wachsen. Ausserdem tre te n , wie wir gesehen haben, eine Euphorbia, ein Solanum, und einige Arten von Hypericum strauchartig auf, während die indigene Flora sonst nur Pflanzen aufzuweisen h a t, die bei übereinstimmenden Gattungen auch die Formen europäischer Arten beibehalten. Dieselben Verhältnisse zeichnen auch die indigene Flora von Madeira aus. Die immergrünen Bäume und Sträuche, mit welchen die Insel bewaldet w a r, sind europäischen Arten verwandt, oder schliessen sich ihnen in der ganzen äussern Erscheinung entschieden an. Neben diesen treten Gattungen, die in Europa als jährige oder perennirende unansehnliche Kräuter verbreitet s in d , mit verholzten Stengeln und als immergrüne mehr oder weniger ansehnliche Sträuche auf. Allein es ist im Vergleich mit den Azoren die Zahl der indigenen Arten grösser, es wachsen die Bäume des Hochwaldes bei überraschendem Umfang des Stammes zu einer in entsprechendem Grade bedeutenden Höhe empor, und es nehmen endlich viel mehr europäische Gattungen als eigenthümliche Arten auffallende Formen an. Den abgeänderten europäischen schliessen sich dann noch einige eigenthümlich madaresisch-canarische Gattungen an, die aber ebenfalls so wie jene noch einen mehr südeuropäischen Typus beibehalten. Eine Ausnahme macht nur der vielbeschriebene Drachenbaum (Dracaena draco), der als eine eigenthümliche der heissen Zone angehörende Erscheinung aus der indigenen Flora heraustritt O O und sich derselben gegenüber etwa so ausnimmt, wie die Palme (Phoenix dactylifera), wenn wir dieselbe mit den übrigen in Südeuropa verbreiteten Bäumen und Sträuchen vergleichen. Dass die Phoenix dactylifera auf Madeira an der Südseite bis 1000 Füss oberhalb des Meeres nicht viel besser als in Südeuropa.fortkommt, ist aus dem Umstande zu schliessen, dass ihre Früchte, die doch unter denselben Breitengraden in der heissen Sonne Afrikas reifen, in dem gleichmässig warmen Klima dieser Insel nur eine unvollkommene Ausbildung erlangen. Wenn einestheils die kühlere Jahreszeit namentlich in der unteren Region der Südseite noch so warm is t, dass, wie. w ir gesehen haben, eine Menge von der heissen Zone angehörenden Gewächsen, die nicht in Südeuropa und selbst noch nicht auf den Azoren gedeihen, ohne künstliche Beihülfe fortkommen, so lässt es änderntheils die verhältnissmässig geringe Wärme der heissen Jahreszeit , die in demselben Grade gemässigt is t, nicht z u , dass die Gewächse sich so vollkommen wie in ihrer Heimath entfalten. Die Bananen, Guaven, Ano- ne n , Ananas wachsen in dem untersten Gürtel zwar leicht, allein ihre Früchte sollen denjenigen, die in den Tropen reifen, in der Güte undnoch.mehr in der Menge entschieden nachstehen. Die Erträge der Kaffee'pflanzungen sind, obschon sie hinter solchen Zurückbleiben die in wärmeren Ländern erzielt werden, nur im Weichbilde Funchals befriedigend. Den Anbau des Zuckerrohrs, der die Insel bald nach der Ansiedelung bereicherte, mussten die Portugiesen später aufgeben, als der Preis des Erzeugnisses durch die grossen in Brasilien erzielten E rnten herabgedrückt ward, und auch jetzt lohnt die Pflanze nur, wenn sie zur Gewinnung von Sprit gebaut wird. Dieselben Einflüsse machen sich auch bei den in Europa verbreiteten Gewächsen, die in dem untersten wärmsten Gürtel neben den exotischen wachsen, geltend. Den Feldfrüchten bieten sich zwar im Winter bei der mittleren Wärme und bei den Feuchtigkeitsniederschlägen ähnliche Verhältnisse wie diejenigen dar, unter welchen sie in Mittel- und Nordeuropa gebaut werden. Allein dessen ungeachtet kommen manche Gewächse, welche dort neben ihnen gedeihen, hier nur schwer oder gar nicht mehr fort. Dahin gehört der Spargel, der, während er schon in Südeuropa zu schnell emporschiesst und hart wird, auf Madeira gar nicht mehr gebaut werden kann. Erdbeeren, Himbeeren und Johannisbeeren gedeihen erst in Gärten, die höher an den’Abhängen liegen, und. von den europäischen Obstarten verrathen manche wie besonders die Pfirsichbäume eine gewisse N eigung auszuarten, während andere wie zum Theil die Birnen, Aepfel und namentlich die Kirschen erst an den höher gelegenen Oertlichkeiten die passendsten Standorte finden. Uebereinstimmend mit der Thatsache, dass selbst die untersten und die wärmsten Küstenstriche von Madeira noch keineswegs Verhältnisse darbieten, unter welchen sich die Gewächse der heissen Zone vollständig entfalten können, treffen wir in der indigenen Flora ausser dem Drachenbaum keine Gattungen, die sich nur mit Typen vergleichen lassen, welche den Tropen angehören. Dagegen sind auf dem grössten Theile der Oberfläche der Insel die Bedingungen gegeben, unter welchen sich die europäischen Gattungen und Typen zu riesigen Formen, entfalten können. Wenn in Südeuropa die immergrünen Bäume und Sträuche neben solchen, die nur im Sommer belaubt sind, eine bedeutende Rolle spielen, wenn daselbst schon Gattungen, die in nördlicheren Breiten krautartig wachsen, als Sträuche oder baumförmig auftreten (Erica arborea), so muss ein K lima, in welchem die Kühle des Winters und die Hitze des Sommers in so hohem Grade, gemässigt sind, diese Erscheinungen in noch viel höherem Grade begünstigen. Oder mit ändern Worten, es sind solche klimatische Verhältnisse nicht nur ganz dazu geeignet, Bäume und Sträuche bis auf die Salix canariensis allgemein mit einem compacten immergrünen Laube zu bekleiden und zu mächtigeren Formen aufwachsen zu lassen, sondern sie sind auch ganz so beschaffen, um möglichst zahlreichen anderen Gattungen in ähnlicher Weise ein entschieden südliches oder subtropisches Gepräge zu ertheilen. Es ist bereits früher ausführlicher dargelegt worden, wie sich die indigene F lora zu den verschiednen Zeiten des Jahres entfaltet und wie auch in dieser Hinsicht die europäischen Verhältnisse im Allgemeinen in den Vordergrund treten, wenn sie gleich, namentlich in dem wärmsten Gürtel, in etwa demselben Maasse auffallende Abweichungen zulassen, als die europäischen Gattungen in eigen- 6 *
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