i8o V arie tä ten der Adansonia. Früchte. Nicht nach dem schon beschriebenen äusseren Habitus der Bäume, wol aber nach der Form der Früchte lassen sich drei Varietäten von der Adansonia unterscheiden. Die verbreitetste derselben, wahrscheinlich A . digitata L., bringt längliche Früchte hervor, die im Durchschnitt an dreissig Centimeter Länge und fünfundvierzig Centimeter Umfang besitzen. Doch haben wir darunter auch erstaunlich grosse, wahre Riesen, gefunden, deren Masse bis achtundfünfzig Centimeter in der Länge und einundsiebzig Centimeter im Umfange stiegen. Ein durch die Längsachse geführter Schnitt stellt ein zugespitztes Oval dar. Die Früchte der beiden übrigen Varietäten entsprechen den Extremen dieser Mittelform. Die der einen sind durchschnittlich kleiner und abgerundeter; ihr Umfang entspricht dem zuerst angegebenen mittleren, aber ihre Länge ist auf zwanzig und fünfzehn Centimeter verkürzt. Der Längsschnitt gleicht dem einer Melone; man könnte diese A r t A. subglobosa nennen. Die der anderen sind bei höchstens annäherndem Umfang wieder übermässig gestreckt wie Gurken, auch bisweilen gleich diesen leicht gekrümmt und messen fünfundvierzig bis fünfundfunfzig Centimeter in der Länge. Die grösste, ein Prachtexemplar, mass sechsundsiebzig Centimeter bei siebenundvierzig Ceriti- meter Umfang. Die Mehrzahl der letzteren A r t zeigt überdies mehr oder minder deutlich ausgebildete Längsrippen und nahe am Stiele eine leichte halsförmige Verengerung wie eine Flasche; daher sei diese A r t als A. lageniformis unterschieden. Immer bringt der nämliche Baum Früchte von der nämlichen Grundform, ob wol von verschiedener Grösse hervor; doch scheint es, dass manche Bäume überhaupt grössere, andere kleinere entwickeln, bald in bedeutenderer, bald in geringerer Menge. i A lle drei Varietäten der Adansonia lassen weitere unterscheidende Merkmale nicht erkennen und sind nicht an bestimmte Standorte gebunden; die A . subglobosa habe ich indessen öfter als die anderen am Wasser, auf feuchtem Boden gefunden. Sie alle stehen in voller Belaubung und Blüte Ende November, werfen ihre Blätter Anfang Juni ab und lassen dann auch wie noch später Früchte zur Erde fallen. Stiele der letzteren bilden indessen bis zur neuen Vegetationsperiode einen im Winde sckaukelnden eigenthümlichen Schmuck des sonst kahlen Gezweiges. Hin und wieder ereignet es sich auch einmal, dass ein laubloser Baum oder blos der eine oder andere Zweig desselben mitten in der Trockenzeit, im Juli oder August wol, bereits eine Anzahl Blüten treibt. Sie scheinen indessei? abzufallen, ohne Früchte hervorzubringen. Die Beschaffenheit des Standortes hat auf diese unzeitige Entwickelung keinen Einfluss. Standort. Mangel an jungen Bäumen. 181 Eine besondere Wichtigkeit gewinnt die Adansonia, da sie ein Wahrzeichen der offenen Landschaft ist. Sie braucht Raum, Luft und Licht; werden ihr diese Bedingungen des Gedeihens hesGhränkt, so verkümmert sie und geht zu Grunde. Die freie Grasflur ist ihre Heimat; im Hochwald habe ich sie niemals gefunden. Im Uebrigen ist es ihr aber gleichgültig, ob sie hart am Wasser oder auf trockenen Hügelkuppen wächst; einige' habe ich sogar auf vollständig versumpften Stellen gefunden. Sobald sich jedoch Buschwald um sie ansiedelt und Bäume sie einzuschliessen beginnen, zeigt sie bedenkliche Spuren des Verfalles: sie wird erdrückt, verliert ihr Geäst und bricht endlich ganz und gar zusammen. Da sie ohnedies an der Loangoküste nicht häufig ist, würde sie allmählig seltener werden und schliesslich aus dem Gebiete verschwinden, wenn der Mensch fernerhin die Savanengehölze nicht mehr verwüsten wollte. Sie scheint überhaupt in Unterguinea, obwol sie im Süden vom Congo noch in ungeheurer Anzahl vorkommt, ihrem Aussterben entgegen zu gehen. Denn es ist eine bedeutsame Thatsache, dass es an jungem Nachwuchs fehlt. A lle befragten Europäer und Eingeborenen bestätigten übereinstimmend den auffallenden Mangel an jüngeren Bäumen und Schösslingen, selbst in jenen Gebieten, in welchen die Adansonia in Menge auftritt. Es giebt nur alte und riesige Bäume, die Zwischenformen fehlen gänzlich. Ich habe blos drei junge Individuen auffinden können; eines derselben, an der Bai von Yümba wachsend, hatte sich aus einem im Jahre 1867 gelegten Samen entwickelt. Wodurch eigentlich der Mangel an Jugendformen bedingt wird, ist mir räthselhaft geblieben; Grasbrände und Waldentstehung genügen keineswegs zur Erklärung. Vielleicht fehlen in den betreffenden Gebieten gegenwärtig diejenigen Thiereägj- Elephanten, Affenarten Ä welche früher die Früchte zerbrachen und verschleppten; denn die starken holzigen Schalen halten die Kerne sehr fest gefangen und können nur durch äussere Eingriffe zertrümmert werden. Jedenfalls bleibt die Thatsache beachtenswerth, dass für die absterbenden Giganten ein nur annähernd entsprechender Ersatz nicht vorhanden ist. Die Anwesenheit der Adansonia giebt, bei deren ausgeprägter Eigenart Aufschluss über die Vegetationsverhältnisse ihrer Heimat in längst vergangenen Zeiten. Wie das Leitfossil dem Geologen eine Formation charakterisirt, so ist sie dem Botaniker und Pflanzengeographen ein kennzeichnendes Merkmal waldloser Gebiete. Da sie sehr langsam zu wachsen scheint, darf man die Riesenbäume für uralt halten. W o sie Gegenden beherrscht, dient sie sonach als Beweis,
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