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kleine Krystalle von glasigem Feldspath enthält. Unter dem Mikroskope sieht man in der Grundmasse eine Menge ziemlich regelmässig eingemengter durchsichtiger prismatischer Krystalle, die auch in anderen Handstücken, jedoch weniger regelmässig und viel mehr zusammengehäuft Vorkommen. “ Wie in dem Thale von Sete Cidades auf S. Miguel, so kommen auch hier Gebilde vor, die man trachytische Schlacken nennen könnte und die zwischen Bimstein und Obsidian die Mitte halten oder in demselben Handstücke die Merkmale beider Abänderungen vereinigen, indem sie an dem. einen Ende lichtgelblich oder grünlich schwammig aufgebläht, an dem anderen dicht schwarzgrün und verglast, fast wie echter Obsidian erscheinen. Auch die grossen Obsidianblöcke sind gewöhnlich innen durch faserige oder schwammig aufgeblähte Parthien in unregelmässige gebogene oder selbst concentrische Lagen abgetheilt. Alle diese grösseren und kleineren Obsidianmassen und trachytischen Schlacken finden sich in der Umgebung jener jüngeren mächtigen Trachytströme namentlich an den nördlichen und westlichen Abhängen des Bergdomes der Caldeira de Santa Barbara, wo man die oberhalb des Dorfes Sereta gelegenen kleineren Feldparzellen mit zahlreichen aus Obsidian aufgeführten Einfriedigungen umgeben h a t, die, wenn die Sonne darauf scheint, einen überraschenden Anblick gewähren. Der Obsidian, der auf S. Miguel weder in so grossen Massen noch in solcher Menge auftritt, scheint hier gewissermaassen die Stelle der den Lesesteinen des Laacher See’s gleichenden Sanidingesteinbomben einzunehmen, die, während sie hier fehlen, dort so häufig in den Umgebungen der Lagoa do Eogo Vorkommen. Schon wenn wir uns dem Gipfel des Bergdomes nähern, treten die älteren trachytischen Laven zu Tage, die an dem Kraterrande der Caldeira de Santa Barbara anstehen. Die mächtige Felswand, die nach Norden und Nordwesten an den innern Abhängen des Kraters hervortritt und auf der* linken Seite der Ansicht Tafel IX . Fig. 4. angedeutet is t, besteht aus einer Trachyt- lave mit lichtgrauer Grundmasse und Krystallen von glasigem Feldspath, denen sich einzelne sehr kleine Prismen von Augit beigesellen. Während der Sanidin gelblich und meist nur kantendurchscheinend ist, macht die Trachyt- lave durch das Ansehen der Grundmasse und bei der Anwesenheit von Zersetzungsrinden den Eindruck eines älteren Erzeugnisses, das sich abgesehen von den Lagerungsverhältnissen auch in dieser Hinsicht wesentlich von den jüngeren mit lebhaft glasglänzenden Feldspathkrystallen erfüllten Trachytlaven und zum Theil auch yon den zwischen beiden auftretenden trachydoleritischen Laven unterscheidet. Der K ra te r, welcher sich den bereits früher beschriebenen anreiht, unterscheidet sich dennoch von diesen sowie von allen den anderen, die auf den übrigen Inseln der Gruppe Vorkommen, durch eine eigenthümliche Gestaltung. Es ist nämlich ein Doppelkrater, den eine Zwischenwand so in zwei Vertiefungen sondert, dass der fortlaufende Rand die Form einer arabischen Acht darstellt. Die eigenthümlichen Umrisse-des K ra te rs, sowie seine räumliche Ausbreitung lassen ausserdem, wie auf Tafel V III. Fig. 4. und 6. angedeutet ist, die Ueberreste einer Hochgebirgsfläche erkennen, die einst den Gipfel des Bergdomes einnahm. Wenn sich nun hier durch directe Beobachtungen nachweisen lässt, dass der Gipfel des Bergdomes eine Fläche darstellte, und dass diese an zwei einander genäherten Hauptpunkten von explosionsartigen Ausbrüchen durchbrochen w ard , so gewinnt die früher aufgestellte Annahme an Wahrscheinlichkeit, dass das Gebirge im Westen von S . Miguel auch einst auf dem Gipfel eine Hochebene darbot, in welcher das weite Kesselthal von Sete-Cidades in Folge wiederholter Ausbrüche erzeugt ward, die über verschiedenen au f einen gewissen Umkreis beschränkten Brennpunkten stattfanden. So wie die Caldeira de Santa Barbara mögen noch manche andere der kreisrunden oder ovalen Kraterkessel der Azoren ausgesehen haben, bevor sie während einer späteren Epoche der ‘Vulkanizität erweitert wurden und ihre gegenwärtige Gestalt und Ausdehnung annahmen. Was den je tz t näher zu schildernden Doppelkrater betrifft, so ist seine ursprüngliche Form ebenfalls durch spätere Ausbrüche abgeändert worden, die jedoch gerade das Gegen theil von einer E rweiterung bewirkten. Es brach nämlich eine der jüngeren Trachytlaven, die wir an der nördlichen und westlichen Seite der Insel antreffen, auf dem nördlichen Rande der Caldeira hervor und ergoss sich, indem sie die nie-* dere Scheidewand theilweise bedeckte, in die beiden A btheilungen des Kraters, wo wir sie in der westlicheren in der Mitte der Ansicht Tafel IX . Fig. 4. als eine mächtige Felsmasse anstehend erblicken. Wir müssen uns abermals nach S. Miguel zurückversetzen*. Die Annahme, dass die Trachytwand, die in der Lagoa do Congrö auf der Nordseite über dem See emporsteigt, dadurch entstanden sei, dass die Trachytlave zuerst eine ältere Vertiefung erfüllte und dann durch spätere Ausbrüche theilweise fortgesprengt w ard, diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn wir die Lagerungs Verhältnisse der Caldeira de Santa Barbara berücksichtigen, in welcher ein ähnlicher Vorgang stattgefunden hat. Denn die Trachytlave, welche sich daselbst in die Vertiefung ergoss, schneidet gerade so über den Lagern ab, die an den Wänden der letzteren hervortreten, wie die Trachytmasse der Lagoa do Congro nach Westen die basaltischen und trachydoleritischen Lavabänke b e rü h rt, und es hätte in der Caldeira de Santa Barbara nur noch eines fortsprengenden Ausbruchs bedurft, um einen Durchschnitt blos zu legen, wie er auf Tafel IV- Fig. 5. a. und b. gezeichnet ist Dann müssen wir ferner an die Trachytmasse erinnern, die von zwei Kratern durchhöhlt an der südöstlichen Ecke der Caldeira das Sete Cidades ansteht, sowie an die Art, wie dieselbe gegen die älteren Lavabänke der


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