thümlichen, Maulwurfshaufen vergleichbaren H ü g e ln , die von den unterirdi- schenFeuern aufgeworfen werden. ObschonS. Miguel so nahe, verging doch der grössere Theil des Tages, ehe wir das Land erreichten. Der Wind, der bisher so günstig war, wehte uns je tz t über den flachen Theil der Insel entgegen, an dessen südlicher Abdachung die weissen Häusermassen der Haupt- und Hafenstadt Ponta delgada am Ufer ausgebreitet lagen. Rastlos fuhr das Schiff mit veränderter Stellung der Segel hin und h er durch das aufgeregte Meer, welches das düstere eilig über unsern Häuptern fortsegelnde Gewölk abspiegelte; und als endlich der Anker hinabglitt, war Mittag lange vorüber. In einiger E n tfernung von uns schaukelten grössere und kleinere Fahrzeuge, zerrten unruhig an ihren Ankerketten und schwangen wild ihre nackten Masten hin und her. Auf unserm Schiff wurden indessen die im Winde flatternden Segel an den Raen befestigt und vom Ufer her kletterten ein paar Boote mühsam über die schäumenden Wogen hinweg. So erscheint gewöhnlich die Rhede von S. Miguel, welche der schönen Orangen wegen im Winter von zahlreichen Fahrzeugen aufwesucht wird. Es ist dies kein leichter Dienst und jeder Seefahrer vermeidet gern, wenn es angeht, die Inselgruppe, die zwischen dem 37. und 40. Grade nördlicher Breite gegen die Mitte des Oceans vorgeschoben, selbst im Sommer wiederholt von bösen Wettern heimgesucht wird. Doch dann sind die Stürme nur von kurzer D auer; im Winter aber toben sie wochenlang und thürmen Wo«en auf von solcher Höhe und Gewalt, wie sie in Madeira nur ganz ausnahmsweise Vorkommen. Um diese Jahreszeit halten Wind und Wetter den Schmuogelhandel in Schranken und hemmen überhaupt den in leichten Yachten betriebenen Verkehr der Inseln, der als ich anlangte nur kürzlich wieder begonnen hatte. Für grössere Fahrzeuge, die auf offenem Meer den heftigsten Stürmen trotzen, sind dann nur die steilen Felsenufer und die Klippen, unter diesen aber besonders die Formigas gefährlich. Diese kleinen auf Tafel I Fig. 1 und 2 angedeuteten, theils verborgenen, theils sichtbaren Felsen liegen über eine grosse Fläche verbreitet zwischen S. Miguel und Sta. Maria, und fordern immer von Zeit zu Zeit ihre Opfer. In Folge solcher Gefahren ist der sonst so blühende Handel mit Orangen nicht unbeträchtlichen Schwankungen unterworfen. Denn nicht selten müssen die Schiffe schleunigst ihre Anker kappen, um die heftigen .S. und SW. Stürme auf freiem Meere während 10, in Ausnahmefällen sogar während 27 Tagen austoben zu lassen. Dadurch aber verzögert sich das bei dem stets unruhig bewegten Meere an und für sich schon mühsame Befrachten der auf offener Rhede gelegenen Fahrzeuge, und zwar mitunter so sehr, dass der grössere Theil der Ladung erneuert werden muss. Durch wiederholte Verluste belehrt, denkt man je tzt ernstlich daran, dem beinah allen vulkanischen Inseln eigenthümlichen Mangel eines sichern Hafens mit grossen Geldopfern abzuhelfen. Den Verkehr in dem gebirgigen Ländchen vermitteln Esel, Maulesel und Maulthiere. N ur in Ponta delgada und auf den ebenen Wegen der nächsten Umgebungen werden vielfach Wagen benutzt, die wie im Mutterlande in Lissabon in Form und Bespannung die eigenthümlichsten Gegensätze bieten, da man neben eleganten Halbwagen, Broughams und Gigs, die auf Patentachsen einherrollen und mit schönen Pferden bespannt sind , auch von Maul- thieren gezogene Fuhrwerke erblickt, deren Formen ein halbes Jahrhundert überdauert haben. Bei Ausflügen nach dem Innern der Inseln wird der Reisende auf Mauleseln nicht vidi anders als ein Stück Gut fortgeschafft. So sass auch ich am folgenden'Morgen der Landessitte gemäss auf einem dicken Packsattel seitwärts mit herabhängenden Beinen, während der Führer das Thier mit einer langen Pike vor sich her durch die Strassen trieb. Gleich hinter der Stadt betraten wir einen breiten sauber gehaltenen W eg, den Steinmauern von 15 bis 20 Fuss Höhe einfassten. Ueber diese hinaus ragten die dunkeln immergrünen Bäume, mit welchen man mässig grosse mit Orangenstämmen bepflanzte Vierecke umgiebt, um sie vor den heftigen Winden zu schützen. Geöffnete Thore oder Eisengitter gestatteten die Aussicht auf freundliche Landhäuser mit grünen Jalousien und auf hübsche Gärten mit frischen Rasenplätzen, bunten Blumenbeeten und säubern Kieswegen. Neben prächtigen Magnolien trieben hier unsere Akazien die ersten Blüthenrispen und neben der reife Früchte tragenden japanischen Mispel blühten die europäischen Obstbäume; aber die exotischen Gewächse, die in den Gärten von Madeira prangen, standen entweder in kleinen Formen in geschützten Ecken oder gar in Gewächshäusern. So ritten wir wohi eine Meile im Schatten des dunkeln Laubes zwischen Orangenhainen und Gärten fo rt, dann ward es lichter und wir zogen durch sorgfältig eingehegte und fleissig bestellte Felder, die endlich im Mittelpunkte der Insel saftigen m it Kühen, Schafen und Ziegen besetzten Weiden Platz machten. Dort erstieg ich den höchsten Hügel, der gerade im Mittelpunkte der Kette emporragte. Die Rundsicht begrenzten nach Osten und Westen domförmige Gebirge, nach Norden und Süden die weite Wasserfläche des Meeres und dazwischen breitete sich von Meer und Bergen eingerahmt eine eigenthümliche Landschaft aus. Zu beiden Seiten stiegen die A usbruchskegel wie riesige Maulwurfshügel über dem Boden empor. Noch starrten in den meisten die geöffneten K ra te r, während Fichtenwäldchen oder Laubgebüsche die Gipfel krönten, Grasflächen die Abhänge bedeckten und' grüne Weiden die Lavenströme an ihrem Fusse bekleideten. Die ganz sanft abgedachten Berggehänge überzog nach abwärts bis zum Meer eine wahre Musterkarte kleiner eingehegter, bunt abschattirter Felder. Dazwischen hindurch erstreckten sich wie Waldpartien die aneinanderstossenden, mit immergrünen Bäumen durchwirkten Orangenhaine , aus welchen hier und dort kleine Landhäuschen hervorleuchteten, und
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