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Insel die tauartig gekräuselten flachen Bögen alter Lavenströine, die sich als Erstarrungskrusten von ein paar Euss Dicke oberhalb der Schlackenmassen wölbten, aber nirgends habe ich Gelegenheit gehabt einen Lavenstrom bis zu der Stelle zu verfolgen, an welcher er heraustrat. Die hohlen Räume solcher Laven sind oft mit etwas Zeolithsubstanz erfüllt, die auch in jener Lavamasse auftritt, die am südlichen Rande des Pico do Fachö (Tafel I. Eig. 3.) emporragt. Kurz Santa Maria macht den Eindruck einer vulkanischen In s e l, die wie Madeira , Porto Santo und die Hauptmasse der Canarien schon lange von Ausbrüchen verschont blieb und auf welcher selbst diejenigen Laven, die sich durch die Lagerung als die jüngeren erkennen lassen, bereits durch längere Zeiträume ungestört dem Einfluss der Atmosphärilien preisgegeben waren. Die Laven, welche auf dieser Insel anstehend gefunden wurden, sind vorherrschend ja beinah ausschliesslich basaltisch, und enthalten, in einer bläulich grauen zuweilen gefleckten oder in einer bräunlich grauen bis schwarzen Grundmasse mehr oder weniger zahlreiche Einmengungen von Augit und Olivin. Wenn auch mitunter Laven Vorkommen, die bei einer mehr licht oder dunkler grauen höchst feinkörnigen bis dichten Grundmasse den Grausteinen am ähnlichsten sind, so wie andere, in welchen sich dem A ugit und Olivin etwas Feldspath beigesellt, so müssten wir alle diese, wollten wir sie der trachydole- ritischen Gruppe zuzählen, immer als Abänderungen von überwiegend basaltischem Character betrachten. Allen ist ein gewisses mattes Ansehen der Grundmasse und Einmengungen eigenthümlich. Der A ugit und der Olivin sind häufig mehr oder weniger verwittert und der letztere ist nicht selten in einen bräunlichen Ocker umgewandelt. Auch sind die hohlen Räume hier und dort mit kleinen Kugeln oder nierenförmigen Ueberrindungen von Zeolith besetzt, der manche Poren ganz erfüllt und eine Mandelsteinstructur bedingt. Doch ist die ziemlich häufig auftretende Zeolithsubstanz nirgends in bedeutenderer Menge oder in grösseren deutlichen Krystallen entwickelt. Nur an einer Stelle fand ich die hohlen Räume mit kleinen zierlichen Krystallen von Phillipsit (Harmo- tom) erfü llt, an welchen man die Form deutlich erkennen konnte. Kurz es fehlt mit ändern Worten den Laven der Insel Santa Maria selbst derjenige Grad der Frische, der jenen Lavabänken eigenthümlich is t, welche auf S. Miguel und in der centralen Gruppe in Bergmassen anstehen, die noch so wenig unter dem Einflüsse der Atmosphärilien gelitten haben, dass höchstens unbedeutende oberflächliche Regenrunsen entstanden. Dennoch werden Laven, die so weit zersetzt sind, dass sie ein entschieden wackichtes Ansehen verrathen, nur selten anstehend gefunden, kommen indessen häufiger in Geschieben vor, die an der Südküste bei Praia zwischen Laven eingeschlossen und den älteren Schichten der Insel en tleh n t' sind. Diese Geschiebe zeichnen sich ausserdern bei einer grauen oder schwärzlichen Grundmasse von anscheinend basaltischem Ansehen durch zahlreiche Einschlüsse aus, die sich in einem vorgerückten Zustande der Zersetzung befinden und die man den Umrissen nach für zerfressene Feldspathkrystalle halten muss. Es würden also solche Handstücke bei den noch deutlichen Einmengungen von Olivin und A ugit, der in einzelnen licht gefärbten Bruchstücken durch Hornblende vertreten i s t , entschieden den entsprechenden im Archipel so häufig w iederkehrenden Abänderungen trachydoleritischer Laven angehören, die an irgend einer Stelle in den tieferen Schichten der Insel anstehen mögen. Und überhaupt gewinnen auch die vorhin angeführten grausteinartigen und diejenigen Abänderungen, die neben überwiegendem Augit und Olivin einzelne Feldspathkrystalle einschliessen, nur an Bedeutung, wenn man sie mit den die übrigen Inseln zusammensetzenden Laven'vergleicht, da man sonst das Gebirge von Santa Maria, soweit ich es zu beobachten Gelegenheit hatte, für durchaus basaltisch erklären müsste. Der innere Bau der Insel gestaltet sich im Grossen und Ganzen so wie derselbe in Madeira, Porto Santo und in den Canarien beobachtet wurde, in einer Weise die Lyell zuerst in seinem Manual of elementary geology vom Jahre 1855 auf Seite 517 auseinandersetzte, und die ich selbst später in meiner Abhandlung über die Inseln Länzarote und Fuertaventura zu schildern versuchte. In dem natürlichen Mittelpunkte des Gebirges, an dem centralen Ge- birgskamme in Tafel I. Fig. 3. bei A ., herrschen schlackige Agglomerate, Tuffe und Schlackenbreccien vor, zwischen welchen ausser zahlreichen Gängen und plumpen Felsmassen nur vereinzelte Lavenbänke auftreten, die dagegen mit Schlacken und Tuffschichten abwechselnd nach allen Seiten h in , hauptsächlich die mehr sanft geneigten flacher ausgebreiteten Abhänge zusammen- setzen. Die Lagerungs Verhältnisse der so geschichteten Lavabänke müssen wir etwas näher betrachten. W e n n man vom Meere aus in der Schlucht vordringt, die sich südöstlich von der Villa do Porto ins Land erstreckt, so bietet die rechte Uferwand den interessanten in Tafel I I . Fig. 2. abgebildeten Durchschnitt. Etwa in der Mitte desselben erhebt sich eine ungeschichtete Masse schlackigen r , - • O O Agglomerates zwischen und unter basaltischen mit Schlacken und Tuffen geschichteten Lavenbänken. Die letzteren fallen unter sehr verschiedenen W in keln ein. Diejenigen, welche auf-der rechten Seite und nach landeinwärts vor der ungeschichteten Agglomeratmasse änstehen, sind durchweg bedeutend mächtiger und weniger stark geneigt als diejenigen, welche von jener Masse und oberhalb derselben in der Richtung nach dem Meere abfallen. Wir müssen annehmen, dass die Agglomeratmasse älter sei als die sie umgebenden geschichteten Lavenbänke, die in feuerflüssigem Zustande aus dem Innern der Insel ergossen wurden und theils hinter jener Erhöhung sich anstauten, theils über dieselbe hinwegflossen. Im ersteren Falle entstanden mächtigere nur unter Winkeln von 3 bis 4 Graden geneigte Lavenbänke, im letzteren Falle aber


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