
7. Chinese.
(Nach einer Original - Photographie.)
Das Bild stellt einen reichen chinesischen Kaufmann aus der Gegend von Nan-king dar
Am meisten fällt uns als ausgezeichnetes Merkmal der mongolischen Rasse die Augenstellung auf:
der Innenwinkel des Auges liegt tiefer als der Aussenwinkel, so dass die (nicht weit geöffnete)
Lidspalte schräg nach aussen emporsteigt; wie beim Japaner pflegt auch beim Chinesen das sp-
genannte Augenfleisch im Innenwinkel des Auges durch die sich lose darüberlegende Falte der
Gesichtsoberhaut verhüllt und nur dem genaueren Hinblick von der Seite aus erkennbar zu sein.
Echt mongolische Merkmale sind ferner der niedrige Nasensattel, die weizengelbe Hautfarbe und
die sehr stark hervortretenden Backenknochen. Hierdurch erhält zwar das Gesicht etwas unschön
Eckiges, auch stimmt die etwas breite Stumpfnase und die ziemlich dicke Lippe nicht mit unseren
Schönheitsbegriffen überein. Indessen ist im Übrigen die Ausgestaltung des hübsch geschwungenen
Umrisses der Lippe ebenso wenig hässlich zu nennen wie die Form und nur normale Grösse der
Ohrmuschel. Namentlich aber liegt in dem ganzen Ausdruck des Antlitzes mit seiner freien Stirn,
den ernst dreinschauenden dunklen Augen etwas Gedankenvolles und zugleich Mildes. Man merkt,
dass man. den Vertreter einer grössen Kulturnation vor sich hat.
Was die Tracht anlangt, so gewahren wir keine Spur von Bart, dagegen den lang vom
Hinterhaupt herabhängenden Zopf, das Abzeichen der Unterthänigkeit unter die Mandschu-Dynastie
seit 1644; das Vorderhaupt ist glatt rasiert. Das Gewand ist von blaugrüner Seide mit einem
reichen und geschmackvollen eingewebten Muster in goldgelber Seide.
8. Buschmann.
(Nach Gustav Fritsch’s „Die Eingeborenen Süd-Afrikas“.)
Die Buschmänner gehören mit den Hottentotten in eine und dieselbe Rasse, sind aber doch
in manchen Stücken von ihnen verschieden.. Ihr Höhenwuchs ist noch geringfügiger als der der
Hottentotten, denn Männer wie Frauen erreichen kaum die Höhe von 1,5®. Der hier dargestellte
Mann von etwa 60 Jahren mass nur l,46m- Die Haut ist ebenso glanzlos wie bei den Hottentotten,
aber dunkler lederbraun; sie ist auch bei den Buschmännern fettarm, sehr wenig elastisch und legt
sich darum schon bei Kindern in Falten, besonders da, wö sie öfterer Dehnung ausgesetzt ist, wie
am Armgelenk und am Knie,'doch auch im Gesicht, weil dasselbe zum Schutz des Auges gegen
das grelle Licht der heimatlichen baumarmen Steppe stets unwillkürlich verzerrt wird. Wir bemerken
hier namentlich um das zusammengekniffene Auge, an den Wangen und am Vorderhals
starke Hautrunzelung. Das Wangen- und Schlüsselbein,, die Halsknochen und das Brustbein stehen
skeletartig aus der kümmerlichen Muskeldecke heraus.
Der Kopf verrät in dieser Seitenansicht eine auffallende Niedrigkeit des Schädels, wie sie
auch den Hottentotten eigen ist; das Gesicht aber würden wir, von vorn betrachtet, nicht so
rautenähnlich nach Stirn- und Kinnseite'verschmälert erkennen wie beim Hottentotten, sondern
mehr quadratisch breit. Der Prognathismus ist ganz unbedeutend, die wulstige Dicke der Lippen
aüöh „ bei weitem nicht diejenige der Neger. Die stumpfe, sonst aber nicht unschön geformte Nase
ragt kaum über die Verbindungslinie der Augenbrauengegend mit der Lippe hervor. Die gewölbte
Stirn deutet auf keine untergeordneten Geistesanlagen; der Blick ist trüb, dem entbehrungsreichen
Leben entsprechend. Die kleinen,, perlenweissen Zähne bleiben uns verborgen; die Ohrmuschel ist
wie beim Hottentotten breit, aber nicht hässlich gross. Vollends erinnert uns an letzteren die
Eigentümlichkeit des Haarwuchses: Bart zeigt sich nur auf der Oberlippe und auch hier bloss
«pärlich, das Kopfhaar ist in kleinen Röllchen über die Kopfhaut verteilt, so dass zwischen diesen
kahle Stellen verbleiben. Über die eine Schulter geschlagen bemerken wir ein Fell, das (als
.„Kaross“) die einzige Bekleidung dieses Jägervolkes ausmacht.
9. Australier.
(Nach einer Abbildung von Charles Wilhelmi.)
Dieser Eingeborene von Südaustralien gehört einem Stamme an, welcher am Westgestade
des Eingangs zum Spencer-Golf bei Port Lincoln wohnt. Die Hautfarbe ist schwarzbraun, der
Körper nur von mittlerer Grösse und nicht von sehr kräftigem Bau, wie die mässige Schulter-
breite und Armstärke auf unserem Bilde zeigt. In das wild wuchernde schwarze Haupthaar,
welchem Scheermesser und Kamm gleich fern bleibt, sehen wir eine Binde eingeschlungen, in die
ein Thonpfeifchen, ein Zeichen des Verkehrs mit den europäischen Ansiedlern, gesteckt ist.
Finster blickt dieser Australier drein; sein Auge liegt tief, hat eine dunkelbraune Iris und braunfleckige
Weisshaut. Die Backenknochen treten etwas hervor, die Kiefer haben mässig prognathe
Stellung. Die Nase ist kurz und breiter als hoch. Der von dicken Lippen gebildete Mund wird
uns nicht in voller Breite sichtbar, weil struppiger Bart die Mundwinkel deckt. Dass die Australier
zu den wenigen Rassen mit starkem Bartwuchs gehören und aueh stolz sind auf letzteren, lehrt
unser Bild deutlich genug; die künstliche Verlängerung des Kinnbartes sehen wir durch Anknüpfen
eines buschigen Hundeschwanzes erwirkt.
Sonst ist nichts von Trachtabzeichen zu bemerken bis auf die Tätowirung des Oberarms
in Gestalt paralleler Hautwülste, erzeugt durch Einschnitte in die Haut, die man absichtlich nicht
glatt vernarben lässt. Eigentliche Kleidung trägt der von der Kultur unberührte Australschwarze
niemals.
10. Nubier.
(Nach einer Original-Photographie.)
Die Bedscha-Nubier, welche vom nubischen Nil bis ans Gestade des roten Meeres wohnen
werden zur nordafrikanischen (hamitiseken) Völkergruppe unserer Rasse, der sogenannten kaukasischen
•oder mittelländischen, gezählt.
Der hier dargestellte Nubier vom Stamme der Beni Amr im südöstlichen Nubien zeigt auch
nur wenige Körpermerkmale, welche von den unsrigen abweichen; besonders erinnern die vollen
Lippen und das etwas prognathe Untergesicht, also die ein wenig vorwärts dringenden Kiefer an
bekannte Eigentümlichkeiten der Neger, auch ist die Hautfarbe ein dunkles Braun. Der Gesichtsausdruck
hat nichts Unedles; die Nase tritt, wie gewöhnlich bei unserer Rasse, mit schmalem Rücken
hervor und ist regelmässig gebildet, die Augen funkeln lebhaft, ihre Iris ist tief schwarzbraun, das
Weisse des Auges jedoch oft braungelb fleckig! Der Hals ist ziemlich kurz, der Körperbau im
übrigen aber schlank und ebenmässig, er zeigt mehr Sehnige Kraft als Fülle. Die deutlich vorstehenden
Schlüsselbeine erinnern an eine allgemeine Eigenschaft der Steppen- und Wüsten Völker:
in der gesunden trocknen Luft dieser Räume des Trockenklimas neigt der menschliche Körper um
so weniger zur Fettleibigkeit, je dauernder er sich im Freien bewegt.
Die grösste Sorgfalt sehen wir bei diesem Volke der Schmückung des schwarzen, starren
Haares zugewandt. Reichlich mit Hammeltalg gesalbt, wird dasselbe an den Seiten des Kopfes in
lauter kleine, nach unten offne Zöpfchen geflochten, welche dicht an einander die einem Kegelmantel
ähnlich abstehende Haarmasse zusammenfügen; nur auf der Oberseite des Kopfes wird das