VOKTM8a8w M K U N O F .t t ZUM AT LAS VON CHINA.
Hn»|gHiPat un^ ohne Zagen übergebe ich der Oeßentlichkeit eine zu einem Atlas vereinigte
I S f e Ü f Anzahl von Kartenblättern, welche sich ; an meine in den Jahren 1868 bis 1872 in China
' zurückgelegten Reisewege anschließen und, zur Erläuterung der im zweiten Band meines
Werkes über- dieses LandjoeKpß-enthaltenen, sowie der. im dritten Band noch zu igebenden physisch-
geographischen Beschreibungen ¿'dienensoUen. Das scheinbar anspruchsvolle Gewand,, in welchem
:.die Karten erscheinen, war ursprünglich nicht beabsichtigt*) ■ und ist die Folge- einer Entwickelung,
deren kurze Darlegung zur nachsichtsvollen Beurtheilung der Mängel des Atlas, wie auch vielleicht
zur Würdigung desjenigen; was er positiv bietet, beitragen dürfte. \
Zurzeit meiner Reisen gab es von keinem Theil ¡vgn||>hma genaue Karten. |||||r£w|u-en
fifiie, meisten Theile der Küstenlinien ühd'die Unterläufe von zwei schiffbaren Strömen (Yang-tsze-kiang
und'‘,Pagio)| ■ durch (die vor trefflichen. Vermessungen der ^britischen Admiralität in zuverlässiger
Zeichnung niedergelegt! aber die letztere erstreckte sich, abgesehen von einigen gepeilten Berggipfeln,
landwärtsi-nicht'-üfier-idid^renzlinien des Wassers hinaus- Die Darstellung des Inneren beruhte gänzlich
auf den Karten der'Provinzen, welche d’Anville 135 JahreMzüyor.. im Maafsstab von i : 2 000 000
veröffentlicht hatte. Diese wiederum waren||au? Grundlage von Karten angefertigt, welche die
Jesuitenmissionare im Auftrag des Kaisers Kanghi in der-Art entworfen hatten, daß sie die von
ihnen Vorgefundenen einheimischen Situationszeichnungen mittelst einer großen Zahl astronomischer
Ortsbestimmungen in annähernd richtiges VerKälnils. brachten und mit einem Gradnetz versahen.
Die hohen Verdienste, ebenso wie die Mängel dieser riesenhaften Arbeit der gelehrten Missionare habe
ich an einer anderen Stelle zu erörtern versucht**).. Jene bestanden vornehmlich darin, daßdie Positionen
der meisten Bezirkshauptstädte vom Rang eines F u und einige kleinere Orte mit einer noch heute
in der Mehrzahl der Fälle Bewunderung erregenden Genauigkeit bestimmt waren. Die Städte von
den Rangstufen der Tshdu und HsiSn und eine klähgifAnzaht von Ortschaften von geringerem Rang
waren dazwischen eingetragen. Das Netz der größeren Ströme und ihrer Zuflüsse war in seinen
Grundlinien hinreichend gut für den Zweck einer allgemeinen Uebersicht gezeichnet. Die Mängel,
io SUuällonszclchnung beieil! vollende! war. Die weit über den damaligen
der KoitcnblSllor ist dor ursprüngliche Plan Milcht beibehalten worden! Es sei hier nur soviel bemerkt, daü die Thetl-
karton von China aus 54 Müllern, nämlich 27 orographischon und 27 geologischen, bestohen iverden. In wie weit der gegen-
würtlgo Plan darüber hinaus Gestaltung annohmen wird, wage ich in Anbetracht der bereits geschehenen Wandlung des Pro*
.welche, sich angesichts der gesteigerten Anforderungen der Gegenwart bemerkbar machen, sind
einerseits;'.in .dem Umstand begründet, daß .die Situationszeichnung sehr allgemein gehalten ist,
andererseits darin,, dafs die Gebirgszeichnung ein Erzeugniß der Phantasie war und auf der zu
d’Änville’s - Zeit herrschenden Theorie der Wasserscheideketten beruhte. Bei den späteren
Reproductionen der Jesuitenkarte, welche im gegenwärtigen Jahrhundert in Europa vielfach aus-
gefuhrt worden sind, wurden, mit Ausnahme der später zu erwähnenden Grimm'schen Karte, diese
KettmSOgt Jp$SP£SÄ''5$l*er'.nicli technisch veränderter Methode gezeichnet Eigentliche Verbesserungen
konnten, abgesehen von. der allmählichen Berichtigung der Küstenlinien und der
angegebenen Unterlaufe von zwei Strömen, nicht vorgenommen werden. Aß die vollständigste, auf
.Grundlage,-der.< alten Quellen angefertigte Uebersichtskarte von China kann noch heute diejenige
bezeichnet werden, welche Dr. Heinrich Berghaus in sehr sorgfältiger Zeichnung im Jahr 1843 bei
Justus Perthes in Gotha im Maafsstab von 1 : 7 000:000 herausgab.
Von ganz anderer Art -war der Entwickelungsgang, welcher sich hinsichtlich der Reichskarte
in China selbst voHzog. Die Bewohner haben, auf Grundlage der Stromläufe und der gegenseitigen
Entfernung der'Ortschaften, seit undenklichen Zeiten graphische Darstellungen ihres Landes ausgeführt,
welche kleinere oder größere Gebiete umfaßten. Da sie ein-Gradnetz nicht besaßen und mit astronomischen
Ortsbestimmungen fast unbekannt waren, mußte der Grad der Genauigkeit ihrer Karten
mit dem Umfang der darzustellenden Bodenfläche abnehmen. Die Anfertigung der Jesuitenkarte war
daher für sie ein Ereigniß von eminenter praktßcher Bedeutung. Sie erkannten den Werth des durch
dieselbe gewonnenen Gerippes fester Funkte, und im Lauf der Zeit begann man, es aß Grundßge
■für Uebersichtskarten des gesammten Landes zu benutzen. Mit dem größten bisher von den Chinesen
erreichten Erfolg-ist dies, auf einer. Karte geschehen, welche im Jahr 1863 auf Anordnung des damaligen
Generalgouverneurs von Hu-kwang, drih.I der Provinzen Hunan und HupiSi, in Wu-tshang-fu heraus-
gegeben iSie?3uhrt den Namen Ta-Tsing yi-tung yü-tu, d. i. vollständige Generalkarte
des Reiches der Ta-Tsing (-Dynastie), ist: im Maaßstab von 1:1000 000 gezeichnet und umfaßt das
ganze chinesiche Reich, im Westen und Norden selbst weit über dessen wirkliche Grenzen hinaus;
denn sie reicht; .bis . zum 80. Grad nördlicher Breite. Da die Karte einen Raum von beinahe 7 Meter
Höhe und 10 Meter Breite entnimmt, so ist sie für die Bequemlichkeit deS Handgebrauches in 32 Bände
abgetheilt,: von denen jeder einen Raum von zwei Breitengraden umfaßt Die Zeichnung ist roh und
verschwindet häufig in dem Gewirr chinesischer Schriftzeichen, welche vollkommen gleichmäßig, ohne
die Art oder den Rang des zu bezeichnenden Objectes auszudrücken, eingesetzt sind und in einzelnen
Gegenden dicht zusammengedrängt, in anderen locker gestellt sind. Straßen finden sich nirgends angegeben.
Bergzeichen sind ungeordnet und, ohne jegliche Abstufung nach Höhen, gleichmäßig über