TAFEL XXVI .
SCHÄDEL EINES GRÖNLÄNDERS.
Ich hesitzf in meiner Sainmlinig zwei
Eskiinusehiidel aus Grünland, deren einen
iiiev abgebildeten ich Prutessur Ks c l i r i e l i t
in Kopenhagen, den andern sj^äter erhaltenen
icli einem Missionar verdanke, und
heide zeigen eine anatonn'sche Merkwürdigkeit,
welcher man sonst nur selir selten begegnet,
nämlich ein noch deutlich vom Oberkiefer
durch eine Naht geti'enntes Zwischenkieferbeiu.
Nun ist es aber bekanntlich
eine Kigenthümlichkeit menschlicher Bildung
gegen die der Säugethiere, dass in ersterer
diese beiden Knochen sehr zeitig verwachsen
und so wenig Tr ennung mehr erkennen lassen,
dass die StreitCrage; „ob auch dem Menschen
ein Zwisclienkiefer gegeben sei?" selbst
(Goethe bei frühen Studien dieser Art beschäftigen
konnte, und es erscheint deshalb allerdings
als eine mehr thierische Bildimg, wenn
eine solclie Tr enmmg offen i)leibt. Ol) indess
bei den Grönländern dies wirklich eine
allgemeine oder mindestens liäutige Bikhing
sei, werden erst weitere Untersuclunigen bestimmen
können, und icii erwähne deshall)
mu- vorläufig die Thatsache, dass sie bei diesen
zwei Scliädeln vorkonnnt, als Am-egiing
zu sol(;her Nachforschung.
Im übrigen ist die Gesammtfonn nur als
eine ziemlich geringe zu erkennen. Die
.Stirnhöhe übertrifi't die des Hinterhauptes
nur um '/.•" und ebenso viel überragt dafür
das letztere in seiner Länge die der e r s t em;
das Mittelhaupt ist auffallend schmal, und
dies Alles nebst besonderer Stärke der Kiefergegend
und des Jochbogens giebt Stoff genug,
um mit der dürftigen Geistesentwickelung
und der bekannten Gefrässigkeit der
Grönländer l^arallelen zu ziehen.