zur Darstellung zu bringen.
B m m H