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Die vulkanischen Gebirge wurden, wenigstens so weit als sie aufgeschlossen sind, durch eine ihrer Gesammtmasse entsprechende Zahl von solchen Lavenergüssen gebildet, wie sie an der Oberfläche zum Theil bis auf die neueste Zeit stattfanden. In Folge der ungleichen Yertheilung dieser Ablagerungen entstand die mannichfaltige Oberflächengestaltung der Inseln. Die Ausbrüche waren um einen centralen P unkt gruppirt, und die Lavenablagerungen wurden über einer kreisförmigen oder länglich runden Grundlage so angehäuft, dass im Laufe der Zeit domförmige Ber gmasseu mit breiten abgeflachten Gipfeln entstanden,. Nur an einer Stelle des Archipels, auf dem nordwestlichen Ende des Bergrückens der Insel Pico, wuchs in Folge-der in dieser Weise andauernden Thätigkeit ein solcher Bergdom zu einem mächtigen Kegelberge empor, an welchem nur die oberste Spitze abgeplattet erscheint. Die Ausbrüche und Lavenergüsse fanden über einer Längsspalte des Erdinnern in Reihen hinter einander statt und bildeten lang ausgedehnte Höhenzüge, wie die Insel S- Jorge. ' In den Azoren überwiegt eine reihenweise Yertheilung der Ausbrüche insofern, als die domförmigen Bergmassen, mit Ausnahme von Corvo, entweder nur mit Bergrücken vereint Vorkommen, oder durch solche mit einander Zusammenhängen tmd Gebirge darstellen, deren Längenachse mit derjenigen der Inselgruppe zusammenfällt. Es ist eine bekannte Thatsache, dass die Gänge in vulkanischen Gebirgen oft parallel verlaufen, oder sich einzeln sowie in grösserer Zahl unter beinah rechten Winkeln kreuzen. Besonders auffallend tritt diese Erscheinung auf Porto Santo hervor, wo die überaus zahlreichen Gänge mit nur wenigen Ausnahmen einander rechtwinklig schneiden, da sie.vorherrschend in den Richtungen der Längen- und Breitenausdehnung des Gebirges streichen. So wie einzelne Gänge oder wie ganze Systeme von annähernd parallel streichenden Gängen, verhalten sich auch die seitlichen Höhenzüge, die von den centralen in der Richtung der Längenachse des Archipels ausgedehnten Ge- birgsmassen unter einem rechten, selten unter einem spitzen Winkel auslaufen und der Oberflächengestaltung der Inseln eine grössere Mannichfaltigkeit ertheilen. Dieselben entstanden ebenso wie das centrale Gebirge inFolge von über einander angehäuften Lavenmassen. Die Vereinigung und innige Verschmelzung der verschiedenen Bergmassen und Bergformen, die ein grösseres Gebirge zusammensetzen , ward in verschiedener Weise herbeigeführt. Zwei gesonderte Bergmassen , wie z. B. der Bergdom von Faial und der Pik von Pico (Tafel XVI. Fig. 5 .), erhoben sich in Folge der wiederholten Ablagerungen und der durch die Gänge hervorgerufenen Auftreibung bis zu einer gewissen Höhe oberhalb des Meeres. In dem Zwischenräume fanden später Lavenablagerungen sta tt, welche je nach Umständen zu einem flachgewölbten oder zu einem scharfen Bergrücken, oder endlich zu einem Höhenzuge mit einem sanft geneigten Tafellande angehäuft wurden. In dieserWeise scheint auf S. Miguel der flachgewölbte Bergrücken zwischen der Ber gmasse von Sete Cidades und dem Gebirge der Lagoa do. Fogo entstanden zu sein. (Tafel I I I . Fig. I. j Die Ausbrüche und Ablagerungen erfolgten in einer Reihe hinter einander und schufen einen Höhenzug mit schmalem Kamm. Wo sich dieselben von der Längenachse nach beiden Seiten ausbreiteten, entstand ein Gebirge mit einem ausgedehnten sanft geneigten Tafellande. So gestalteten sich die Verhältnisse bei den Höhenzügen der Insel Pico, auf Tafel XVI. Fig. 1 in Profil I.-— I I I . , und des östlichen Theils von S. Miguel bis zur Lagoa do Fogo, der auf Tafel IV. Fig. 1, im Längendurchschnitt und in Fig. 3. und 4. im Querdurchschnitt dargestellt ist. An dem anderen Ende von S. Miguel dagegen wurde der auf Taf. I I I . Fig. 2. angedeutete Bergrücken von dem höchsten Gipfel, von dem Pico da Cruz nach Nordwesten durch dieselben Vorgänge so erweitert, dass er wie ein Bergdom mit einem abgeflachten Gipfel über einer abgerundeten Grundlage emporstieg. Dann entstand aber auch zuweilen ein Bergdom über dem erweiterten Ende eines Höhenzuges dadurch, dass an der betreffenden Stelle zahlreiche Lavenergüsse um einen centralen Punkt angehäuft wurden. Ich verweise hier abermals auf den in der Tafel.IV. Fig. 1. und 2. dargestellten Bergdom der Lagoa do Fogo, sowie darauf, dass der Pik von Pico in derselben Weise über der gemeinsamen Grundlage des in die Länge ausgedehnten Gebirges der Insel entstanden sein dürfte. (Tafel XV. Fig. 2.). Es wurde also mit anderen Worten ein Theil eines in die Länge ausgedehnten Gebirges entweder durch zahlreiche und ergiebige L avenergüsse , die über einem bestimmten Brennpunkte zu Tage traten, bedeutend erhöht, oder durch Ablagerungen, die sich von der Längenachse nach beiden Seiten ausbreiteten, bedeutend erweitert; und so entstanden verschiedene Bergformen, die aber doch innig mit einander verbunden und zu einem Ganzen verschmolzen sind. Endlich können wir noch annehmen, dass in Folge der Anhäufung vulkanischer Erzeugnisse zwei gesonderte Bergmassen gleichzeitig so nahe neben einander emporwuchsen, dass die beiderseitigen


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