4. Geologische Beschreibung der einzelnen Inseln. S a n t a Ma r i a . Der grösste Durchmesser dieser Insel, der südlichsten des Archipels, beträgt in der Richtung von ONO. nach WSW., den Ilheo da Villa mit eingerechnet, 7, dqr kleinste von SSO. nach NNW. dagegen nur 6 M inuten. Berücksichtigen wir jedoch gleichzeitig die durch Peilungen .in der Nähe der Küsten ermittelte Tiefe des Meeresbodens, so stellt sich heraus, dass die untermeerischen Grundfesten der Insel bis zu einer mittleren Tiefe von 200 Faden oder 1200 F. in der ersteren Richtung nur 9j in der letzteren dagegen 11 % Minut. im Durchmesser haben, wie es die Durchschnitte Taf. I. Fig. 3. und 4. darstellen. Es hat entschieden den Anschein, dass das Meer an den nordwestlichen Küsten, die beinah während des ganzen Jahres der heftigsten Brandung äusgesetzt sind, am weitesten landeinwärts vorgedrungen sei, wodurch auf dieser Seite ein grösseres Stück der oberhalb des Meeres emporragenden Gebirgsmasse entfernt ward. We- nigstens-hat sich in M adeira, Porto Santo und in den Canarien in der Mehrzahl der F älle herausgestellt, dass die durch Peilungen ermittelte Grundlage der Insel über die gegenwärtige Küstenlinie gerade auf derjenigen Seite am weitesten hinausragt, die der vorherrschenden Windesrichtung zugekehrt ist. In den Azoren bestätigt sich diese Thatsache an den beiden Endpunkten der ganzen Gruppe, an welchen die vulkanische Thätigkeit schon länger erloschen i s t , nämlich bei Santa Maria so wie hei Flores und Corvo, an welchen letzteren Inseln, wie schon ein Blick au f die Karte zeigt, die untermeerischen durch Peilungen ermittelten Grundlagen ebenfalls auf der nördlichen und westlichen, der vorherrschenden Windesrichtung zugekehrten Seite am weitesten über die gegenwärtigen Küstenlinien hinausragen. Bei den übrigen Inseln dagegen beobachtet man dasselbe Verhältniss in vielen Fällen gerade an den der vorherrschenden Windesrich- tu n g abgekehrten Küsten. Diese Abweichungen dürfen wir einmal dem bereits im Eingang erwähnten ungleichen Alter der verschiedenen Gebirgsglieder zuschreiben, da an vielen Stellen die Brandung, im Laufe der Zeit durch neue Ablagerungen zurückgedrängt, ihr W erk von neuem beginnen musste, während anderntheils auch hier und dort die untergetauchten Grundlagen durch unter- meerische Ausbrüche erhöht sein mögen. Diese drei durch Beobachtungen festgestellten Ursachen,' das Vordringen der Brandung, sowie die über und unter dem Meere erfolgten Ablagerungen, genügen um im Allgemeinen das Verhältniss zu deuten, in welchem die oberhalb des Meeres emporragenden Gebirgsmassen zu ihrer üntergetauchten Grundlage stehen. In Santa Maria hat das Gebirge, wenn wir seine durch Peilungen bis zu einer mittleren Tiefe von 200 Faden ermittelten Umrisse mit berücksichtigen, den grössten Durchmesser in derselben Richtung erlangt, in welcher sich der Archipel am weitesten ausdehnt, und in dieser Richtung erstreckt sich auch der centrale Gebirgskamm dieser In se l, dessen höchste Punkte 1870 und 1683 Fußs oberhalb des Meeres emporragen. Dieser Höhenzug fallt vom Gipfel erst steiler unter W inkeln von 10 bis 25 Graden ab, und geht dann in sanft geneigte Abhänge über, die sich auf der nordöstlichen Seite kaum über 2 Minuten erstrecken und in jähen 400 bis 800 Fuss hohen Klippen endigen, während sie sich nach Südwesten mehr als 4 Minuten weit ausdehnen und ein sanft abfallendes Küstenland mit senkrechten Felsenufern von geringer Höhe bilden. (Tafel I. Fig. 3.) Nach SO. und NW. ist der Gebirgskamm nicht plötzlich in jähen Klippen abgeschnitten, sondern dacht sich allmählich nach dem Meere ab, so dass seine eigentliche Firste nur 3% Minuten lang ist, während die Insel selbst in dieser Richtung einen Durchmesser von 6 Minuten hat (Tafel I; Fig. 4.). Den Höhenzug, von welchem in Fig. 3. ein Quer- und in Fig. 4. ein Längendurchschnitt gegeben ist, können wir, obschon derselbe beträchtlich nach Nordost über die M itte der Insel vorgeschoben is t, dennoch als einen natürlichen Mittelpunkt der über dem Meere emporragenden Massen betrachten und im Folgenden als den centralen Gebirgskamm bezeichnen. Die Abhänge der Insel sind auf ällen-Seiten von Erosionsthälern durchfurcht , die jedoch nicht überall ganz so tief in die Bergmassen einschneiden als in Flores und in dem-östlichsten Theile von S. Miguel, wo die Schluchten gewöhnlich, in gleicher Höhe mit dem Meeresspiegel ausmünden. Wenn nun auch in Santa Maria der Gebirgskamm nur eine geringere Höhe erlangt und die steileren Abhänge sich nirgends weit erstrecken, so ist doch wohl zu berücksichtigen, dass die Schluchten gerade in denjenigen vulkanischen Massen weniger tie f einschneiden, die durch ihre Lagerung oberhalb der submarinen Kalksteinschichten sich als die jüngeren Erzeugnisse der Insel ausweisen. Dennoch entdeckt man nirgends Ausbruchskegel oder Lavenströme von dem frischen Ansehen, wie sie auf allen den übrigen Inseln mit Ausnahme von Flores und Corvo so häufig Vorkommen. Wohl aber ragen überall an den Abhängen alte Schlackenhügel empor, die hinlänglich characterisirt sind durch die Umrisse und kraterförmigen Vertiefungen, die noch manche aufzuweisen haben, so wie durch das Material, aus dem sie bestehen u n d das sich trotz des vorgerückten Zustandes der Zersetzung deutlich erkennen lässt. An der Oberfläche sind die solche parasitische Kegel bildenden bräunlich oder violett röth- lichen Schlackenbreccien am stärksten zersetzt und durch den Regen als ziegel- rothe oder bräunlich gelbe tuffartige Massen über die nahegelegenen Abhänge flach ausgebreitet oder auch mitunter bis zu einer Höhe von 50 Fuss und darüber angehäuft. Auch unterscheidet man noch hier und dort an der Oberfläche der 9*
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