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ungewöhnlich milden Wintern in zeitig beginnenden Frühjahren m ähnlicher Weise der Fall zu sein pflegt. Höher hinauf an den Abhängen in der oberen Hälfte des von der europäischen Cultur bedeckten Gürtels brechen die Blüthen nicht nur später hervor, sondern sie entwickeln sich auch innerhalb eines schärfer begrenzten Zeitraumes. Dies gilt namentlich von den Kirschbäumen, die in den Thälern der Serra d’ Agoa und des Ribeiro Frio auf einer Höhe von 2000 bis zu 0000 Fuss während der ersten Hälfte des Mai über und über mit weissen Blüthen bedeckt sind. In ähnlicher Weise verhalten sich die Maronenbäume (Castanea vesca), die auf der Südseite in einer Höhe von 1500 bis 2500 Fuss oberhalb des Meeres in ausgedehnten Anpflanzungen Vorkommen. Dort zeigen sich in der zweiten Hälfte des April die ersten Blätter und während das Laub sich im Mai vervollständigt-, treten die Blüthen im Ju n i hervor. Selbst an den tiefer gelegenen Abhängen finden diese Vorgänge nicht sehr bedeutend früher sta tt, doch beobachtete ich auch von dieser A rt in Funchal ein kleines Bäumchen, das während mehrerer aufeinanderfolgender Jahre im Winter allmählich seine Blätter und Blüthen entfaltete. Solche Ausnahmen kommen auch bei einzelnen ändern Bäumen vor, von welchen ich namentlich die Sommereiche, Quercus pedunculata hervorhebe. Mehrere Bäume dieser Art , die zu Funchal auf der Promenade stehen und unter welchen sich namentlich einer, die sogenannte deutsche Eiche auszeichnet, beginnen seit mehreren Jahren schon um Weihnachten ihr Laub zu entfalten, das bereits Ende Januar Schatten gewährt, aber doch erst Ende Februar oder Anfang März seine völlige Dichtigkeit erlangt. Ebenso bemerkt man schon in der letzten Hälfte des Winters an den Trauerweiden einen grünen Anflug, der dann jedoch ungewöhnlich lange Zeit braucht, bis er sich in ein dichtes grünes Laubdach umwandelt. Demnächst muss ich noch eine andere Eigenthümlichkeit hervorheben, die darin besteht, dass an den in Europa allgemein verbreiteten Bäumen und Sträuchen das Laub sehr spät welk wird und noch später abfällt. Viele Blätter verändern kaum die Farbe, sondern bleiben nur welk und etwas eingeschrumpft an den Zweigen sitzen, bis die jungen Blattknospen sich erschliessen. Darum verhalten sich manche Individuen wie z. B die früh erblühenden Pfirsiche anscheinend beinah so wie manche immergrüne Gewächse wärmerer Zonen, die zu gewissen Zeiten des Jahres, wenn sie frische Schosse tieiben, nicht kahl sondern nur etwas dürftig erscheinen. Allein auch unter den Maronenbäumen trifft man nicht nur im Weichbilde Funchals, sondern auch bis zu einer Höhe von 2000 Fuss oberhalb des Meeres an besonders geschützten Stellen im Novembmr oder December noch Bäume, deren Laubdach nur etwas gelichtet erscheint. Dasselbe gilt von manchen Eichen und Trauerweiden, die n ur während eines verhältnissmässig kurzen Zeitabschnittes mehr oder weniger vollständig entlaubt bleiben. Alle diese eigenthümlichen Erscheinungen treten dem Fremden, der im Winter die Insel Madeira besucht, im Weichbilde Funchals so auffallend entgegen, dass er sich geneigt fühlen dürfte ihre wahre Bedeutung zu verkennen. Doch'mahnen ihn selbst dort die kahlen Aeste der am Meere in Reihen gepflanzten Platanen, sowie manche über die niederen Berghalden zerstreute Bäume und Sträuche daran, dass die Gewächse seiner Heimath gerade jetzt ihre Winterruhe halten. Und wenn er dann im Februar nach den Canarien fährt und im April oder Anfang Mai nach Madeira zurückkehrt , so staunt er über den veränderten Anblick, den die Abhänge der Insel dar bieten, die nun mit einem ununterbrochenen Teppich überdeckt sin d , der vom frischesten Grün durch alle Abänderungen dieser Farbe abschattirt ist. In den Gärten haben die Robinia pseudoacacia, der Judasbaum, der Tulpenbaum, die Buche, der Aesculus hypocastanum, die Gleditschien und andere ihr Laub und ihre Blüthen entfaltet, zwischen den Feldern grünen die Bandweiden, die Pappeln, die Eichen und die Obstbäume, die zum Theil in Blüthe stehen, während die belaubten Weingelände in Blüthe treten, und an den liöhern Abhängen die Kastanienpflanzungen mit einem lichtgrünen Anfluge bedeckt sind. Es bleiben also mit ändern Worten die Bäume und Sträuche, die mit Ausnahme der Feigen und Orangen auch in Mittel-, zum grossen Theil sogar in Nord- Europa verbreitet sind, auf Madeira den Gewohnheiten, die-sie in jenen Gegenden angenommen haben, getreu. Dies ist selbst in dem untersten und wärmsten Gürtel der Küstenregion vorwiegend der F a ll, wo indessen e ig e n tüm liche Abweichungen Vorkommen, welche sich solchen Erscheinungen an- schliessen, die auch in Mitteleuropa dann und wann bei ungewöhnlich milden Wintern und zeitigen Frühjahren, jedoch weniger regelmässig und in geringerer Ausdehnung beobachtet werden. Solche Abweichungen nehmen nur ausnahmsweise insofern einen ändern Character an, als die Blüthezeit einzelner Bäume teilweise oder ganz in den Spätherbst und in den Winter verlegt ist, und diese Erscheinung muss, wie die schlechten Früchte der Pfirsiche und Birnen zeigen , als eine abnorme angesehen werden, die keineswegs der Natur der Gewächse und den klimatischen Verhältnissen der Insel entspricht. Ebenso wie die in Europa verbreiteten verhalten sich auch diejenigen Bäume und Sträuche, die von der südlichen Hemisphäre nach Madeira versetzt sind und die alljährlich ungeachtet der geringeren Wärme des Winters dennoch etwa um Weihnachten oder zu einer Zeit b lü h en , wo in ihrer Heimath der Sommer hereinbricht. 3. D ie j ä h r i g e n K r ä u t e r , o d e r di e s o g e n a n n t e n U n k r ä u t e r , d i em u t hm a a s s l i c h g r o s s e n t h e i l s d u r c h E i n s c h l e p p u n g in dem A r c h i p e l v e r b r e i t e t wu r d e n . Wenn die europäischen Bäume und Sträuche ungeachtet der sommerlichen Temperatur des Winters auf Madeira mit einigen Ausnahmen vorherrschend erst im Frühjahr blühen und sich


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