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und einzelne kleinere eckige hohle Räume aufzuweisen hat. Diesen Strom, der über 100 Fuss mächtig sein mochte, nannte man noch" ein Misterio, eine Bezeichnung , die man bei den daneben ausgebreiteten ganz ähnlich gestalteten Trachytlaven nicht mehr in Anwendung brachte, weil ihre Oberfläche bereits mit Erde bedeckt, angebaut, mit Bäumen bepflanzt und theilweise sogar mit kleinen Gehölzen bedeckt war. So sind diese Trachytlaven, welche ein ganz eigenthümliches Gepräge ' tragen und welche in ihrem Vorkommen nur auf einen, jedoch nicht unbeträchtlichen Theil der Insel beschränkt sind, auch nach ihrem Alter zu unterscheiden. "Während die jüngsten unter ih n e n , die dennoch, besonders wenn wir die Beschaffenheit der Lave berücksichtigen, lange vor der Entdeckung geflossen sein müssen, sich durch ein auffallend frisches Ansehen auszeichnen, so gelangen wir über andere, deren Oberfläche angebaut is t, zu solchen, die mit Bäumen, oder aüf der Höhe des Gebirges mit dichtem Gebüsch bedeckt sin d , und bei welchen sich bereits Zersetzungsrinden einstellen. Auf dem nördlichen Gipfel des centralen Gebirges sind solche Ströme besonders an manchen Stellen dicht an einander gelagert, jedoch immer nur insoweit, dass sich jeder einzelne deutlich abhebt. H ier war es, wo ich die senkrechte Höhe' eines Stromes durch Hinübernivelliren auf 200 bis 300 Fuss bestimmte, während ich an der Westküste den Absturz eines anderen in ähnlicher Weise und mittels des Aneroid-Barometers 300 Fuss hoch fand- Die Laven gleichen den vorher beschriebenen vollkommen, während in vielen Fällen die licht grünlich gefärbten Zersetzungsrinden, welche die dunkle Grundmasse umgeben, die äussere Aehnlichkeit mit gewissen Phonolithen noch erhöhen. N ur eine äusserst compacte Lave muss ich besonders erwähnen, weil sie gewissen Trachytlaven gleicht, die in dem Archipel so häufig unter mannichfachen Abänderungen auftreten. Die licht bläulich graue Grundmasse, welche zahlreiche mehrere Linien grosse rissige Sanidinkrystalle von derselben Färbung um- schliesst, erscheint undeutlich körnig bis dicht und ist stellenweise mit schwarzen mikroskopisch kleinen Pünktchen e rfü llt, die auch hier so wie in dem Trachytfelsen in der Caldeira das Sete Cidades, wo sie Prof. G. Rose durch Vergleichung mit Laven von Ischia als Augit erkannte, demselben Mineral angehören dürften. Und überhaupt gleicht die Lave auffallend derjenigen des oben genannten Felsens und somit auch den Trachytströmen der Scarraputa auf Ischia. Dass sie sich an einer anderenrStelle anders darstellt, dicht, grünlich grau, wie entglaster Obsidian und dann wieder theilweise aufgebläht erscheint, das kann nicht auffallen, da wir ja oft genug Gelegenheit haben zu beobachten, wie mächtige Trachytwände auf kurze Entfernungen hin ein verschiedenes Ansehen annehmen. Um die Ausbruchsstellen scheinen sich keine Schlackenanhäufungen oder Krater gebildet zu haben, aus welchen die Trachytlaven hervorbrachen. Selbst da wo eine Kuppe emporragt und wo der Strom aus ihrem geborstenen Abhange heraustritt, vermissen wir jene Erscheinungen, welche namentlich die basaltischen Schlackenkegel characterisiren. Eine solche K uppe, die zu untersuchen ich Gelegenheit h a tte , erhob sich mit jähen Seitenwänden, die unter Winkeln von 35 bis 58 Graden anstiegen, und lief in zwei Zacken aus, zwischen welchen sich eine Ausbuchtung einsenkte. Der Hügel, der ganz aus einer aufgeblähten trachy tischen Lavzf bestand, hatte daher die Umrisse eines jener alten Schlackenkegel, an welchen der niederste Rand durch die Erosion entfernt ward und welche man in den Canarien mit Löffeln (Cuchara) vergleicht. Aus ihm war eine dunkle compacte Trachytlave hervorgebrochen und hatte beim Herausfliessen auf der einen Seite ein Stück einer von den durch die Reibung geebneten Wänden erzeugt, welche die unterirdischen Gallerien so häufig auskleiden. Einen ähnlichen aber viel grösseren H ü g el, den Pico Rachado, hat der Ausbruch hervorgebracht, der auf der Höhe des Bergdomes von Santa Barbara an der nördlichen Seite stattfand. Die Lave ist dort einmal auf dem nördlichen Rande der Caldeira hervorgebrochen und hat sich, wie bereits früher erwähnt wurde, über die Scheidewand in die beiden Abtheilungen des Kraters ergossen. Sie ist aber auch wenig unterhalb des Gipfels zu Tage getreten, hat dort zunächst einen Hügel gebildet und ist dann am Abhang bis gegen das Meer herabgeflossen. Wenn es sich auch nicht nachweisen lässt, so ist es doch, gemäss mancher am Gipfel des Vesuv beobachteten Ausbrüche, nicht unwahrscheinlich, dass beide gesonderten Lavenparthien gleichzeitig entstanden. Der Pico Rachado, den ich nicht in der Nähe untersuchen konnte, hat seinen Namen ,,d e r aufgeborstene“ oder ,,d e r aufgerissene Gipfel“ einer Spalte zu verdanken, die sich auf der Nordseite in der Richtung des Stromes öffnet.- Anderen Trachytströmen fehlen solche Hügel und es ist dann nur der Punkt, an welchem die vulkanischen Erzeugnisse zu Tage tra ten , durch eine massenhaftere Anhäufung von Material kenntlich. Aus allen den oben mit- getheilten Beobachtungen scheint hervorzugehen, dass diese Trachytlaven- massen aus Oeffnungen, die sich mitunter spaltenartig verlängert haben mögen, an einem oder an mehreren Punkten hervortraten, dass sie dann in einem mehr oder minder zähen Zustande langsam ohne sich auszubreiten an den Abhängen herabflossen und in Ablagerungen von 50 bis 300 Fuss Mächtigkeit erstarrten, deren Umrisse wir mit den abgeplatteten Hälften von Cylindern -vergleichen können. Bevor ich in der Beschreibung der Insel zu ändern Punkten übergehe, will ich noch die Aehnlichkeit hervorheben, welche sich bei näherer Betrachtung zwischen diesen mächtigen Trachytströmen und den Trachyten des Siebengebirges herausteilt. Ich habe deshalb auf Tafel V III. Fig. 1. und 2. 14*


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