an den Küsten lagen die Hauptstadt und zwei kleinere O rte , zogen sich die Häuserreihen gedehnter Kirchspiele zu beiden Seiten der Landstrasse entlang. Der Anblick der Landschaft erinnerte an die lachenden Gefilde Süddeutschlands, wie sie in der Rheinebene zu den Füssen des Keisenden ausgebreitet liegen, aber er bot auch ein characteristisches Bild jener vulkanischen Berg- fonnen, die in verschiednen Breiten als Inseln aus der unabsehbaren Fläche des Oceans emporragen. Die V egetation der Azoren trägt schon viel entschiedner als diejenige der Madeira - Inseln und der Canarien das Gepräge nördlicher Breiten. Jene in tropischer Ueppigkeit entwickelten Pflanzenfonnen, welche die beiden letztgenannten Archipele auszeichnen, treten hier der Zahl wie dem Umfange nach nur in verjüngtem Maassstabe auf. Dagegen erlangt neben ihnen der üppige Krautwuchs in Feldern und Grasflächen eine so allgemeine Verbreitung , dass eine vollkommen geschlossene Pflanzendecke entsteht. Durchschnittlich sind die Gebirgsmassen der Azoren nur halb so hoch als die Madeiras und der Canarien. Einen Ersatz für die grossartigeren Formen und die wunderbar wildromantischen Landschaften bietet die anmuthige Sce- nerie der weiten von hohen R ingmauern umgebenen Kraterthäler, die in diesem Archipel so häufig Vorkommen. Der anmuthigste von allen ist entschieden der Kessel der sieben Städte — a Caldeira das sete cidades — der gleich den übrigen durch vulkanische Explosionen auf dem Scheitel einer Bergmasse ausgesprengt ward. Völlig kreisrunde, zwischen 800 und 1500 Fuss hohe Umfassungswände umgeben mit ihren Abstürzen ein Thal von beinah 3 Minuten im Durchmesser,, welches man am besten vom südlichen Rande überblickt, von wo aus auch die Ansicht Tafel V. aufgenommen ist. Rechts im Vordergrund ist ein mächtiger Trachytfels mit senkrechter Wand stehen geblieben, auf dessen Gipfel die unterirdischen Feuer zwei kreisrunde Krater aussprengten. Drei andere Krater gähnen aus abgestumpften A schen-und Tuflkegeln, die sich im Grunde des Thaies erheben. Dieses mag in früheren Epochen nach stattgehabten Ausbrüchen mit seinen starren Felswänden, seinen Laven und Aschenmassen manchmal das Bild einer grauenhaften Verwüstung gewährt haben, die der Gegenwart nur die Formen als Unterlage einer anziehenden lachenden Landschaft hinterliess. Zwischen der senkrechten Trachytwand und einer bewaldeten Hügelkette erstreckt sich ein blauer malerisch ausgebuchteter Landsee, der im Mittelgründe an der schmälsten Stelle überbrückt is t, und sich im Hintergründe zu einem weiten Wasserspiegel ausdehnt. An seinen Ufern liegt das Herrnhaus mit dem P a rk , erhebt sich die Kirche mit dem Doppelthurm, breitet sich das Dörfchen aus mit den bescheidnen, t von grünen Bäumen beschatteten Hütten. Anmuthige Waldpartien bedecken die Aschenhügel und ziehen sich durch den bebauten Thalboden; selbst an den Umfassungswänden reichen die Felder bis an die Abstürze hinauf, die wenige starre Felswände ausgenommen in dem feuchtwarmen Klima ebenfalls ein g rü n e r Pflanzenwuchs bekleidet. Einen ganz anderen landschaftlichen Eindruck gewährt die Lagoa do Fogo, von welcher auf Tafel VI. eine Ansicht gegeben ist. Man gelangt dahin von Süden aus auf einem rauhen Pfade am Rande einer Schlucht, die mehrere prächtige Wasserfalle bildet und oben in zwei mächtigen Felswänden endigt. Zwischen beiden ist der Raum mit Schutt und Tuffmassen erfüllt, die ebenfalls nach Norden einen halbrunden Wall bilden und so mit den Felsen auf einer Höhe von beinah 2000 Fuss einen Krater einschliessen, der über eine Minute la n g , aber nur halb so breit ist. Eine Urkunde schildert den gewaltigen Ausbruch, der im Jahre 1563 einen Theil von dem Gipfel des alten Monte Volcao fortsprengte und an der Stelle den weiten Krater hinterliess. Auch hier erinnern nur die Umrisse an die fürchterliche Katastrophe in der Geschichte der vulkanischen Insel. Ueppiger Graswuchs und dichtes Gebüsch der eigenthümlichen Lorbeer-, H aidekraut-und Heidelbeerarten, sowie die zierlichen zehn Fuss hohen Wachholderbäumchen überwuchern Alles bis auf senkrechte Felswände und die nackten Schuttmassen, die der Regen beinah so wie die Sandsteine der sächsischen Schweiz malerisch durchfurchte. Dazwischen mitten inne erfüllt ein See den alten Kraterboden bis in seine kleinen Buchten hinein. An den einsamen Ufern herrscht tiefe Stille, nur unterbrochen durch das schrille Geschrei der Möwen, die vom Meere heraufkommen und den in allen Seen des Archipels einheimischen Goldfischen nachstellen. Die klaffende Schlucht, durch welche man tief unten das Meer erblickt, und die mächtigen Felsen, die am See emporragen, würden ohne diesen mit dem gähnenden Krater eine wilde Hochgebirgslandschaft darstellen. Je tzt aber blicken grosse und kleine Bergzacken freundlich auf die ruhige, heiter glänzende Wasserfläche herab, wie auf einen Liebling, den sie droben fern von den Wohnstätten der Menschen gemeinsam in ihrer Mitte hegen. Den Glanzpunkt von S. Miguel bildet das herrliche auf Tafel V II dargestellte Thal von Fumas mit seinen merkwürdigen heissen Quellen und Bädern. Durch die Einwirkungen des Feuers der Erdtiefen und des Wassers des Dunstkreises ist hier im Raufe der Jahrhunderte ein kleines Paradies entstanden, das bescheiden seine mannichfaltigen Reize auf einem Raum von weniger als 4 Minuten Länge und 3 Minuten Breite entfaltet. Betrachten wir dasselbe vom Nordrande, so breitet sich rechts wiederum ein blauer See aus, in welchem sich schroffe Felswände und bewaldete Abhänge spiegeln. Ganz im Vordergründe sieht man über die Felswand gebeugt, wie im See eine heisse Quelle aufwallt neben vegetationslosen rauchenden Ufern und einem von aufsteigenden Dämpfen gebleichten Absturz. Links Hegt der bebaute und bewohnte Thalboden. Die über 1000 Fuss hohen Gebirgswände sind von Spalten zerrissen und senden
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