V o r r e d e . Insel Madeira nochmals, wo es mir gelang, zu den noch nicht völlig abgeschlossenen Beobachtungen einige Nachträge zu liefern, die Sir Charles Lyell in einer Arbeit über Madeira und die Canarien aufnehmen w ill, die er später zu veröffentlichen gedenkt. In demselben Winter machte ich während des Februar' und März einen Ausflug nach den Inseln Lanzarote und Fuertaventura, deren geologische Verhältnisse ich in dem XV. Band der neuen Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften (Zürich 1857) beschrieb. In dem vorliegenden Band sind die Beobachtungen mitgetheilt, die ich von Mitte April bis Ende August 1857 auf den Azoren anstellte. Bei der eng zusammenschliessenden, im Folgenden ausführlicher geschilderten Pflanzendecke, bei den in dem weitläufigen Archipel zeitraubenden Meeresfahrten und bei den unvollkommenen Verkehrsmitteln muss die Zeit von 4% Monaten dem reichhaltigen Material gegenüber unverhältnissmässig kurz erscheinen. Allein wenn die Ueberfahrten zwischen den Inseln zusammengerechnet im Ganzen über 8 Wochen in Anspruch nahmen, so fügte es sich so glücklich, dass ich nie auf eine Gelegenheit warten durfte; wenn bei den Verkehrsmitteln die Beise zu Lande nur langsam von Statten ging, so begünstigte dieser Umstand die Beobachtung von Erscheinungen, die überall auf einem verhältnissmässig geringen Flächenraum zusammengedrängt Vorkommen; und wenn endlich die zusammenschliessende Pflanzendecke und die Abwesenheit tiefer Schluchten den Forschungen hindernd in den Weg traten, so verlieh dagegen die genauere Kenntniss des innern Baues von Madeira und anderen Inseln selbst oberflächlichen Beobachtungen Bedeutung. Oder mit anderen Worten ich darf die Zeit, die ich vorher unter der Leitung L yell’s oder allein dem Studium des geologischen Baues von Madeira, Porto Santo und der Canarien gewidmet h a tte , bei den auf den Azoren angestellten Untersuchungen um so mehr ebenfalls in Anschlag bringen, da diese Inseln im Allgemeinen übereinstimmende Verhältnisse darbieten. Die einzelnen Thatsachen, die sich an den verschiedenen Gebirgsmassen der drei Inselgruppen nachweisen lassen, ergänzen sich überhaupt unter einander. Wenn namentlich die Insel Madeira bei den gewaltigen Thälern und tiefen Schluchten, in welchen die mächtige Gebirgsmasse der Länge und Breite nach biosgelegt ist, die beste Gelegenheit darbietet, den innern Bau der vulkanischen Berge zu erforschen, so lässt sich hingegen auf den Azoren die Uebereinstimmung zwischen den jüngern und ältern Laven , zwischen den an der Oberfläche abgelagerten und den darunter anstehenden vulkanischen Erzeugnissen, viel vollkommener verfolgen und nachweisen. Die auf diesen Inseln gemachten Erfahrungen erklären manche Erscheinungen, die in den ändern Archipelen nicht so deutlich hervortreten, ebenso wie die tieferen Schichten der hier zu beschreibenden Gebirgsmassen erst durch Uebereinstimmung mit den bei Madeira obwaltenden Verhältnissen zu deuten sind. Die letzteren, die Sir Charles Lyell ausführlicher in einer Arbeit zu schildern gedenkt, habe ich nur in soweit erwähnt als dieselben bereits im Manual of Geology, London 1855 dargelegt sind. Und überhaupt habe ich mich bemüht, die geologischen Verhältnisse so zu schildern, wie sie sich einem unbefangenen Beobachter darstellen, der durch vorhergegangene zur Sache gehörige Studien darauf eingeübt wurde, diejenigen P u n k te, die besondere Beachtung verdienen, zu berücksichtigen. — Durch Lyell’s Ansichten angeregt strebte ich überall danach, den innigen Zusammenhang zwischen dem innern Bau und der Oberflächengestaltung der vulkanischen Gebirge zu erforschen. Um die letztere in ihren Einzelheiten möglichst anschaulich schildern zu können, füge ich der Beschreibung ausser den Durchschnitten eine Reihe von Ansichten bei, die bei mangelhafter künstlerischer Ausführung, wenigstens in ihren Umrissen, die Bergformen der Wahrheit getreu wiedergeben. Ohne es zu wagen, auf theoretische Streitfragen einzugehen, oder nach den auf diesen Inseln gesammelten E rfah rungen andere Vulkane erklären zu wollen, habe ich am Schlüsse diejenigen Folgerungen angedeutet, die sich aus der Summe der mitgetheilten Beobachtungen auf die Entstehung der vulkanischen Bergmassen der Azoren ziehen lassen. Was die petrographische Beschaffenheit der L aven betrifft, so ist dieselbe so mannichfaltig und eigenthümlich, dass ich es mir bei den mir zu Gebote stehenden mineralogischen Kenntnissen nicht erlauben möchte, ein entscheidendes Urtheil zu fällen, und es daher vorzog, die Ansicht von rühmlichst bekannten Autoritäten einzuholen. Zuerst hat Herr Prof. G. Leonhardt die Güte gehabt meine Sammlung durchzusehen und mir seine Ansicht mitzutheilen. Dann verdanke ich H errn Prof. G. Rose die Bestimmung vieler Handstücke, sowie H e rrn Prof. Bluhm M ittheilungen und H e rrn Prof. Bunsen die Analysen verschiedener auf S. Miguel vorkommender Laven. In Folge dieser mir von
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