Nähe als dies bei der Abfahrt von Madeira der Fall war. Wir hatten am Abend vorher bei Funchal den Anker gelichtet und trieben nur vor einem ganz leichten Lufthauch kaum merklich weiter, als uns ein Wallfisch seine Nähe durch den beim Ausstossen des Wassers erzeugten Laut ankündigte, ein Laut, der dem Schnauben des Pferdes vergleichbar, so mächtig erschallte, dass man schon von ihm einen Schluss auf die riesige Grösse des Meerungeheuers ziehen konnte. Aus dem Nasloch, das fast wie das umgekehrte Ende einer Bierflasche aussah, fuhr das Wasser nicht in einem dicken S trähl, sondern wie eine in unzählige Tropfen zertheilte Säule empor, die sich oben pinienförmig gestaltet und aus der Feme gesehen wie Rauch erscheint. Dann verschwand der Kopf und ein mächtiger Rücken hob sich viele Fuss hoch empor, von dessen heller und dunkler gefleckter Haut dasWasser nach beiden Seiten abfloss. So schwamm der etwa 50 Fuss lange Wallfisch in flachen Bogenlinien in einer Entfernung von weniger als 100 Schritten zweimal am Schiffe entlang und verschwand dann in der Tiefe. In der Stadt Horta zieht sich die Hauptstrasse am Meere entlang und zwar so n ah e , dass die Bewohner bei den Stürmen des Winters an einzelnen Stellen mit aufgespannten Schirmen Vorübereilen, während das in Tropfen zertheilte Meereswasser über die nächsten Dächer hinwegspritzt. Hier werden beinah in jedem Hause in den Räumen des Erdgeschosses allerhand Spirituosen feilgeboten und auf kleinen Holztafeln in englischer Sprache angepriesen. Mit stattlichen fusshohen Buchstaben kündigt sich dagegen ein grosses weiss getünchtes Haus mit grünen Fensterläden als Silva’s Hotel an. In seinen Mauern herrscht wie auf dem Meere Ebbe und F luth. Die Bewegung im Hafen füllt und leert die einfachen aber freundlichen Räume, die von der amerikanischen Hausfrau stets äusserst sauber gehalten werden. W ir nehmen heute Abend an der vereinsamten Wirthstafel unsern Thee im Familienkreise des Wirths ein und gehen dann zu Bette in dem vollkommen stillen und ruhigen Hause, das schon am folgenden Morgen einem aufgestörten Ameisenhaufen gleicht. E in mächtiger Dampfer hat auf dem Wege von China nach England angelest, um seinen geschmolzenenKohlenvorrath zu erneuern,D O 3 O und diePassagiere beginnen ih r Tagewerk am Lande damit, dass sie das Gasthaus überschwemmen. Der Wirth und der einzige Aufwärter fliegen unablässig aus und ein, um den gestellten Anforderungen zu genügen, während die Hausfrau die zierlichen Strohstickereien auf dem Tisch ausbreitet. Auf der Strasse umlagert indessen ein bunter Haufe das Haus, um Körbe, Federblumen, Strohhüte, Früchte oder Dienstleistungen jeder A rt in englischem Kauderwelsch anzubieten. Sobald ein Fremder an der Thür erscheint oder vom Hafen auf das Haus zugeht, dringen Verkäufer, Mauleseltreiber und Bettler auf ihn e in , so dass er sich einen Weg bahnen muss durch den lärmenden Haufen, in welchem nur die Maulesel, welche sonst die Lasten hin- und herschleppen, je tzt aber Sättel oder weiche Kissen tragen, so theilnahmlos wie gewöhnlich die Fliegen von den langen Ohren schütteln. In Horta hatte ich Maulesel für mehrere Wochen gemiethet, da ich dieselben in offenen Booten nach Pico und von dort aus nach S. Jorge mitnahm. Kaum war ich von diesen Ausflügen zurückgekehrt, als eine kleine Yacht von nur 17 %Last (35 Tuns) Tragfähigkeit segelfertig war, um nach Graciosa, Corvo, Flores und von dort zurück nach Faial zu gehen. Um diese kleinen Inseln in wenig Tagen durchstreifen zu können, musste ich von den drei Wochen, welche die Reise in Anspruch nahm, 13 Tage und Nächte an Bord und auf dem Meere zubringen. Nach dreimal 24 Stunden landeten wir auf der Insel Graciosa, die eine prächtige Caldeira und in dieser eine überaus merkwürdige Höhle besitzt. Um dieselbe zu sehen erstiegen wir das östliche Gebirge, das von allen Seiten domförmig über einer Grundlage von 2 Minuten im Durchmesser emporsteigt. Sobald wir den Gipfel erreichten, befanden wir uns am Rande eines tiefen länglich runden ringsum von jähen Abstürzen eingefassten Thaies, von welchem auf Taf. X I. Fig. 1 eine A nsicht gegeben ist. Im Grunde breitete sich eine grüne Grasfläche über rundlichen Schlackenhügeln aus, umsäumte starre Felspartien und reichte an den Abhängen bis zu den dunkeln verbrannten Lavenschichten empor, die gleich wagrechten Leisten aus den Wänden hervortraten. Ueber einen der Hügel im Mittelgründe der Ansicht Ogr el anO ar ten wir auf eine Wiesenfläche3, die sich im östlichen Winkel des Thaies ausdehnte und dort stiegen wir 20 bis 30 Fuss tie f in eine kleine Schlucht hinab, in deren Grunde sich zwei Schlünde von etwa 20 Fuss im Durchmesser öffneten. Vor dem einen steckte ein halbes Dutzend Pflöcke im Boden. Um diese befestigte der Führer ein Tau und liess es in den Abgrund hinab. E in anderes schlang er sich mit einer weiten Schlinge unter den Armen lose um den Leib und stieg dann gleichsam in liegen der Stellung aber in rechtem Winkel auf der senkrechten Felswand stehend mit gespreizten Beinen in den natürlichen Schacht.hinab, indem er sich mit den Händen an dem im Böden befestigten Tau im Gleichgewicht h ie lt, während oben ein Mann das andere, auf das er sich mit dem Rücken lehnte, allmählich nachliess. In derselben Weise folgte ich n ach ; und wie ich so mittelst der oben geschilderten einfachen Vor- richtung ganz sicher an dem senkrechten Felsen entlang schritt, lobte ich im Stillen den natürlichen Tact, mit welchem die Eingebomen sich bei dem Mangel an Maschinen u n d Apparaten zu helfen wissen. In einer Tiefe von 7 0 Fuss landete ich auf einer spitzen Felszacke, machte mich von den Tauen los und kletterte über einen Haufen Gerölle in den Grund der auf Tafel X I I I . dargestellten Höhle. Anfangs sah ich bei dem Halbdunkel in der Nähe der Oeffnun- gen nur tiefe Finsterniss vor mir, aus der allmählich ein kolossales Gewölbe
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