
von der Seite die unschöne Breite der Nasenlöcher nicht erkennen. Die Oberlippe gleicht einem
Fettpolster. Die dickwulstigen (schmutzig-braunröthlichen) Lippen verschliessen ein starkes Gebiss
langer, weisser und glanzloser Zähne, deren beide Reihen gewöhnlich etwas schräg gegen einander
geneigt sind. Die plumpe Rundung des Kinns wird durch den kurzen Spitzbart einigermassen
verdeckt. Sonst ist die Körperhaut fast gänzlich unbehaart, dabei sammtartig weich und so dunkelbraun,
dass man sie fast schwarz nennen könnte. Dicht hingegen verhüllt das schwarze Kopfhaar
den Schädel; grob und sehr eng (fast filzig) gekräuselt, sieht es beinahe aus wie tierische Wolle.
Die verschiedenartige (selten ganz mangelnde) Bekleidung der Negervölker können wir bei unserem
Neger nicht beobachten; er trägt die Kragenjacke des Matrosen, da er im Schiffsdienst auf einem
Kauffahrer Hamburgs Hafen besuchte.
3. Papua.
(Papua von Neu-Guinea, im Anschluss an Abbildungen in Johannes Müller’s „Humboldts-Bai in Neu-Guinea“.)
Der Name1 papüa (oder papüwa) d. h. Krauskopf, wurde dieser Rasse, wie man sieht, mit .
vollem Recht verliehen. Das dicht gekräuselte, mitunter drahtartig starre schwarze Haar ist künstlich
zu einer Wollsackform aufgearbeitet, welche den ganzen Kopf umgiebt und ihm grösseren Umfang
verleiht. Vogelfedern und Blumen stecken ohne Weiteres fest in dieser dichten Haarkrone; an
der einen Seite schaut auch noch ein anderes Gerät aus dem Haar hervor, vielleicht der Stiel eines
gabelzinkigen Bambuskammes (nebst Grasbüschelbesatz), wie ihn die Papüas gern zu steter Erneuerung
ihrer Frisur im Haar tragen. Das gleich dem übrigen Körper russig schwarzbraune
Antlitz hat etwas Wildes : unter buschigen schwarzen Augenbrauen blitzen düster die Augensterne
vor; die frei hervorragende Näse reicht mit der dickfleischigen Spitze eigentümlich zipfelartig
abwärts, a.us der durchbohrten Nasenscheidewand ragen die Spitzen zweier Eberzähne, welche an
ihrem Grunde vermittelst eines Fadens zusammengebunden sind, bis zu Augenhöhe empor; die
Lippen sind beide wulstig. Die Vorliebe des lebhaften Volksschlags zur Ausschmückung des Körpers
wird auch bezeugt durch den reichen Behang der Ohrmuscheln und die über den kräftigen Nacken
gelegte Halskette. Eigentlicher Bekleidung bedürfen diese Bewohner ausschliesslich tropischer
Inselräume nicht.
4. Hottentotte.
(Nach Gustav Fritsch’s „Die Eingeborenen Süd-Afrikas“.)
Die Hottentotten bilden eine der kleinwüchsigsten Rassen; selbst die Männer erreichen kaum
die Höhe von Le“ . Die Hautfarbe ist ein gelbliches Braun ohne allen Glanz, ungefähr dem Aussehen
eines vertrockneten Blattes vergleichbar. Dabei neigt die fettarme Haut schon im Jugendalter
zur Runzelung. Das zeigt auch dieses Bild eines etwa 25 Jahre alten Hottentotten. Er ist, wie
die meisten seines Stammes, ein ganz munterer Geselle, nur pflegt das Zusammenziehen der Augengegend
(um die Augen gegen den blendenden Glanz der schattenarmen südafrikanischen Heimat
zu schirmen) der Miene den Anschein des Griesgrämigen aufzuprägen. Das Gesicht läuft von den
vorstehenden Backenknochen nach dem Kinn spitzwinklig zu. In die Oberhälfte dieses Dreiecks
mit spitzem Winkel legt sich ein solches mit sehr stumpfem Winkel, nämlich das von den Aussen-
winkeln der beiden Augen und der Nasenspitze bezeichnete. Die Augen mit dunkelbrauner Iris
sind aus schon erwähntem Grunde mehr schlitzförmig und stehen weit auseinander. Der ganz
flache Nasensattel in diesem Zwischenraum ist nur schwach zu bemerken, erst nach ihrer unschön
breiten und flachen Spitze erhebt sich die Nase etwas über die Gesichtsfläche. Auch die Lippen
sind hässlich verdickt, jedoch nimmt man am Ausgang der Oberlippenfurche eine zierliche herz-.
förmige Einbiegung wahr. Die Geschlossenheit der Lippen verbirgt die stets kleinen und weiss
wie Perlen glänzenden Zähne. Die Ohrmuscheln sind nicht gross, aber verhältnissmässig breit.
Der stets kümmerliche Bartwuchs kommt nicht zur Anschauung. Das Kopfhaar zeichnet sich durh
ganz absonderlichen Wuchs aus: die einzelnen Haare wachsen in ungleich dichter Verteilung über
die Kopfhaut und' die beisammen wachsenden (zwischen denen man mitunter schon äusserlich völlig
kahle Stellen erblickt) ringeln sich zu kleinen pfefferkornartigen Wülsten oder ganz kurzen verfilzten
Zöpfchen zusammen. Unser in der Kapkolonie geborener Hottentotte trägt nicht die altertümliche
Kleidung seiner Rasse, das über den Rücken geworfene Fell, sondern er hat europäische
Tracht angelegt.
5. Japaner.
(Nach einer Photographie in Dammann’s „Anthropologisch-ethnologischem Album“.)
Das nicht gerade schöne, aber kluge Gesicht ist als ein echt japanisches gekennzeichnet
durch die gewölbte, zurückweichende Stirn, den sanften Prognathismus, die stark hervortrertenden
Backenknochen und den Nachdenken verratenden Blick. Die Hautfarbe ist gelblich. Das grosse
Auge mit schwarzbrauner Iris wird von kräftigen Lidern bedeckt und von hochgeschwungenen
schwarzen Brauen überwölbt. Die Nase ist stumpf und mit breiten Flügeln versehen, der gewohnheitsmäßig
wie zum Sprechen geöffnete Mund, umrahmt von wulstigen Lippen, lässt die rein
weissen Zähne hervorschauen.
In der Haartracht befolgt unser Japaner noch die alteinheimische Mode, nicht (wie jetzt
so viele unter den vornehmeren seiner Landsleute) die europäische. Bart bemerken wir daher
nicht einmal an dem abgerundeten Kinn oder an der Oberlippe; ohne künstliche Beseitigung
sprosst jedoch ein (nicht starker) Bartwuchs an beiden Stellen, nur die Wangen pflegen bartfrei
zu bleiben. Das starke Haupthaar geniesst nach altjapänischer Sitte um so sorgsamere Pflege:
wir sehen es, glänzend geölt, vom Nacken aufwärts, von, den Kopfseiten schräg aufwärts gekämmt
und die oberste Spitze desselben zum sogenannten „mage“ vereinigt, d. h. zu dem eigentümlich
japanischen Scheitelzopf, der nicht geflochten wird, sondern als eine mit Lederpapier umwundene
Schlinge glatt zusammengepresster Haare auf das rasierte Vorderhaupt vorreicht.
6. Polynesier.
(Nach einer Original - Photographie).
Dieser Eingeborene von- Taiti zeigt bis auf'deii kurzen Hals — ein Sondermerkmal des
pöiynesischen Ostzweiges der Malaienrasse — einen ebenmässigen Gliederbau seines braunfarbigen
Körpers und einen sinnigen Gesichtsausdruck. Das künstlich gekräuselte, sogar in der Mitte
gescheitelte schwarze Haar deutet auf den Einzug, welchen europäische Mode mit der französischen
Herrschaft auf Taiti gehalten hat. Mongolenähnliche Merkmale dürfte man in dem tief eingedrückten
Nasensattel und der (jedoeli • nur geringen) Schrägstellung der dunkelbraunen Augen erkennen.
Die Nase ist auffallend kurz und breit, so dass ihr Umriss ein gleichseitiges Dreieck bildet.
Mund und Kinfi sind zierlich gebildet, erSterer kaum breiter als der Untertheil der Nase.
Arm und Hand sind durch einpunktierte Tätowierung kunstvoll geschmückt; an der Handwurzel
scheint die Tätowierung ein Armband europäischer Goldschmiedekunst nachzuahmen. Die
linke Hand verbirgt sich in einem sonst nur noch am untern Rand unseres Bildes erkennbaren
faltigen Umwurf, vielleicht aus Tapa, diesem geschmeidigen Zeugstoff, welchen die Südsee-Insulaner
aus dem Bast ihres Papiermaulbeerbaumes zu bereiten verstehen.