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beschwerlichen Tagemärsche in dem Orte Nordeste an, wo wir von Neugierigen umringt auf der Strasse harrten, bis der Führer einen Bauer brachte, der uns nach seiner Wohnung führte. Derselbe war mit grösser Sorgfalt gekleidet. Auf dem Kopf trug er einen braunen F ilzhut, die blaue Tuchjacke sass gut, aus der schwefelgelben Weste sah das fein gefältelte von blanken Knöpfen zusammengehaltene Hemde hervor und das buntgestreifte anschliessende Beinkleid fiel auf ein paar enge glänzend schwarze Schuhe herab. Die Wohnung bestand in einem Steinhäuschen, das etwa 20 Fuss im Quadrat maass. Zu dem einzigen Kaum, den es enthielt, führte von seitwärts eine unverhältnissmässig grosse Steintreppe. Den Estrichboden bedeckten einen Fuss hoch stark riechende Binsen, die zwei scheibenlosen Fensteröffnungen schlossen hölzerne Läden, zwei grosse polirte Betten, ein Kasten, ein roh gearbeiteter Tisch, ein paar Stühle machten das Mobiliar aus, und an der weissgetünchten Wand prangte ein Crucifix. So sah die Stube ganz stattlich aus und zeichnete sich durch. Reinlichkeit und Ordnung vor den gewöhnlich von Schmutz starrenden Hütten aus, in welchen die wenigen Betten, der ärmliche Hausrath und die rohen Ackergeräthe so bunt durch einander liegen, dass sie eher Schuppen oder Ställen als menschlichen Wohnungen gleichen. Die Frau dieses Hauses, welche eine Taille von meergrünem K repp, ein weisses Kleid und durchbrochene Strümpfe tru g , entliess soeben einen Besuch mit den folgenden verbindlichen Worten : „Senhora Annita, Sie wollen schon fort! ? wie gütig Sie waren niich zu besuchen ! kommen Sie ja bald wieder und haben Sie Dank, vielen Dank.“ Dann bezog sie das Bett mit frischen Leintüchern, die mit einem handbreiten spitzenartig gewebten Kunde eingefasst waren. So bekundet hier auch die ärmste Klasse bei der ih r eigenthümlichen insularen Natürlichkeit ihre Abstammung aus der iberischen Halbinsel durch die angeborene und darum ungezwungene Art, mit welcher sie die äusseren Formen, handhabt, und durch die grosse Genügsamkeit im Genuss von Speise und Trank. Selbst in den grössten Dörfern giebt es keine Schänke, keinen K ru g , sondern nur den sogenannten Estanco, der dem kleinsten Orte nicht fehlt, wo er dann aus einem Vorrath des beliebten Rauch- und Schnupftabacks, von Salz und etwas Branntwein besteht, der in dem Winkel irgend einer ärmlichen Hütte aufgesteUt ist. Dagegen trifft man selbst in den entlegneren Gegenden wider Erwarten Kramläden, in welchen billige von auswärts eingeführte Stoffe neben den Monopolen Salz, Taback, Schiesspulver und Seife feilgeboten werden. Als man mir Abends das Häuschen überliess, dessen Insassen sich in-eine erbärmliche leer stehende Hütte zurückzogen, fand ich von Lebensmitteln nichts als zwei grosse Maisbrode. Nach Feldfrüchten, Milch und Butter hatte ich vorher vergebens gefragt, selbst Mehl war nicht d a, denn als mein Diener.es verlangt hatte, war der Mann fortgegangen um es von Ändern zu holen und um zuzusehen, wer ein Huhn I oder ein paar Eier zu verkaufen hätte. Doch fehlt es deshalb keineswegs an I Feldfrüchten, da der Archipel und namentlich S. Miguel jährlich nicht unbe- I deutende Massen ausführen. E s machen nur die Genügsamkeit und das milde I Klima Vorräthe entbehrlich. Die Basis der Nahrung bildet das schwere Mais- I brod, das wer nicht daran gewöhnt ist n ur massig geniessen darf. Ausserdem I wird die Yamswurzel, die Kartoffel, .die Kresse, die Zwiebel, der Kohl und ■ Anderes vom Felde zur Bereitung jeder Mahlzeit herbeigeholt. Ist diese been- 1 dio't, so ist auch der Vorrath erschöpft, und ist die Jahreszeit für eine Feldfrucht ■ vorüber, so wird sie auch nicht mehr genossen. Dazu kommt, dass im Lande I niemals Lebensmittel zu kaufen verlangt werden und dass jeder in ächt colo- ■ nialer Weise nur darauf bedacht ist, sich das Wenige, dessen er für sein Haus ■ bedarf, zu beschaffen. Da ich nicht so wie die Eingcbornen von Yamswurzeln ■ und Maisbrod leben mochte, ward es mir aus allen diesen Gründen oft schwer, ■ die nolhwendigsten Lebensmittel für mich und meinen Diener und etwas Mais I für die abgetriebenen Maulesel zu beschaffen. Dies war namentlich auf einigen | Inseln der Fall und kam mir anfangs um so auffallender v o r, da man bei der I Rundreise auf allen einen ziemlich dicht mit Ortschaften besetzten Gürtel I blühender Felder durchwandert. So konnte ich z. B. in dem Hauptorte der I Insel S. Jorge während zwei Tagen kein Huhn auftreiben und als der Sonn- f abend herankam, war, obschon zwei Stück Jungvieh geschlachtet w urden, auch [ nicht ein Pfund Fleisch zu kaufen, weil die Kunden Alles in Beschlag genom- [ men hatten. Als ich die östliche Hälfte von S. Miguel durchstreift hatte und nach [ beinah dreiwöchentlicher Abwesenheit nach P onta delgada zurückkehrte, erfuhr I ich, dass eines der kleinen Fahrzeuge, die denVerkehr- zwischen den einzelnen Inseln vermitteln, segelfertig sei, und zwei Tage darauf am Sonnabend vor [ Pfingsten schiffte ich mich bei hereinbrechender Nacht nach der 11 Meilen I entfernten Insel Santa Maria ein. Die Yacht Tres amigos, welche 35 Last (70 Tuns) Tragfähigkeit hatte, schaukelte in ziemlicher Entfernung vom L ande, I unruhig an ihren Ankern zerrend, auf den vor einem sehr frischen Winde eilig B dahinrollenden Wellen. Während 30 Stück Jungvieh eines nach dem ändern ■ an den Hörnern aufgewunden und dann in den Schiffsraum herabgelassen ■ w urden, richteten sich 52 Landleute jeden Alters und Geschlechts, bei dem B Geläute der Festglocken, das vom Lande ruhig und gemessen.über das bewegte B Meer herüberschallte, lärmend auf dem beschränkten Raume des Decks für die B Reise ein. In der Kajüte war man indessen beschäftigt, auf dem Boden zwischen ■ den drei Verschlagen, der etwa 10 Fuss im Quadrat maass, Kisten und Kasten B unterzubringen, auf welchen man später die Matratzen von 4 Reisenden aus- B breitete. In dem engen Raum, in welchem man nicht aufrecht stehen konnte, ■ lagen sieben bevorzugte Passagiere so dicht an einander wie Neger auf einem


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