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fanden, so fehlen ausserdem auch in zweiter Reihe alle die Laven von frischerem Ansehen, die wir in den übrigen Theilen der Insel neben den geschichtlich nachgewiesenen in grösser Verbreitung an der Oberfläche an treffen. Dagegen zeichnen sich die Laven, welche in diesem Theile von S. Miguel anstehen, im Allgemeinen durch ein gewisses mattes, fast erdiges Ansehen der Grundmasse, durch dickere Zersetzungsrinden, sowie dadurch aus, dass die Einmengungen sich beinah vorherrschend in einem mehr oder weniger vorgerückten Zustand der Zersetzung befinden. Und ausserdem kommen zahlreiche Erosionsthäler v o r, die in diesem Theile des Gebirges tief in den Abhängen einschneiden, während sie w eiter westwärts entweder mehr oberflächlich sind, oder in geringer Zahl auftreten, oder auch ganz-fehlen. An der Oberfläche ragen jene runden Hügel mit zum Theil erhaltenen Krg;erb empor, die in Santa Maria so häufig Vorkommen. Und überhaupt macht dieser Theil von S. Miguel ebenso wie jene Insel den Eindruck eines vulkanischen Gebirges, das bei erloschener Thätig- keit schon lange der ungestörten Einwirkung der Atmosphärilien preisgegeben war. Auch der innere Bau stimmt im Allgemeinen mit den auf Santa Maria beobachteten Verhältnissen überein. Wenn man zum Gipfel des Kammes und zum Pico da Vara hinaufsteigt, trifft man schlackige Breccien, Tuffen und Ag- glomerate in grösser Verbreitung, die hier ebenfalls die centrale am höchsten emporragende Masse des Gebirges zusammensetzen. In den Schluchten, welche die Abhänge durchfurchen, beobachtet man dagegen in erster Reihe Lavabänke, die mit Schlacken und Tuffschichten wechseln, neben Massen schlackiger Breccien und Agglomerate, die hier nur eine untergeordnete Rolle spielen. Gänge kommen zwar vor, doch sind dieselben, soviel man sehen kann, in dem centralen Theile, der hauptsächlich aus Agglomeratmassen besteht, nicht in dem Maasse zahlreich, als das auf der Insel Santa Maria der FalList. In jedem Durchschnitte stehen auch hier Lavabänke von sehr verschiedener Mächtigkeit an, während eine und dieselbe Schicht oft plötzlich bedeutend anschwillt oder nach der einen oder der ändern Seite auskeilt. Die Neigung stimmt wie in Santa Maria zwar im Allgemeinen mit der Abdachung des Gebirges überein, doch sind hier ebenso wie dort die zahlreichsten Abweichungen beobachtet worden. Von allen den F ällen , welche uns über .die Verhältnisse aufklären, unter welchen die Schichtung der aus Lavabänken, Tuffen und Agglomeraten gebildeten Bergmassen entsteht, und welche beweisen, dass die Laven-über eine unter verschiednen Winkeln und nach verschiednen Seiten geneigte Oberfläche geflossen und auf derselben zu steinigen Lavabänken erkaltet sein müssen, von allen den zahlreichen in den Schluchten aufgeschlossenen Durchschnitten, die diese Thatsache bestätigen, will ich nur denjenigen anführen, welcher in der rechten Wand der an der Ostküste ausmündenden Ribeira do Nordestinho blosgelegt und auf der linken Seite der Tafel IV. Fig. 3. eingetragen ist. Oberhalb der Thalsohle stehen Lavabänke von mässiger annähernd gleicher Mächtigkeit an, die unter Winkeln von 5 bis 6 Graden nach dem Meere abfallen. Darüber tritt in der Mitte des Durchschnittes eine wohl 25 Fuss mächtige senkrecht geklüftete steinige Lave hervor, welche in einer kurzen Entfernung nach beiden Seiten auskeilt und zwar so, dass der dem Meere zugekehrte Arm unter einem Winkel von 20 Graden ansteigt. Oder mit ändern Worten, wir haben hier eine steinige Lave vor uns, die unter einem Winkel von 20 Graden nach landeinwärts, also gegen die Abdachung des Gebirges einfällt und zu einer mächtigen Felsmasse anschwillt. Von dieser Felsmasse und ihrer Verlängerung fällt auf der einen Seite eine Lavabank unter einem Winkel von 12 Graden nach dem Meere ab, während auf der anderen Seite eine andere Lavabank unter einem Winkel von 14 Graden nach landeinwärts, also in entgegengesetzter Richtung geneigt ist. Die oberste Schicht fällt mit der Abdachung des Gebirges nach dem Meere ab. Oertliche Anhäufungen vulkanischer Massen zwangen einen Strom, der sich von seitwärts ausbreitete, eine Vertiefung auszufüllen. Während dieses Vorgangs erkaltete die Lave an einer Fläche, die unter einem Winkel Von 20 Graden geneigt war, und häufte sich am Grunde der Vertiefung an. E in anderer Strom floss, ebenfalls durch die Unebenheit der Oberfläche gezwungen, einjStück landeinwärts und erstarrte an einem Abhang von 14 Grad Neigung zu einer steinigen Lavabank. So entstand im Laufe der Zeit ein Durchschnitt, in welchem die verschiedenen Lavabänke mit den Abhängen des Gebirges unter W in keln von 5; bis 12 Graden und in der entgegengesetzten Richtung unter Winkeln von 14 bis 20 Graden gegen den Horizont einfallen. Es bedarf wohl kaum noch der Bemerkung, dass die Schichten in diesem Durchschnitte nicht durch eine Hebung in ihre schräge Lage gebracht sein können. Diesen östlichsten und ältesten Theil des Gebirges setzen mannichfaltige Abänderungen basaltischer, trachytischer und trachydoleritischer L aven zusammen. Unter den basaltischen Laven unterscheiden wir zunächst dichte Abänderungen von grauen oder bräunlichen Färbungen mit spärlichen Einmengungen von Augit und Olivin, neben anderen, welche jene Krystalle in ungemein grösser Zahl enthalten, die dann, theils noch frisch, theils in Umsetzung begriffen , häufig aus den Zersetzungsrinden der steinigen Laven heraustreten. So wie in Santa Maria kommen auch hier grau gefleckte Abänderungen mit einer verwischt eckig körnigen Structür vor. Neben solchen echt basaltischen Laven, die im Ganzen in einem mehr untergeordneten Verhältniss auftreten, treffen wir Abänderungen, in welchen neben dem A ugit und Olivin mehr oder weniger zahlreiche Einmengungen von


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