Schluchten einschliessende Vorsprünge in das Thal, in welchem überall Hügel aneinandergereiht oder vereinzelt emporragen. Unter diesen alten Feuerbergenr zeichnet sich ein niedliches Mondgebirge aus. E in Hügel von ein paar hundert Fuss erhebt sich in einer Ebene, die ein kreisrunder Wall von entsprechender Höhe einfasst. So sind in dem Thale eine Menge anmuthiger Thälchen und romantischer Punkte auf den kleinstmöglichsten Raum zusammengedrängt und g-ewähren eine reichhaltige Auswahl von lohnenden, den O 0 Kräften eines Badegastes angemessenen Ausflügen. Ungefähr in der Mitte, wo die Häuser am dichtesten bei einander stehen, gewahrt man hinter einer leichten Erhebung des Bodens die weissen Rauchsäulen der berühmten Caldeiras. Diese nehmen dort einen Umkreis von etwa 500 Schritt ein, und durch dieses Gebiet hat sich der Gebirgsbach, einen Hügel umgehend, hindurchgearbeitet. Heisse Dämpfe und siedendes Wasser entweichen durch unzählige grössere und kleinere Oeffnungen aus dem umgewandelten oder zu weissem Schlamm zersetzten Gestein der Anhöhe und des Thaies, ja sie steigen sogar aus dem Flussbette an die Oberfläche des munter daherrauschenden Baches empor. Die grösste Wassermenge siedet 2 Fuss stark und 3 Fuss hoch empor. Nur ein paar Schritte davon wallt ein bläulich grünes, glanz- und schaumloses Wasser mit grösser Heftigkeit in einem natürlichen Kessel von 12 Fuss Durchmesser und fliesst. über den Rand nach dem Gebirgsbache ab. Den Boden ringsum machen die heissen Dämpfe so schlüpfrig, dass man sich behutsam der siedenden Wassermenge nahen muss, in welche vor längerer Zeit ein unvorsichtiger Spanier hinabglitt. Eine nicht sehr dicke Wand trennt diesen Kessel von dem schauerlichen Pedro Botelho - Sprudel. Im Grunde einer nischenartigen Höhle kocht dort ein bläulich grauer Schlamm in einer Oeffnung von 10. Fuss Länge und 5 Fuss Breite. Unaufhörlich wallt und brodelt die schwere Masse mit dumpfem Getöse, bespritzt ringsum die W än d e , hat aber nirgends einen sichtbaren Abfluss. Nach einem fest eingewurzelten. Volksglauben soll, sobald man einen Stein in die- Oeffnung wirft* der erzürnte Sprudel mit verstärktem Getöse heftiger auf brausen, eine E r scheinung , die in einer der Schriften, welche diese Oertlichkeit behandeln, sogar bestätigt wird. Allein es. kann sich Jeder leicht überzeugen, dass selbst mächtige Feldsteine nicht, mit Sicherheit die erwartete Wirkung hervorrufen, die bald darauf von selbst e in tritt, weil das nie'unterbrochene Kochen in Zwischenräumen mit verstärkter Heftigkeit stattfindet, Ausser diesen Hauptquellen schiesst hier der Dampf wie aus dem Rohre einer Dampfmaschine hervor, bahnt er sich dort ruhig einen Weg durch das zersetzte Gestein, während das siedende Wasser bald heftig hervorspritzt, bald über kleinen runden Löchern Blasen bildet oder ruhig aus der in einer Spalte verborgenen Oeffnung hervorquillt. Man darf in dem Gebiete nur ein Loch graben, gleich steigt heisser Dampf au f, sammelt sich siedendes Wasser am Boden. Deshalb stellen die Landleute grosse mit Yamswurzeln oder Kartoffeln gefüllte und mit Farrnkraut bedeckte Körbe in solche künstliche Oeffnungen und holen nach ein paar Stunden die gekochten Feldfrüchte heraus. Es müsste ein erhabenes Schauspiel sein wenn die ganze Wasser- und Dampfmenge, die je tz t aus einer grösseren Fläche entweicht, durch eine einzige Oeffnung hervorgepresst würde. Aber auch wie es eben is t, wo in jedem Augenblicke zahllose Blasen platzen, wo.es rino-sum ohne Unterbrechung dampft, brodelt, zischt, wallt und sprudelt, macht das Ganze einen eigenthümlich grossartigen Eindruck. Doch können wir dem Padre Fructuoso, dein ältesten Beschreiber des Thaies, keineswegs beistimmen, wenn er die wunderbare Oertlichkeit eine Hölle nennt. Die freundliche Umgebung mildert zu sehr das Dämonische der Naturerscheinung. E in üppiger Pflanzenwuchs fasst das von heissem Dampf und siedendem Wasser durchdrungene Gebiet ein, zwischen den erhitzten Stellen wachsen hier und dort Pflanzen und kleine Sträucher ruhig fort und die rauchende Anhöhe selbst krönt üppiger Graswuchs und dichtes Gebüsch. Da der Boden überall fest und zugänglich ist,-schreitet der Besucher unbesorgt zwischen den kochenden Quellen einher und auf dem Dorfwege ziehen Menschen und Vieh gleichgültig durch den rauchenden Umkreis über den Steg, unter welchem der Dämpf des abfliessenden Wassers aufsteigt. In angelegten und natürlichen Rinnen rieselt ringsum das dampfende Wasser nach den Badehäuschen und in den Gebirgsbach. Dieser nimmt weiter unten noch die Ergüsse von zwei weniger ergiebigen heissen Quellen au f, und mündet, nachdem er eine tiefe und wilde Schlucht durchlaufen, mit erhöhterWärme als Ribeira quente (heisser Bach) am Meere aus. Sobald in einem Lande der Fremdenverkehr zunimmt, wachsen überall wie durch Zauber Gasthöfe empor, aber in demselben Maasse verschwindet bei der überhandnehmenden Cultur die Gastfreundschaft, d ie , wie manche wild wachsende Blume, die Abgeschiedenheit liebt. Gerade deshalb treffen wir sie noch in ihrer ganzen naturwüchsigen Ueppigkeit auf den In se ln , von denen jede für sich inmitten der unermesslichen Wasserfläche eine kleine Welt darstellt. Wer diese aufsucht, wird als seltene Erscheinung freudig begrüsst und gastlich aufgenommen, und wer dort seinen festen Wohnsitz h a t, der findet auf derselben oder auf einer benachbarten Insel stets einen Gastfreund, der ihm mit Freuden sein Haus öffnet und der später als Besuch ebenso mit offnen Armen empfangen w ird. Darum giebt es im ganzen Archipel nur an fü n f Orten Gasthäuser; im Badeorte Fu rn a s, in den Häfen von S. Miguel, Terceira, Faial und F lo re s, aber selbst da können sie bei dem geringen und unregelmässigen Verkehr kaum bestehen. Sobald ich in S. Miguel angelangt war, , machten der Landessitte, gemäss mehrere Plerren mir dem Neuangekommenen
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