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Hochsommer, besonders in trocknen Jahren, während einer verhältnissmässig kurzen Zeit verdorren, um bald wieder nach den ersten Regen des Spätsommers in frischem Grün zu prangen. So wie die Gräser kommen auch die jährigen Unkräuter bei unbedeutenderer Zahl der Arten in grösser Menge vor und bilden mit jenen an allen von den Waldungen und von der Cultur freigelassenen Stellen die zusammen- schliessendePflanzendecke, mit welcher die Inseln bekleidet sind. D i e Ue p - p i g k e i t d e r a z o r i s c h e n P f l a n z e n d e c k e w i r d al so i n e c h t e u r o p ä i s c h e r We i s e v o r w i e g e n d u n d b e i n a h a u s s c h l i e s s l i c h d u r c h d i e Z a h l d e r I n d i v i d u e n b e d i n g t , die a u f e i n e r b e s t immt e n F l ä c h e d i c h t g e d r ä n g t b e i e i n a n d e r w a c h s e n . I n Ma d e i r a u n d me h r n o c h a u f d e n Ca n a r i e n t r i t t d a g e g e n d i e U e p p i g k e i t der V e g e t a t i o n n i c h t n u r im A l l g eme i n e n s c h o n v i e l e n t s c h i e d n e r i n d e r E n tw i c k e l u n g d e r e i n z e l n e n P f l a n z e n f o rme n h e r v o r , s o n d e r n sie ma c h t s i c h a u c h an ma n c h e n S t e l l e n g e r a d e n u r d u r c h die Gr ö s s e d e r e i n z e l n e n I n d i v i d u e n g e l t e n d . Seubert nimmt in seiner Flora azorica am Abhang des 7613 Fuss hohen P ik von Pico die folgenden Regionen an : I. Die unterste Region oder die der europäischen Cultur 0---1500Fuss. II.. Die untere Bergregion oder die Region der Wälder 1500—2500 ,, I I I . Die obere B e rg r e g io n ............................................., ' . . 2 5 00—4500 ,,, , IV. Die Region der Büsche (Gestrüppe) . . . . . . 4 5 0 0— 5 2 0 0 ,, V. Die Gipfelregion 5 2 0 o J |7 0 0 0 ,, Bei weitem die grössere Anzahl der indigenen Gewächse finden wir in der zweiten Region, in der Waldregion beisammen. Dort wachsen als Bäume von mittelmässiger Grösse der Laurus canariensis, die Picconia excelsa und die Myrica faya neben dem Juniperus cedrus, der in der folgenden Region vorherrscht und in der Gestalt von kleinen Bäumchen auftritt. Ausserdem begegnen wir sämmtlichen .einheimischen Sträuchen, die das Unterholz in der ursprünglichen Bewaldung bildeten, den indigenen Farrnkräutern und manchen anderen ebenfalls endemischen Pflanzen. — Nach dem Berichte der E n tdecker reichten die Wälder, da wo die Oertlichkeiten es zuliessen, bis zum Meere herab, und noch heute trifft man an geeigneten Stellen einzelne In d ividuen der meisten der zweiten Region angehörenden Arten auch in der ersten Region, in welcher ausserdem mehrere indigene Pflanzen n ur ausschliesslich Vorkommen. Und ebenso dehnen sich beinah alle die indigenen Arten, welche die Waldungen der zweiten Region zusammensetzen, nicht n ur ebenfalls über die dritte oder die obere Bergregion aus, sondern bestimmen auch den Character der letzteren, da sie die übrigen derselben angehörenden indigenen Pflanzen an Grösse wie an Zahl der Individuen bei weitem übertreffen. Dagegen reichen auf der Insel Pico nur wenige jener Arten in die vierte Region hinauf, wo sie nur noch als niedere Büsche oder Gestrüppe auftreten. Es sind dies Juniperus cedrus, Erica scoparia, Ilex p e ra d o , und die Vaccinium-Arten. Von allen treffen wir nur die Erica noch in der fünften Region, deren oberste Grenze sie jedoch nicht erreicht. In dieser obersten Region kommen nur europäische A rten vor. Ausser der Daboecia polyfolia, einem Thynrusder in Madeira ein gegen 5000 Fuss hohes Tafelland bedeckt, und einigen Gräsern wachsen die Polygala vulgaris und die Calluna vulgaris bis beinah auf den Gipfel des Pik. Da n ur dieser vereinzelte majestätische Kegelberg eine Höhe von über 7000 Fuss erreicht und da die übrigen Gebirgsmassen oft kaum 2000 und nur selten mit ihren höheren Kuppen etwas über 3500 Fuss hinausragen, so können in dem Archipel im Allgemeinen nur die drei unteren Regionen in Betracht kommen. Diese aber boten, wie wir annehmen müssen, ursprünglich vor der Colonisation nur gewisse nach der Erhebung oberhalb des Meeres verschiedene Abänderungen einer immergrünen eigenthümlichen insularen Bewaldung, welche die Inseln von der Küste bis zum Gipfel bedeckte. Diese Bewaldung war nach der Zahl der A rten , wie nach der Grösse der Individuen am vollkommensten in einem zwischen 1000 oder 1500 und 2500 Fuss gelegenen Gürtel entwickelt. Nach abwärts traten dadurch Abänderungen e in , dass manche Küstenstriche sich nicht für Waldwuchs eigneten, aber dagegen anderen indigenen Pflanzen einen geeigneten Standort boten. Nach aufwärts blieben die Baumformen des Laurus canariensis, die Picconia excelsa, die M yrica faya ganz aus oder traten n ur an der unteren Grenze der oberen Region als Sträuche auf, während der Juniperus cedrus hier noch mit am besten gedieh und die übrigen Sträuche in kleinen unansehnlichen Formen theilweise bis zu den Gipfeln h in aufreichten. Ausserdem kamen die übrigen Pflanzen in verschiedenen Höhen vor und trugen durch ihre Standorte dazu bei, jene durch die Abänderung der allgemeinen Bewaldung angedeuteten Zonen deutlicher von einander abzusondern. Ganz ähnlich gestalteten sich die Verhältnisse in Madeira, wo nach den ältesten Urkunden die Bewaldung vom Gipfel bis zum Meere herabreichte, weshalb die Insel den Namen erhielt, der „H o lz “ bedeutet. Doch war einerseits die entschieden in den Vordergrund tretende Bewaldung aus viel zahlreicheren und ansehnlicheren Arten zusammengesetzt, während auch andrerseits die accessorischen Glieder der indigenen Flora eine grössere Mannich- faltigkeit darboten. Wenn wir die in Fructuoso’s Beschreibung niedergelegten Bemerkungen beachten und wenn wir die Waldungen, die noch auf der Nordseite theilweise erhalten sind, sowie das Vorkommen der übrigen indigenen Pflanzen beobachten, so können wir daraus schliessen, dass zur Zeit der E n tdeckung die ursprüngliche Flora in der folgenden Weise vertheilt war.


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