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ü F. A. BKOOKRAUS IN LBIPZI
I.
EINLEITENDE BEMERKUNGEN.
D ie Ueberzeugung der Unzulänglichkeit, welche mich beim-Durehstudiren selbst
der besten nach Handzeichnungen dargestellten Portraits fremder Völker stets erfasste,
bildete die erste Veranlassung, trotz der entgegenstehenden Schwierigkeiten den
Plan zu verfolgen, mit H ü lfe d e r P h o to g ra p h ie V o rla g e n zu schaffen, um
.so das fast unvermeidliche Zurückfallen der 'Zeichner in europäische Pormen auf
ein controllirbares Maass zurückzuführen.
Als Resultat dieser Bemühungen- entstand eine Portraitsammlurig südafrikanischer
Eingeborener, welche ich während dreijähriger Reisen durch, diese ■ Länder," stets begleitet
von dem photographischen Apparat, selbst an Ort und Stelle aufnahm. Die
Principien, welche'mich bei der Anfertigung leiteten, sind hauptsächlich folgende:
Um die Verkürzungen möglichst gut übergehen zu können, müssen gerade Projec-
tionen gewählt werden; wegen der Ungleichheit der Vorder- und Seitenansicht genügt
es nicht, nur eine Aufnahme von jedem Kopfe zu machen, sondern es ist Enface
und Profil derselben Person erforderlich.' Da bei Objectiyen von sehr kurzer Brennweite
die perspectivische Verkürzung sich erheblich steigert, so sind nur solche von
langer oder wenigstens mittlerer Brennweite zu benutzen. Es ist mit constantem
Edens und also auch stets in derselben Entfernung zu arbeiten, um die Aufnahmen
alle in demselben Maässstabe zu erhalten. Mit Rücksicht auf das schärfere Hervortreten
der anatomischen Merkmale muss Kopf und Brust des-aufzunehmenden Individuums
möglichst entblösst sein. Die Beleuchtung sei einfach. und klar; durch Anbringen
eines hellen Hintergrundes sind die Umrisse-in der Weise abzuheben, wie
es spätem Messungen oder Nachzeichnungen am förderlichsten ist.
Diesen Principien suchte ich nach Möglichkeit gerecht., zu werden, und .es ist
mir auch in mancher Hinsicht gelungen, in ändern haben.die lokalen Verhältnisse
meinen guten Willen mehr oder weniger bezwungen. Jeder, der versucht, hat, in
einem wilden Lande, bei beständigem Ortswechsel, ohne jeife, Assistenz, als Por-
traitphotograph für längere Zeit zu arbeiten,'wird mir gewiss Nachsicht angedeihen
lassen, wenn nicht Alles nach Wunsch. ausgefallen ist. Die Ungunst der äussern
Verhältnisse, Wind, Staub, Hitze und Wassermangel verband sich häufig in beschwerlichster
Weise mit dem Unverstand,' Eigensinn oder Aberglauben der aufzu-
nehmenden Subjecte, um den schweisstriefenden Photographen aus der Passung .zu
bringen. Die gewonnenen Resultate selbst waren noch keineswegs gesichert, denn