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die älteren Trachytlaven hervor; über sie aber legen sieh andere, also jüngere L aven, die sich gegen die Küste zu den sogenannten Garridas ausbreiten, einer lieblichen Gegend, die durch ihre üppige Vegetation und namentlich durch den kräftigen Baumwuchs auffällt. Dessen ungeachtet erkennt man noch die schüsselförmigen Vertiefungen, welche die Lavenfelder auszeichnen, während hier und dort unter der Humusdecke Schlackenmassen oder steinige Laven mit gekräuselter Oberfläche biosgelegt sind. Die letzteren umschliessen in einer grausteinartigen Grundmasse nicht zahlreiche Feldspathkrystalle, denen sich hier und dort ein Körnchen Augit beigesellt. Die Garridas-Laven vertreten an den Südabhängen des erhabenen Tafellandes gewissermaassen die Stelle der an den Nordabhängen desselben abgelagerten jüngeren Trachytströme, deren Vorkommen, wie bereits angeführt wurde, nur auf einen Theil der Oberfläche des centralen Gebirges sowie auf einen Theil der nördlichen und westlichen Gehänge der Insel beschränkt ist. Sie müssen was die Zeit der Entstehung betrifft entschieden älter sein als die jüngsten von jenen mächtigen, erst mit den Anfängen einer Vegetation bedeckten Trachytströmen, und wären eher den älteren unter diesen, die sich ebenfalls durch üppigen Pflanzen- und Baumwuchs aüs- zeichnen, an die Seite zu stellen. Hierin hätten wir aber wieder eine Thatsache aufgefunden, welche uns veranlassen dürfte anzunehmen, dass trachytische und trachydoleri tische Laven theil weise gleichzeitig an den verschiedenen Gehängen des Gebirges abgelagert wurden. Der auf Taf. V III. Fig. 5. quer durch die Mitte der Insel gelegte Durchschnitt bildet den Längendurchschnitt des centralen Gebirges, während der Längendurchschnitt der ganzen Insel Taf. V III. Fig. 6. einen Querdurchschnitt des letzteren darstellt. An der Südküste erhebt sich auf drei Seiten vom Meer umspült der 550 Fuss hohe Monte Brazil, ein mächtiger TufFkegel mit einem Krater auf seinem Gipfel. Westlich von demselben reichen die Garridas-Laven bis ans Meer und nach Osten bilden dünne mit Tuffen oder Schlacken geschichtete Lavabänke die niederen Klippenwände, welche allmählich in der genannten Richtung ansteigen. Es sind dies trachydoleritische Laven von vorwiegend basaltischem Character, die keine bedeutende Gesammtmächtigkeit erlangen und unter welchen nach landeinwärts sehr bald die älteren Trachytlaven hervortreten. Wo dies der Fall ist, zeichnen sich die letzteren vor den ersteren sogleich durch ihre massenhafte Entwickelung aus. Doch ist der Trachytfels, der oberhalb der Stadt Angra ansteht und auf welchem ein Monument errichtet i s t , noch in anderer Beziehung beachtenswerth. Die Grundmasse erscheint einmal wie aus glasigem Feldspath gebildet, kleinkörnig mit mikroskopisch kleinen grünlich schwarzen Theilchen; und dann ist die Lave gelblich weiss, von domitartigem Ansehen, bröckelig. Dicht daneben ist sie dagegen compact, perlgrau und hier und da gefleckt, was dadurch hervorgerufen wird, dass in der dichten gefritteten Grundmasse einzelne Stellen wie die zuerst angeführte Abänderung kleinkörnig und licht gefärbt erscheinen. Beide Abänderungen, die unmittelbar neben einander auftreten und gemeinsam den Irachytfelsen bilden, umschliessen zahlreiche Feldspathkrystalle, die Professor G. Rose für Oligolclas erklärte, während er die Lave den auf S. Miguel bei Feiteiras vorkommenden Abänderungen an die Seite stellte. An den oberen Abhängen stehen die Trachytlaven unbedeckt an und bilden auf dem Gipfel den hufeisenförmigen Wall, von welchem ein beträchtlicher Theil in der Mitte der Ansicht Tafel IX. Fig. 5. sichtbar ist, während in der auf Tafel X. gegebenen Ansicht seine innere Seite in ihrer ganzen Ausdehnung dargestellt ist. Die -älteren Trachytlaven bieten, soweit ich sie beobachten konnte,, in ihrer mineralogischen Zusammensetzung keine neuen E rscheinungen. Sie bestehen einmal aus der Abänderung mit dichter grünlich grauer Grundmasse und splittrigem Bruche, die in den jüngern Trachytlaven dunkler ist und oft ein phonolithartiges Ansehen annimmt. Und dann erscheint die Grundmasse auch als ein feinkörniges Gemenge von Feldspath mit äusserst kleinen dunkeln K ö rn e rn , wahrscheinlich von Augit, während sie in beiden Fällen häufig Krystalle von glasigem Feldspath einschliesst. Der hufeisenförmige Wäll umgiebt eine Fläche, die nach Norden von einer Reihe Schlackenhügel so abgeschlossen ist, dass nach Osten eine Luke offen bleibt. Durch diese ist ein Theil der aus den Schlackenhügeln hervorgebrochenen Ströme abgeflossen, während der grössere Theil den von dem Trachytwäll eingefassten Raum erfüllte und dort den Boden so ebnete, wie das in der Ansicht Tafel X. angedeutet ist. Es sind echt basaltische Laven mit schwärzlich grauer dichter Grundmasse, mit eckigen unregelmässigen Höhlungen und m it eingeschlossenen Augit- und Olivinkrystallen, denen sich jedoch auch hier wiederum einzelne Krystalle von glasigem Labrador beigesellen. Die Schlackenkegel haben unter dem Einflüsse der Atmosphärilien gelitten und auch die Lavenströme sind mit einer Erdkiuste bedeckt, welche'jetzt mit dichtem Gesträuch überwachsen ist. Der Caldeiraö ist wohl sicher als einer der grossen Kraterkessel zu betrachten, dessen nördlicher Rand wie an der Lagoa do Fogo sehr niedrig war oder fehlte, und so wie dort durch Schuttmassen, hier gegenwärtig hauptsächlich durch Schlackenhügel ersetzt wird. Derselbe misst von Osten nach Westen zwischen den Endpunkten des hufeisenförmigen Walls nahezu 2 Minuten und etwas weniger von Süden nach Norden, von dem 2036 Fuss hohen Culminations- punkte in der Mitte der Trachytmauer bis zu den gegenüberstehenden Schlackenkegeln. Unmittelbar nördlich von den letzteren treffen wir schon die jüngeren mächtigen Trachytströme, die sich von hier aus über die Abhänge bis an die Nordküste erstrecken, gleichzeitig erhebt sich auch die Oberfläche des aus älteren Trachytlaven bestehenden Gebirges, das, wie auf Tafel V III. Fig. 5.


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