Auch auf der erstgenannten Inselgruppe bedeckten nach den ältesten Berichten die immergrünen Wälder (Sempervirente der Canarien) ebenso wie in Madeira den grösseren Theil der Gebirgsabhänge und reichten, während nur Gebüsche die höheren Gipfel krönten, an vielen Stellen bis zum Meere herab Allein diese Waldungen unterschieden sich sehr wesentlich von denen Madeira’s , einmal durch die Zahl der A rten , und dann durch die Grösse der Förrien. Von den 13 Baumarten und 9 grösseren indigenen Strauchen jener südlicheren Gruppe treffen wir auf den Azoren nur 5 Bäume und 5 Sträuche, während das Vorkommen eines sechsten, des Jasmin um azoncum, nach beu- bert unentschieden ist. Unter den Bäumen müssen wir zuvörderst den m der Flora azorica als Persea azorica aufgeführten Laurus cananensis erwähnen, den Seubert selbst nur einen „Arbor mediocris“ nennt. Und wirklich erreicht dieser Lorbeer, der au t M adeira und in den Canarien als stattlicher Baum a u - tr itt, in den Azoren nur eine unbedeutende Höhe. Die Myrica faya, welche auch in den südlicher, gelegenen Gruppen keine bedeutenden Bäume bildet, hat auf den Azoren meist nur das Ansehen eines, grossen Strauches, Ebenso treten die Picconia excelsa und der Ilex perado, während sie in Madeira und auf den Canarien Bäume darstellen, hier mehr in der Grösse ansehnlicher Sträuche auf. Und endlich bildet der Juniperus cedrus, der m den beiden ändern Archipelen als hochaufgeschossener Baum genannt werden muss, nur kleine in den Ansichten Tafel VI., V II. und X. abgebildete Bäumchen die bei umfangreichem Stamm doch n ur eben die Höhe eines Strauches erreichen. Die Stämme, welche unter Tufl- und- Bimsteinmassen verschüttet liegen und daher lange vor Entdeckung des Archipels gewachsen sein müssen, lassen trotz des oft bedeutenden Durchmessers keineswegs vermuthen, dass die Wälder früher aus höher aufgeschossenen Bäumen gebildet wurden. Eine solche Annahme erscheint um so weniger zulässig, da auch die in den Azoren gepflanzten Bäume nirgends so hoch sind als dieselben Arten in Madeira und m den Cana- rien. Die Dracaena draco, jener eigenthümliche maderesisch-canansche Baum, der nach Seubert auf den Azoren nicht wildwachsend vorkommt, steht hier und dort in den Gärten in kräftigen Exemplaren, die sich indessen vor den Individuen derselben A rt in den südlicheren Gruppen durch ihre geringe H ohe auszeichnen. Dann fällt es dem Fremden au f, dass Bäume wie die Castanea vesca, die Pappeln, Wallnüsse, europäische Akazien (Robinia pseudoacac.) und andere bei mächtigen Stämmen und umfangreichen K ro n e n , also bei sonst kräftigem Wuchs durchweg verhältnissmässig niedrig bleiben und n ur ausnahmsweise an besonders geschützten Stellen eine ansehnlichere Höhe eireichen. Es ist gewiss, dass die gegenwärtigen aus indigenen Bäumen und Sträuchen zusammengesetzten Gehölze der Azoren, denen man, wie Seubert anfuhrt, nicht Z eit lässt, sieh vollkommen zu entfalten, nicht gerade ein richtiges Bild der ursprünglichen Bewaldung gewähren können. Allein wenn wir die oben angeführte Thatsache berücksichtigen, dass selbst europäische Bäume in Gärten und Anpflanzungen vorherrschend nur eine geringere Höhe erreichen, und wenn wir ferner die einzelnen an günstigen Stellen übrig gelassenen indigenen Bäume betrachten, so müssen wir annehmen, dass die u r s p r ü n g l i c h e B e w a l d u n g d e r Az o r e n , a u s s e r d e n s p ä t e r zu e rw ä h n e n d e n G e s t r ä u c h e n , n u r we n i g e u n a n s e h n l i c h e Baumf o r m e m a u f z uw e i s e n h ä t t e , d i e me h r di e G r ö s s e v o n b e d e u t e n d e n S t r ä u c h e n al s v o n h o c h s t äm mi g e n B ä ume n e r r e i c h t e n , u n d d i e s i c h j e d e n f a l l s d u r c h u n b e d e u t e n d e Hö h e v o n de n a u f M a d e i r a u n d m d e n Can a r i e n w a c h s e n d e n I n d i v i d u e n d e r s e l b e n A r t e n a u s z e i c h n e t en Diese Erscheinung, welche bei der Oberflächengestaltung der Inseln durch die klimatischen Verhältnisse erklärt werden muss, mag zum T heil durch die andauernden und heftigen Winde hervorgerufen se in , die in der Flora azorica als das hauptsächlichste Hinderniss angegeben werden, das bei sonst günstigen Bedingungen der Entwickelung des Pflanzenwuchses entgegentritt. °Unter den Sträuchen der Azoren ist zunächst der ansehnliche Rhamnus latifolius zu n ennen, dessen Stelle in Madeira der Rhamnus glandulosus einnimmt. Dann treffen wir ausser dem Vaccinium maderense, dem einzigen, das auch auf Madeira aber nicht in den Canarien eine grosse Verbreitung erlangt, noch zwei andere, das V. longiflorum und V. cylindraceum. Als steter Begleiter dieser Heidelbeerstfäuche müssen wir hier die südeuropäische Haide, die Erica scoparia anführen, die von Seubert als einheimische Art, als Erica azorica beschrieben ist. Diese Erica wächst zu sehr ansehnlichen Sträuchen von 10 bis 15 Fuss Höhe empor und kommt ebenfalls als Unterholz sowie auf hohem Bergen auch in Madeira und in den Canarien vor, wo sich ihr^die Erica arborea beigesellt, die da, wo die Lorbeer- und Hex-Arten bereits Strauchformen annehmen, Bäumchen mit Stämmen von 1 bis 2 Fuss Durchmesser bildet. Als kleinerer Strauch wächst in der W aldregion der Azoren der Rubus Hochstette- rorum, der jedoch ebenso wieder Rubus grandifolius von Madeira, von vielen Botanikern nur als eine auffallende eigenthümliche Varietät des Rubus fruti- cosus angesehen wird, welcher in beiden Archipelen in den Gürteln der europäischen Cultur wuchert. Bei dieser Gelegenheit können wir gleich einen ändern kleinen südeuropäischen Busch, den Myrtus communis anführen, der auf den Azoren, selten, auf Madeira aber ziemlich häufig die Gebirgsabhange bedeckt. . . Von den zahlreichen Gattungen, die in Europa als Kräuter, m Madeira und in den Canarien aber mit verholzten Stengeln oder als bald mehr bald weniger ansehnliche Sträuche und Büsche auftreten, ist auf den Azoren zunächst die Euphorbia mellifera anzuführen. Dieser eigenthümliche Strauch
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