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belauben, so spriessen und blühen dagegen die in Europa verbreiteten jährigen Kräuter überall, wo ihnen ausser der Feuchtigkeit die zu ihrem Fortkommen erforderliche mittlere Wärme geboten wird." Darum treffen wir selbst in der obern Hälfte des Gebirges stets manche Unkräuter, die so wie in Deutschland bis spät in den H erb st, hier durch den Winter hindurch in einzelnen Exemplaren fortblühen. Dahin gehören Potentilla reptans, Oxahs corniculata, Ero- dium cicutarium, Geranium robertianum, Nasturtium officinale, Ranunculus repens, Taraxacum officinale, Prunella vulgaris und manche andere. Doch auch von diesen Arten erblühen in den beiden oberen Regionen die meisten Individuen erst im F rü h jah r, das ausserdem eine Anzahl anderer Arten ins Leben ruft, wie z. B. Hypochaeris glabra, Rumex acetosella und pulcher, My- osotis stricta und palustris, Teesdalia iberis, Peristylus cordatus, Trichonemma grändiscapus, Centranthus calcitrapa, Valerianella Morisoni, Vahlenbergia lo- belioides, Prasium majus u. s. w., alles A rten, die sich entweder zeitig im Frühja h r schon zu Ende Februar, oder erst im März und April zeigen. Anders ist es in der Küstenregion, namentlich auf der Südseite in dem untersten Gürtel, wo das Gedeihen der jährigen Unkräuter hauptsächlich auf die kühlere Jahreszeit vom Spätherbst bis zum Anfang des Sommers beschränkt ist. Innerhalb der wärmsten und trockensten Strecken , die auf der Südseite vom Meer bis etwa 1000 Fuss hinaufreichen, treffen wir natürlich auch manche jährige Kräuter und Gräser, die, wo es ihnen nicht an Feuchtigkeit gebricht, während des ganzen Jahres in Blüthe stehen, von welchen aber doch die meisten Individuen erst in Folge der ergiebigem Regenschauer zu Ende des Winters und im Frühjahr hervorspriessen und blühen. In dieser Hinsicht war mir neben ändern die Ambrina ambrosioides eine der auffallendsten Pflanzen, die, obgleich sie während des ganzen Jahres blühte, dennoch zu Ende des März überall frisch aufschlug. Betrachten wir indessen die einjährigen Kräuter dieses untersten und wärmsten G ürtels aufmerksam, so fällt es auf, das s d i e m e i s t e n s i c h i n i h r em A u f t r e t e n g e r a d e so wi e i n E u r o p a de r E n t w i c k e l u n g s p e r i o d e des G e t r e i d e s a n s c h l i e s s e n , d e s s e n S a a t z e i t s i c h hi e r so wi e ü b e r a l l n a c h d e n k l ima t i s c h e n V e r h ä l t n i s s e n r i c h t e t . Nachdem der Ackerboden von den Herbstregen durchtränkt und im November hergerichtet ist, wird im Anfang des December der Weizen eingesät, der dann um die Mitte desselben Monates aufgeht, während der Winterregen wächst, im F rü h jah r, im März und April in Aehren tritt und bis Ende Mai oder Anfang Ju n i reift. Wie in Europa im Frühjahr, wenn die Humuskruste erwärmt und von der überflüssigen Feuchtigkeit befreit ist, so zeigen sich hier, sobald der ausgetrocknete Boden von den Herbstregen durchdrungen ist, verschiedene jährige Kräuter wie : Lamium purpureum, Stellaria media, - Polygonum avicu- lare, Fumaria officinalis, Mercurialis ambigua, Albersia blitum, Senecio vulgaris und andere. Mit dem aufgehenden Getreide erblühen: Chrysanthemum my- conis und coronarium, Sinapis incana, Rapistrum rugosum, Raphanus rapha- nistrum, es zeigen sich Urtica membranácea, und mehrere Compositeen wie Thrincia pygmaea, Rhagadiolus stellatus, Hedypnois rhagadioloides, Urosper- mum picroides und andere, denen sich anschliessen Salvia clandestina, Stachys hirta, Anagallis arvensis, einige Papilionaceen, Euphorbiaceen, Arten von Geranium und Erodium, von Galium, einige Umbelliferen wie Scandix pecten, Ammi majus u. s. w. An den Mauern tritt Chelidonium majus in Blüthe, in den Feldern bemerkt man die Scherardia arvensis und Borragineen, wie Echium violaceum, Anchusa italica, Borrago officinalis u. s. w. Wenn der Zeitpunkt herannaht, wo der Weizen in Aehren geht , so leuchten aus den Feldern in Menge die Papaveraeeen hervor und es treten auf: Verbena officinalis, Silene inflata und gallica, Cucubalus bacciferus, Dianthus protifer, einige Malvenarten und andere. Dann bemerkt man einige Arten von Convolvulus, den C. arvensis, C.sicculus und C. althaeoides, die Nigella damascena, das Delphinium consolida u. s. w. Zuletzt entfalten sich die Agrimonia eupatoria und verschiedene Compositeen w ie Centaurea melitensis, eriophora, calcitrapa und solsti- tialis, Cichorium intybus, Carthamus lanatus, Cirsium latifolium u. s. w. Wenn hier, nach dem Gedeihen der Halmfrüchte und nach dem Auftreten der meisten Unkräuter zu urtheilen, unverkennbar eine gewisse Uebereinstimmung hervortritt zwischen den regnerischen Herbst- und Wintermonaten dieses Theils von Madeira und den Frühjahrs- und Sommermonaten von in der Region der Sommerregen gelegenen Theilen Europa’s , so machen doch einzelne Pflanzen insofern eine' bestimmte Ausnahme, als sie annähernd um dieselbe Zeit wie in Europa erblühen. Dahin gehören: Arum italicum, Allium triquetrum, Orni- thogalum arabicum, und der schöne Gladiolus seggetum, die alle, ausser vereinzelten Vorläufern, erst im März und A pril gleichzeitig mit den in Beeten frisch aufgegangenen Lauch- und Zwiebelarten emporwachsen und blühen. Dagegen blüht der Narcissus odorus in einer Höhe von 2000 Fuss in den Kastanienpflanzungen in einzelnen Individuen bereits um Weihnachten, in grösser Menge im Januar. — N ach der E rnte bleiben die Stoppelfelder dieser trocknen Strecken bis zum Herbste verdorrt liegen, während nur manche Unkräuter auch durch den Sommer hindurch an solchen Standorten fortwuchern, wo es ihnen n ich t an der nothwendigsten Feuchtigkeit gebricht. Wenn der Weizen in diesem wärmsten und trockensten Gürtel von Anfang oder Mitte December bis Ende Mai oder Anfang Ju n i, also 5% Monate zu seiner Entwickelung bedarf, so ist das für sogenannte Sommerfrucht ein langer Zeitabschnitt. Allein wie in vielen ändern Fällen übt auch hier die Milde und Gleichmässigkeit des Klima’s ihren Einfluss auf den Gang der Entwickelung aus, dem in nördlicheren Breiten eine kürzere Frist zugemessen ist. Auf der Nord- und namentlich auf der


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