hervortrat, in dessen düsterem Hintergründe ein bläulicher Wasserspiegel ausgebreitet war. Am Eingang betrug die Breite 300 Fuss. Darüber stieg das Dach in kühnem Bogen 80 bis 100 Fuss empor und spannte sich in ähnlicher Weise über der Tiefe, welche über die doppelte Ausdehnung haben musste. So entstand ein Gewölbe, das seiner Form nach der einen Seite einer der L änge nach halbirten Eierschale glich. Dumpf erklangen unsere Stimmen in dem weiten Baum und ängstlich flatterten die aufgescheüchten wilden Tauben umher, um durch die Oeffnungen zu entweichen. lieb er die m it schleimigen Algen bezogenen Bruchstücke, welche den nach dem Hintergründe abgedachten Boden bedeckten, kletterten wir vorsichtig nach dem kleinen See. .Unheildrohend lag die glanzlose, massiv blau erscheinende Wasserfläche in dem D üster des Hintergrundes ausgebreitet, und kaum waren wir ihr bis auf einen Steinwurf nahe gekommen, als uns schon ein erstickender Schwefelgeruch nach dem Eingang zurücktrieb. Dort stiegen wir'mittelst des Doppeltaues aus dem schwülen, dumpfen und mit Schwefeldunst erfüllten Verliess zu der geräumigen Halle des Bergdomes empor, in welcher kein Dach der frischen L uft und der hellen Sonne- den Z utritt versperrte. Die kleine Yacht hatte in Graciosa eine Ladung Dachziegel eingenommen , die dort aus einem vulkanischen Thon gebrannt werden, und ragte nun kaum zwei Fuss aus dem Wasser empor. Ausserdem schifften sich 12'kräftige Bursche e in , um bei den in Flores anlegenden Wallfischfängern Verdienst zu suchen. Die Mannschaft ging baarfuss, trug eine ärmliche buntscheckige von fremden Matrosen entliehene Seemannskleidung und lebte von eingesalzenem Stockfisch und Kartoffeln, ein Gericht, das tagtäglich die beiden einzigen Mahlzeiten ausmachte. Nach dem reichlichen Genuss dieser einfachen Kost trank-jeder. einen gewaltigen Zug von einem trüben übelschmeckenden Wasser und arbeitete nachher so rüstig wie ein E ngländer oder Amerikaner, der seine reichliche Fleischportion m it entsprechenden Massen Grog herunterspühlt. Nie sah ich eine Schnapsflasche, weder bei den Mahlzeiten noch in den Zwischenpausen; so nüchtern ist die Bevölkerung in dem Archipel, dessen wenige Trunkenbolde beinah ausschliesslich auf den Wallfisehfangern oder in den Hafenorten im Verkehr mit fremden Matrosen ausgebildet werden. Einen guten Eindruck machten ausserdem die ungekünstelte Freundlichkeit und die zufriedene H e iterkeit, mit welcher die Mannschaft unter sich gesellig verkehrte und den Mitreisenden begegnete. Die angehenden ins Leben stürmenden Wallfischfanger traten zwar anfangs etwas zu forsch und laut a u f , . aber sie fügten sich bald, da sie sahen, dass der Ton nicht.beliebt ward, mit jenem dem Südländer an- gebornen TaCt, der herrschenden -Schiffsordnung. Dreimal war die Sonne bereits aufgegangen und hatte uns immer noch bei der centralen Gruppe angetroffen. Kaum waren wir während der Zeit 40 Minuten in einer falschen Richtung weiter gelangt und noch trennte ein Zwischenraum von 120 Minuten die Insel Flores von der Nord westspitze von Faial. Als wir auf diese ain Nachmittage etwas kleinlaut zusteuerten, um dann umlegend mit halbem Winde einen richtigeren Cours einzuhalten, ward zu einer Messe gesammelt, die man der heiligen Jungfrau für einen günstigen Wind gelobt hatte. Da ich annehmen musste, dass man hiebei auch auf meine Beisteuer rechnete, und da ich doch fürchtete die guten Leute als Eretico durch eine Gabe zu verletzen, bot ich schüchtern ein Silberstück, das man übrigens unbekümmert um meinen Glauben mit Freude begrüsste und zu den Kupfermünzen in ein Tuch wickelte, welches hoch am Tauwerk befestigt ward. Die Stimmung an Bord ward noch gehoben, als der Wind gegen Abend frischer ward und mehr nach S.W. herumging. Auch während der Nacht steigerte er sich mit jeder Stunde, so dass wir immer schneller dahin segelten und am folgenden Morgen Flores so nahe kamen, dass die Mannschaft behauptete, sie könne die Insel sehen. Schwere Wetterwolken verhüllten den Himmel. Wo sie mit dem Horizont verschwammen, bemerkte man nach längerem Beobachten eine dunklere Stelle, die unverändert blieb und den kundigen Seefahrern das aus dem Wasser emporragende Gebirge andeutete. So düster wie der Himmel breitete sich auch die Meeresfläche aus, auf w elcher die Wogen vom Winde gepeitscht in wilder Eile schäumend daher gerollt kamen, während die Sturmvögel ihrer Gewohnheit getreu unserm Fahrzeug folgten, das noch immer mit verkürzten Segeln, von Sturzwellen übergössen, in unruhiger Hast vor dem zum Sturm anwachsenden Winde floh. Bald mussten wir es jedoch aufgeben den Hafen zu erreichen und uns dazu bequemen das Wetter auf dem Meere austoben zu lassen. Vorn fuhr das hervorragende Bugspriet in die aufgethürm- ten Wassermassen, und tauchte dann knarrend unter beunruhigenden Schwankungen empor. Brausend kam der Wind daher und legte das Fahrzeug so auf die Seite, dass der untere Baum des hintern lateinischen Segels aufs Wasser schlug, welches dann ruckweise über das Geländer aufs Deck strömte. An dem ändern Bord dagegen prallte die seitwärts daher rollende Woge dröhnend gegen die aus dem Wasser gehobene Schiffswand und schleuderte ihre schäumende Spitze über das Fahrzeug hinweg. Es war eine wilde unheimliche Scene und das Meer bot einen Schauder erregenden Anblick, wenn man es von dem kleinen tief eintauchenden Fahrzeug betrachtete, das bald zwischen zwei Wasserbergen im Abgrund säss bald auf den Gipfel einer Welle emporgehoben ward. Doch war riicht die geringste Gefahr vorhanden. Während ich in meinen Regenrock gehüllt mich festklammerte, besorgte die Mannschaft mit grossem Gleichmuthe das Beilegen und bewegte sich dabei mit überraschender Sicherheit auf dem schmalen D eck , das unausgesetzt unter gewaltigen Rucken seine Lage veränderte. Das Manöver besteht d a rin , dass man alle Segel ein
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