b. Ue b e r das V o r k omme n v on F e l s a r t e n , di e n i c h t zu d e n v u l k a n i s c h e n E r z e u g n i s s e n g e h ö r e n . Auf der Insel Santa Maria kommen an der südwestlichen Küste in der Bucht von Villa do Porto zahlreiche abgerundete Bruchstücke eines grobflase- rio-en Gneisses vor, der vielen schwarzen und weissen Glimmer enthält. Die Bruchstücke liegen mit den übrigen aus basaltischen Laven bestehenden Geschieben am Gestade, jedoch in so grösser Zahl, dass man sie nicht gut für ausgeworfenen Ballast halten kann. Unter diesen Umständen dürfte man fast Mauben, dass die genannte Felsart in den Grundfesten der Insel anstehen und bei früheren Ausbrüchen ausgeschleudert sein könnte, während die Bruchstücke später mit basaltischen Laven als Geschiebe ans Gestade geworfen wurden. Allein es kommen auch noch an einer anderen Stelle in den Azoren Blöcke von Felsarten, die nicht zu den vulkanischen Erzeugnissen gehören, unter Verhältnissen v o r, die eine andere Deutung zulassen. An der Ostküste der Insel Terceira bedecken das Gestade bei Praia ausser den Geschieben vulkanischer Erzeugnisse auch noch glatt geschliffene Bruchstücke von rothem Sandstein, von dichtem Kalkstein, von Quarz, von Schriftgranit und von einem ändern Granit mit gelblichweissem Feldspath, Quarz, schwarzem und weissem Glimmer und Turmalin. Alle diese Blöcke, welche einige Zoll bis mehrere Fuss im Durchmesser haben, kommen nicht nur unmittelbar am Meeresufer vor, sondern sie liegen auch eine halbe Minute weit landeinwärts an der Oberfläche zerstreut, wo man sie sammt den Lavabruchstücken behufs Einhegung der Felder in Steinwällen aufgehäuft hat. Es ist ebenso undenkbar, dass diese Blöcke durch Menschenhände an den vom Gestade entfernten Punkt geschafft sein sollten, als es unmöglich is t, dass sie bei der gegenwärtigen Oberflächengestaltung durch die Brandung dahin gerollt sein könnten.. Nach Norden ist die Stelle durch den von Westen nach Osten streichenden Höhenzug begrenzt, dessen Abfall hauptsächlich das Material zu jenen Einfriedigungen lieferte, in welchen die zahlreichen fremden Blöcke stecken, und dessen unterster Theil an dem östlichen E n d e , an der Ponta do Malnierendo, von einer Sanddüne bedeckt ist. Nach Süden dehnt sich eine sumpfige Strecke und ein binsenumwachsener Teich aus, an welchem die Häuser des Ortes Praia auf einer sanften Anschwellung des Bodens liegen. Nach landeinwärts endlich verschwinden die fremden Blöcke da, wo die anfangs sanft geneigte Oberfläche stärker ansteigt. Dieselben sind daher über eine muldenförmige Einsenkung ausgebreitet, die am Meere am breitesten und offen is t, während der Boden nach landeinwärts sowie nach Süden und Norden allmählich emporsteigt. Es wäre nun um so weniger undenkbar, dass diese fremden Blöcke während der sogenannten Eiszeit auf Terceira und Santa Maria, also unter dem 39. und 37. Grade nördlicher Breite, abgelagert sein könnten, da ja auch in Nordamerika, in Canada und in den Vereinigten Staaten dergleichen Schuttmassen bis zum 38. Grade nördlicher Breite vorgefunden wurden. Wenn wir das Auftreten der sogenannten Fremdlinge in dieser Weise deuten, so können wir ferner schliessen, dass die beiden Inseln in jener geologischen Epoche, also in der Eiszeit, an den betreffenden Stellen bereits annähernd ihre gegenwärtige Oberflächengestaltung erlangt hatten. In Terceira scheint die A rt, in welcher die Geschiebe Vorkommen,, ausserdem einen geringen Grad von Hebung anzudeuten. Denn da wir uns vorstellen müssen, dass die Eisschollen am Ufer auf dem seichten Meeresboden strandeten, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass jene Thalmulde bei Praia damals eine kleine Bucht bildete, deren nicht eben tie f untergetauchter Grund später aus dem Meere emporgehoben ward. Auf dieser Insel kommen, wie wir gesehen haben, nicht nur bedeutende Lavenmassen von frischem Ansehen vor, sondern es hat auch gemäss den in alten Urkunden aufgezeichneten Berichten die vulkanische Thätigkeit bis au f die neueste Zeit angedauert. Darum ist es wohl denkbar, dass während der Ablagerung der weit verbreiteten jüngeren vulkanischen Erzeugnisse eine Hebung oder Anschwellung der älteren Grundlage in der Weise stattgefunden haben könnte, die bei Beschreibung der Insel Santa Maria ausführlicher besprochen wurde. c. N a c hw e i s , das s a u f d e n Az o r e n a n d e n e n t s p r e c h e n d e n Oe r t - l i c h k e i t e n k e i n e o b e r f l ä c h l i c h e n K a l k a b l a g e r u n g e n s t a t t g e f u n d e n h a b e n , w ie sie a u f Ma d e i r a , P o r t o S a n t o u n d i n d en Ca n a r i e n b e o b a c h t e t wo r d e n s ind. Auf den 5 Inseln der Canarien, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, auf Madeira und Porto Santo kommen eigenthümliche oberflächliche Ablagerungen eines unreinen Kalksteines vor, die sich nach der Beschreibung D arwin’s unter ähnlichen Verhältnissen in den Cap Verden und auf ändern vulkanischen In seln wiederholen. Der Umstand, dass diese kalkreichen Schichten bei übereinstimmender Oberflächengestaltung und bei der Anwesenheit von ganz ähnlichen basaltischen Laven dennoch auf den Azoren nicht Vorkommen, spricht für die in der Beschreibung von Lanzarote und Fuertaventura angedeutete Annahme über die Entstehung derselben. Um diese Thatsache klar darlegen zu können, wird es nöthig'sein, die oberflächlichen Ablagerungen selbst, sowie auch die Verhältnisse, unter welchen sie auf den genannten Inseln auftreten, in aller Kürze hier nochmals zu beschreiben. Ich habe geglaubt, die Erscheinung, die an und für sich von grösser Wichtigkeit ist, um so mehr in der Beschreibung der Azoren wiederholt ausführlicher behandeln zu müssen, da der
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