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Die Inseln nach ihrer -geognostischen Natur betrachtet'. Sanidin oder Labradorit Vorkommen. Während in einzelnen Fällen die beiden ersteren Gemengtheile überwiegen, werden sie in anderen durch denFeld- spath in den Hintergrund gedrängt. Eine Lavabank, die oberhalb Agoa retorta ansteht, umschliesst in einer blasigen, dichten und grauen basaltischen Grundmasse neben einzelnen Körnern grünlich schwarzen Augites überaus zahlreiche ungleich grosse Krystalle, welche meistentheüs weiss und undurchsichtig, zum Theil aber noch hell und durchsichtig sind und welche Prof. G. Rose für Labradorit erkannte. W ir werden später sehen, dass auf S. Miguel und in dem Archipel überhaupt häufig trachydoleritische Laven von frischerem Ansehen Vorkommen, welche in einer basaltischen Grundmasse neben Augit und Olivin in einzelnen Fällen Sanidin, in anderen Labradorit enthalten. Bei denjenigen, welche diesen ältesten Theil des Gebirges zusammensetzen, muss es wegen des mehr oder weniger vorgerückten Zustandes der Umwandelung, in welchem sich die Krystalle befinden, in den meisten Fällen dahin gestellt bleiben, -welcher Art von Feldspath die letzteren angehören. In anderen Abänderungen erblicken'wir in einer grauen bis schwarzgrauen Grundmasse neben dem Ailgit und Olivin eine ungemein grosse Zahl kle iner, mohn- bis hirsekorngrosser Feldspathkryställchen oder T heilchen, die zuweilen den Olivin ganz und den Augit bis auf einzelne Körnchen verdrängen. Unter derLoupe betrachtet erscheint die graue Grundmasse oft dicht m it feinen weissen Pünktchen übersät, während auch lichte, gelblich oder bräunlich grau gefärbte Abänderungen von doleritischem. Ansehen Vorkommen, die neben etwas Augit durch die Anwesenheit zahlreicher linsen- bis erbsengrosser Feld- spathkrystalle porphyrartig erscheinen. Dann treten auch Laven-auf, die bei mehr, basaltischem Ansehen den dunkler gefärbten Abänderungen der Grausteine gleichen, die am Vesuv und auf den Liparen Vorkommen, während in anderen die mehr oder weniger lichtgraue Grundmasse trachytisch erscheint, aber doch neben dem Feldspath zahlreiche Einmengungen von Augit und Olivin umschliesst. • Unter den trachytischen Laven treffen wir graue Abänderungen mit fein gemengter Grundmasse und spärlichen Einmengungen von glasigem Feldspath neben anderen mit feinschuppiger Gr.undmasse, die zahlreichere Sanidinkry- stalle umschliessen. Bei manchen scheint die Grundmasse bei domitähnlicherem Ansehen aus einzelnen kleinen Individuen zu bestehen, bei ändern ist sie mehr oder weniger dich t, gefrittet und durch ein gewisses Email ausgezeichnet. Ausser dem Sanidin kommen h ier und dort Hornblendenädeln und braune oder metallisch gelbliche Glimmerblättchen v o r, welche letztere auch zuweilen in den basaltischen oder trächydoleritischen Abänderungen auftreten. Was die Ueberlagerung der basaltischen, trachydoleritischen und trachytischen Laven betrifft, so treten die letzteren zwar hier vorherrschend in Kuppen oder Lagern über den anderen an der Oberfläche au f, allein es kommen auch ebenfalls die basaltischen oberhalb der trachytischen Laven vor; und dies Verhältniss stimmt ebenso wie der allgemeine Character der Laven mit dem Ergebniss der an dem westlicheren Theile der Insel angestellten Beobachtungen überein. Denn wir werden schon bei Beschreibung des Thaies von Furnas Gelegenheit haben an grösseren Durchschnitten zu geigen; dass oberhalb basaltischer Laven trachydoleritische und über diesen trachytische anstehen, die endlich wiederum von basaltischen Laven überlagert werden. Es sind bisher bei Beschreibung vulkanischer Inseln und vulkanischer Gebirge überhaupt, soviel mir bekannt, in älteren Werken nirgends jene seitlichen Höhenzüge hervorgehoben, die von der Wasserscheide aus, gleichviel- ob dieselbe durch den Gipfel eines Gebirgsdomes oder den Kamm eines gestreckten Gebirgszuges gebildet wird/meistentheils rechtwinklig auslaufen und die Gleichmässigkeit der Gehänge unterbrechen. Diese beachtenswerthe E r scheinung, welche der geistvolle Forscher Mousinho d’Älbuquerque in einer 1826 -veröffentlichten meisterhaft entworfenen Abhandlung über S. Miguel bereits erwähnt*), ist gerade in diesem Theile der- Insel und namentlich am Thale von Povoacäö auf das D eutlichste ausgeprägt. Von allen seitlichen Höhenzügen S. Miguel’s ist derjenige der hervorragendste und bedeutendste, der vom Pico da Vara bis zur Südküste eine Länge von 4% Minuten erreicht, und der mit seinem Seitenarm bei A. a. auf Tafel IV. Fig. 1. durch mehrere hinter einander hervortretende Umrisse dargestellt ist. In dem nach landeinwärts spitz zulaufenden Raume zwischen den Verzweigungen dieses seitlichen Höhenzuges (von A. bis a. Tafel IV. Fig. 1.) ward der Boden durch Ablagerungen von Laven, in bedeutenderem Maasse erhöht, als in dem an der westlichen Abdachung von A. gelegenen Thale von Pövo'acao, während in der natürlichen muldenförmigen Vertiefung, die dessenungeachtet zwischen A. u n d a . zurückblieb, später ein tiefes Erosionsthal entstand, das gegenwärtig bei F aial am Meeresspiegel ausmündet. An der Ostküste überragt, wie wir in demselben Durchschnitte Tafel IV. Fig. 1. sehen, der Abhang des Pico do Bartolomeo, der sogenannte Lombo Gordo, die auf seiner Südseite gelegenen Gehänge bei Agoa retörta sowie diejenigen, die weiter nach Norden bei der Ponta do Arnel endigen, und ist daher gewissermaassen ebenfalls als ein seitlicher Erhebunvs- _ Ö zug des centralen Gebirges zu betrachten. Unmöglich dürfen wir einen Unterschied der Erhöhung des Bodens, wie er hier vorliegt, einer Hebung zuschreiben, da eine solche die auffallendsten Zerreissungen und Verschiebungen bedingt haben müsste, von welchen wir jedoeh weder an den Abhängen noch in *) Observacoes sobre a ilha de S. Miguel, recolhidas pela Commissaö enviada a mesma illia em Agosto de 1825 por Luiz Silva Mousinho de Albuquerque e seu ajudante Ignacio Pitta ¿0 Castro Menezes. Lisboa 1826.


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