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oder alle jene bald mehr bald weniger reinen Kalkschichten von isabellgelber Farbe. Die andauernd einwirkende Sonnenwärme, die in der untern Region, wo die Kalklager anstehen, mit den Regenschauern wechselt, und eine schnelle Verdunstung herbeiführt, ist dem Vorgang günstig, der übrigens so allmählich stattfindet, dass die Massen keine Schichtung wahrnehmen lassen. Kleine Lavenbröckchen werden von den aus dem verdunstenden Wasser zurückbleibenden Kalktheilchen umhüllt, die sich allmählich zu einer zusammenhängenden Kruste vereinigen und grössere aus dem Boden hervorragende Lavenzacken umgeben, oder auch in Ritzen oder kleine Oeffnungen mit dem Wasser hineinsickern und dieselben mit Kalkmasse erfüllen. An den höher gelegenen steileren Abhängen bilden sich nur dünne Inkrustationen zwischen' den zahlreichen Regenrinnen, und erst da, wo diese sich zu Runsen vereinigen, entsteht die zusammenhängende Schicht, die sich nach abwärts über die tieferen sanft abgedachten Gehänge ausbreitet. Die Thatsache, dass diese Schicht, welche an den steileren Abhängen so dünn ble ibt, auf den leicht geneigten Küstenstrecken eine so unverhältnissmässige M ächtigkeit erreicht, bedarf noch einer Erläuterung, ebenso wie die Massenanhäufung selbst, die, wenn einmal eine n ur wenige Zoll dicke feste geschlossene Deoke gebildet i s t , nur an der Oberfläche der letzteren stattfinden kann. Es erleidet nämlich auch die Oberfläche der bereits fertigen Kalkkruste eine Zersetzung, deren Erzeugnisse vom Regen aus der Höhe auf die tieferen leicht .geneigten Gehänge geführt werden, auf welchen wir deshalb nicht nur die mächtigsten, sondern auch die kalkreichsten Schichten antreffen. Oder mit ändern W orten, es tritt ein Zeitpunkt ein, wo die tieferen sanft abgedachten Flächen mit den im Wasser fortbewegten und darin aufgelösten Theilchen überführt werden, die hauptsächlich den bereits entstandenen Kalkschichten entlehnt sind, während höher oben das Material aus den fortdauernd in gänzlicher Zerstörung begriffenen vulkanischen Erzeugnissen in Folge des eben beschriebenen Vorganges ersetzt wird. Wenn sich nun theoretisch die Möglichkeit nicht leugnen lässt, dass in dieser Weise an den Abhängen dünne Kalkschichten entstehen können, die nach abwärts an Mächtigkeit zunehmend auf den leicht geneigten Flächen mehrere Fuss in senkrechtem Abstande messen, so ist doch zu erwägen, ob nicht in der Wirklichkeit Umstände ein treten müssen, die den Vorgang beeinträchtigen oder ganz aufheben. Dahin gehört namentlich der Pflanzenwuchs. Auf der aus der Zersetzung hervorgegangenen Erdschicht werden sich Gewächse einfinden und wenn dieselben die Oberfläche dicht überziehen, so muss eine üppige zusammenhängende Pflanzendecke theils die aufgeschlossenen Bo- denbestandtheile aufbrauchen, theils bewirken, dass die von den verwesenden Wurzeln gelockerte Bodenkruste das Regenwasser aufsaugt. Nun hat aber die Erfahrung gelehrt, dass diese Kalklager, selbst wenn die ihr Entstehen bedingenden Bodenverhältnisse vorhanden sin d , dennoch weder in der Region der Wälder noch auf dem Hochgebirge Vorkommen, wo in einer vorherrschend feuchten Atmosphäre eine üppige geschlossene Pflanzendecke auf einer humusreichen Erdschicht hervorgerufen wurde. Sie treten dagegen in der K ü stenregion da auf, wo in einer vorherrschend trockenen Atmosphäre Sträuche mit fleischigen Blättern und eigenthümlichen Formen, durch weite Zwischenräume von einander gesondert, auf einem kahlen beinah vollständig humuslosen Boden wachsen, der ausser jenen höchstens vereinzelte kleine Kräuter kümmerlich ernährt. Auf den Afrika zunächst gelegenen Inseln Lanzarote und Fuertaventura, welche bei den obwaltenden Verhältnissen der Oberflächengestaltung und des Klimas der E ntwickelung der afrikanischen Pflanzenregion die grösste Fläche darbieten, auf diesen vorherrschend dürren Inseln haben die oberflächlichen Kalklager ihre grösste Verbreitung erlangt, und reichen an den Abhängen am höchsten oberhalb des Meeres empor. Demnächst treten sie auf den übrigen Inseln der Canarien, auf Madeira und Porto Santo an solchen Oertlichkeiten auf, wo die obwaltenden klimatischen Verhältnisse schon während längei er Zeiträume eine schnelle Verdunstung begünstigen und die zur Entstehung eines humusreichen Bodens und einer zusainmenschliessenden Pflanzendecke nothwendigen Bedingungen ausschliessen. Es sind demnach zur Bildung der oberflächlichen Kalkablagerungen die folgenden Bedingungen erforderlich. 1. Es müssen vulkanische Erzeugnisse vorhanden sein, welche die Kalkerde enthalten, die nach der gänzlichen Zerstörung des Gesteins vom Regen fortgeführt und wieder abgesetzt werden kann. 2. Es ist Zeit erforderlich. A uf den steinigen Laven, auf den Schlackenkegeln und auf den Tuffablagerungen müssen erst die erdigen Zersetzungspro- duete angehäuft werden , ehe an der Oberfläche die Kalkschichten entstehen können. Diese sind sowohl von den in historischen Zeiten geflossenen, sowie von solchen Laven überlagert, die sich den letzteren durch ein frisches Ansehen anschliessen. A u f allen den jüngeren Erzeugnissen hat die Bildung der Kalklager noch nicht begonnen. 3. Es dürfen, wenn der früher ausführlicher geschilderte Vorgang uh- gestört.stattfinden soll, die klimatischen Verhältnisse keine üppige eng zusam- menschliessende Pflanzendecke entstehen lassen, während sie bei warmem Sonnenschein, der von vorübergehenden ergiebigen Feuchtigkeitsniederschlägen unterbrochen wird, eine schnelle Verdunstung begünstigen. Da auf den Azoren die dürren Küstenstrecken der sogenannten afrikanischen Region gar nicht Vorkommen, so können gemäss der obigen Annahme auch die oberflächlichen Kalkschichten von isabellgelber Farbe auf diesen In seln nicht vorhanden sein. Bei den Bodenverhältnissen der auf Taf. I. Fig. 3.


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