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Von letzteren könnte das Oel ausgepresst, der Rückstand als Viehfutter verwendet werden; die Schale würde sich vortrefflich zur Anfertigung von Knöpfen und anderen Kleinigkeiten eignen. Einen hohen Werth haben die grossen Fächerblätter. Sie lassen sich leicht in Streifen spalten, die ein äusserst zähes und geschmeidiges Material zu feinem und grobem Flechtwerk bieten. Werden sie wie die der mittelamericanischen Pandanee Nacuma (Carludovica palmata Ruiz. et. Pa von.) behandelt, so stehen sie ihnen in keiner Hinsicht nach, und bei der grossen Geschicklichkeit und Neigung der Bafiöte für kunstvolle Knoten- und Flechtarbeiten könnten Guineahüte leicht die theuren Panamahüte ersetzen. Ausser den vom Stengel einer am Kuilu wachsenden Scitaminee — tschindubi pl. bindübi — geschälten Bastbändern ist mir keine Pflanzenfaser bekannt, die bei entsprechender Form eine grössere Unverwüstlichkeit besässe. Gegenwärtig ist die Ausnutzung der Palme eine geringfügige. Most wird von ihr selten abgezapft, da er anderem an Güte nachsteht. Hauptsächlich flechten die Leute aus fingerbreiten Blattstreifen sehr dauerhafte Mattensäcke — die später in Europa nach Papierfabriken wandern — zum Fortschaffen der Erdnüsse (Arachis hypogaea) und Oelpalmenkerne, aus schmaleren allerlei hübsche Korbwaaren, deren beste sie gern wiederum mit dem zierlichen, buntgemusterten Geflechte überziehen, welches sie aus den Fiedern der Elaeis herstellen. Aus ähnlichen Streifen verfertigen sie ausgezeichnete bürstenähnlich steife Besen — nkömbosi pl. sinkömbosi — zum Fegen der Plätze und Gassen in Dörfern. Die Ntefa erlangt durch ihre geographische Verbreitung eine besondere W ichtigkeit. Sie scheint streng an das Meer gebunden, aber, wie sich bald ergeben wird, nicht darum, weil sie es liebt, nur in dessen Nähe gedeihen kann, sondern weil die Strömungen zu ihrem Auftreten und Verschwinden in engster Beziehung stehen. Sie vermag also wichtige Aufschlüsse zu geben, und im ersten Capitel (Seite 16), wo es sich darum handelte, die Nordgrenze der südatlantischen Strömung in unmittelbarer Nähe der Küste festzustellen, führte ich sie bereits als eines der charakteristischen Merkmale an. Mit welchem Rechte, wird sich aus dem Folgenden ergeben. Die Nt6fa ist ein Kind der offenen Landschaft. Sie gedeiht nur in der Campine oder in Gesellschaft von ihresgleichen; wo immer der Buschwald um sie heranwächst, da geht sie zu Grunde. Selbst jüngere, eng gedrängte Bestände verwandeln sich mit zunehmendem A lte r in lichte Haine, weil die kräftigeren Individuen die schwächeren ihrer Genossen erdrücken. Die Ntefa braucht Luft und Licht. Die Standorte. Verbreitung. in der Savane verstreuten, mögen sie auf Kuppen und Hängen der Hügel oder im Flachlande stehen, also auf trockenem oder auf wasserreichem Boden wie am Congo, sind daher, wenn sie nicht wiederholt vom Feuer geschädigt wurden, durchschnittlich am kraftvollsten entwickelt. Trotzdem sind sie im Binnenlande auffallend selten, und nirgends — mit Ausnahme der Congoniederung — fand ich sie weiter als zwei bis drei Meilen vom Meere entfernt. Sie verdanken ihr Dasein nur zufällig landeinwärts verschleppten Früchten und haben sich darum nicht zahlreicher verbreitet, weil diese weder von Menschen „ noch Thieren beachtet werden. Ihren eigensten Standort haben sie unmittelbar über dem Strande auf einem etwa hundert Schritt breiten Strich des Lateritgeländes und zwar so hart an dessen Steilabfall, dass sie mit dem von der Calema unterwaschenen Gestein vielfach auf den Strandwall niederstürzen. Die senkrechte Erhebung des Küstenstriches ist aber für ihr Auftreten keineswegs gleichgültig. A u f allen hochgelegenen Strecken zwischen Congo und Tschiloängo, ferner auf dem Plateau von Pontanegra und Buála sind sie spärlich vertheilt wie in der Savane oder fehlen gänzlich. Wo immer dagegen das Land sich zum Strande niedersenkt, nur um ein Geringes über ihn erhöht ist, namentlich also von Tsehintschötscho nordwärts bis über Winga hinaus, da umsäumen sie abwechselnd in gedrängten Beständen, lichten Hainen und lockeren Reihen die Küstenlinie. In ähnlicher Vertheilung erscheinen sie zum letzten Male jenseits der Bai von Loango in der Niederung des Kuilu und zwar auf den alten Nehrungen des Stromes — der ja sein Mündungsgebiet mehrfach in bedeutsamer Weise verändert hat und es noch immer im ununterbrochenen Kampfe mit der Calema umgestaltet. Bis zu seiner auf der Karte angegebenen Mündung ist die Ntéfa gleich häüfig; jenseits derselben, so weit die ältesten Nehrungen noch deutlich zu verfolgen sind, tritt sie in geringerer Anzahl auf. Dann aber, überraschend plötzlich wird sie seltener, ohne indessen an Stattlichkeit einzubüssen; hier und dort taucht sie wol nochmals am Strande auf, aber lange bevor man die Bai von Tschilünga erreicht, sind ihre vertrauten starren Gestalten unmerklich aus dem Landschaftsbilde verschwunden. Und nirgends wieder in nördlichen Gebieten Unterguineas ist sie heimisch — denn die am Cäp Matúti, der Grenzmark^ der Loangoküste, wachsenden drei Palmen sind offenbar von Menschen dahin gebracht worden. Nach brieflicher Mittheilung von Dr. Lenz und mündlicher Angabe vom Herrn von Koppenfels kommt sie im Ogöwegebiet nicht vor; ich habe sie ferner bei allerdings nur flüchtigen Besuchen weder am Gabun noch Camerún noch auf Fernando Po


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