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von S. Miguel nach Faial und auch dann wehte es mehr oder weniger frisch bis Mitte Juli. Die Ueberfahrten nach Fico, S. Jorge u,nd. Graciosa machte ich bei starkem Winde durch ein bewegtes Meer und in S. Jorge musste ich sogar vom 2. bis 5. Ju li warten, bis das Wetter es gestattete, in einem grossen offenen Boote nach der nur 2% Meilen entfernten Insel Pico hinüber zu segeln.' Vom 22. bis 24. Juli hatten wir unfern Graciosa eine Windstille, aber als wir an der Westspitze von Faial anlangten, erhob sich ein heftiger Wind, der sich zum Sturm steigerte und uns drei Tage lang in den Breiten von Corvo und Flores im Bereich des Golfstromes umhertrieb. Dort in der Mitte des Oceans ist das Wetter zu allen Zeiten des Jahres unsicher und verrätherisch.. Selbst im Hochsommer gehören heftige Windstösse und Stürme', die dann freilich nie lange andauern, keineswegs zu den Seltenheiten. Schon früher hatte ich vorübergehende Windstillen beobachtet, die stets sehr bald durch frische Brisen unterbrochen wurden. E rs t in der zweiten Hälfte des Juli traten sie häufiger ein und dauerten von leichten fächelnden Winden begleitet länger a n , so dass sie das Wetter des Hochsommers dieser Breiten eharacterisirten. Aber schon am 22, August, wo ich mich an der Südküste von Terceira befand, wehte ein starker W in d , der leichte Regenschauer mit sich führte und von da ab war die kurze hochsommerliche Ruhe im Luftmeer unterbrochen. Bei der Fahrt nach S. Miguel wogte das Meer so unruhig wie im Frühjahr und am 24. August zwang ein heftiger von Regenschauern begleiteter S.W.-Sturm die Fahrzeuge, die Rhede von Ponta delgüda zu verlassen. Während der N acht ging der Wind nach Norden herum, wehte orkanartig, die Maisfelder zerstörend, vom 25. bis 28. und begleitete uns mit verringerter Heftigkeit bis zur Hälfte des Weges nach Lissabon, wo wir am 31. anlangfen. Ich habe diese allgemeinen Bemerkungen über den Verlauf des Wetters während meiner Reise so ausführlich angeführt, weil sie mit den Angaben in der Zusammenstellung 7 insofern übereinstimmen als nach denselben die Wärme sich im Ju li bedeutend steigerte und zwar so. sehr, dass sie im August die von Funchal um 0,5 und 1,4 Grade übertraf. Demnach wäre also nach Tabelle 8 der Sommer etwa eben so warm, der wärmste Monat aber sogar noch etwas wärmer als in Madeira. — Dennoch steigert sich die Temperatur nie so bedeutend als in Lissabon, wo im Ju li des Jahres 1838 eine Wärme von 36,5” (29,3°R.) beobachtet wurde. Auf Faial betrug das absolute Maximum des Sommers 1858 nach der Tabelle 6 freilich 31 Grade. Während der Sommer von 1857 zu den heissesten gezählt wurde, die man überhaupt in jener Stadt erlebt hatte, fand ich nur zweimal im August auf der Insel Terceira an sehr warmen Tagen um 2 u n d ‘3 Uhr Nachmittags am Meeresspiegel eine Wärme von 26,6 und 27,7 Graden, während dieselbe sonst im Ju li und August an ähnlichen Oertlichkeiten und. um die Mittagszeit nur 19,4 bis 24,4 Grad betrug. Ebenso giebt Mr. H u n t 27,7 und 29,9 Grade als die höchste Wärme an , die beobachtet wurde. Auf Madeira stieg das Thermometer im vollkom- I menen Schatten auch nie höher als 29,4°. Clark führt in dem bereits früher erwähnten Werke an, dass der Sommer in Madeira etwas kühler sei, als in den [Azoren, welche auffallende Erscheinung er dem N.O.-Passat zuschreibt, der d i e s e Inselgruppe nicht mehr erreicht. Allein der N.O.-Passat weht in Tene- IrifFa viel entschiedener als in Madeira und doch ist der Unterschied der mitt- llern Wärme von Sta. Cruz im Vergleich zu d e r von Funchal im Sommer gleich |3 9° im Winter aber nur 2,3 Grade. Es muss also die hohe Sommerwärme der- i Azoren noch durch andere Ursachen bedingt sein. Eine derselben könnten [wir füglich in der Regelmässigkeit suchen, mit welcher in Madeira und namentlich auf der Südseite in Funchal der Seewind (Imbate) und der Landwind [ (Terral) gegen Mittag und gegen Abend oder Nachts landeinwärts und nach [dem Meere wehen. Mittermaier, den ich schon früher anführte und der [äusserst sorgfältige Beobachtungen anstellte, sagt darüber: ,,Was den Gang der Wärme in 24 Stunden betrifft, so beobachtete ich stets einige Minuten vor I Sonnenaufgang das Minimum der N a c h t; das Maximum des Tages tritt meist schon um die Mittagszeit e in , da der in den Mittagsstunden beginnende Seewind um diese Zeit die Luft schon abzukühlen beginnt; im Sommer, wo die- ise r Wind sich etwas früher einste llt, fällt das Maximum sogar vor 12 U h r.“ Auf den Azoren, deren Bergmassen, mit Ausnahme des vereinzelt stehenden [ abschüssigen Kegelberges von P ic o , sich n ur halb so hoch erheben als das aus- | gedehnte Gebirge von Madeira, können diese periodischen Luftströmungen I nicht eine solche Bedeutung haben als dort, während sie gar an Orten, die wie I Ponta delgada am Fuss eines ganz niederen sanft ansteigenden Bergrückens 1 liegen, kaum zu bemerken sein dürften. Sobald also die heftigen Luftströmun- I gen und frischen Brisen, welche in diesem Theile des Oceans noch während [ des Frühjahrs und Frühsommers wehen, aufhören und die von fächelnden [ Winden begleiteten Windstillen des Hochsommers vorherrschen, dann wirkt «die Sonne ungestörter als in Funchal, und somit wird es erklärlich, dass die I Sommerwärme der Azoren nicht nur ebenso hoch sondern sogar höher als in «Madeira steigt. So wenig vollständig auch das vorliegende Material sein mag, so setzt ■es uns doch in den Stand die folgenden Schlüsse zu ziehen: D ie mi t t l e r e Wä rm e des W i n t e r s u n d k ä l t e s t e n Mo n a t s Bi st s c h o n b e t r ä c h t l i c h n i e d r i g e r al s i n Ma d e i r a u n d n u r i n ■ e i n em v i e l g e r i n g e r e n Gr a d e h ö h e r al s d i e j e n i g e v o n Or t e n , ■ we l c h e w ie L i s s a b o n , Ma l a g a u n d P a l e rm o a n n ä h e r n d u n t e r ■ d e n s e l b e n B r e i t e n g r a d e n i m S ü d e n v o n E u r o p a l i e g e n . Dagei g e n ist an solchen Orten nicht nur die mittlere Wärme des Sommers und


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