6 Westafricanisches Schiefergebirge. sichtbar werden, wachsen nicht unmittelbar aus dem vorlagernden Hügellande empor, sondern sind ebenfalls durch eine wasserreiche Niederung von dessen in gleicher Weise unter sich getrennten Theilen geschieden. Diese sich eng anschmiegende Zone tiefliegenden Landes, welche ich leider nur in zwei Gegenden untersuchen konnte, soll sich nach übereinstimmenden Angaben der Eingeborenen ununterbrochen vom Congo bis zum Banya erstrecken. Das Gebirge ist somit scharf abgegrenzt, steigt aber trotzdem nicht unvermittelt zu beträchtlichen Erhebungen an. ' Der grossartige Urwald, der die westlichen Theile des Gebirges bekleidet, erschwert in hohem Masse den Einblick in dessen Aufbau. Im Allgemeinen ziehen die staffelförmig hinter einander aufragenden, oft eng gedrängten steilen Parallelketten von Südosten nach Nordwesten und erreichen allmählich eine Höhe von vierhundert bis siebenhundert, mit keinem der Gipfel wol eine solche von über tausend Metern. Die frühere Annahme, dass eine Anzahl Terrassen zu einem grossen Plateau des Inneren überleite, findet keine Bestätigung, obwol die Bergzüge Yangelas von denen Tschiyombes vielfach durch ungewöhnlich ausgedehnte Hochthäler geschieden sein mögen. Die im engeren Sinne der Loangoküste angehörenden Flüsse haben ihren Ursprung in den westlichen Theilen des Gebirges, mit Ausnahme des grössten, des Kuilu, welcher aus den fernsten Bergen Yangelas. und zwar weit von Süden herkommen soll. Zieht man die Eigenart desselben in Betracht, so lässt sich an dieser Angabe kaum zweifeln, um so weniger, als die Ueberlieferung einmüthig berichtet, dass Tschibongo schon jenseits der Berge liege, genau dem Küstengebiet Loangos gleiche, und dass dort die Wasserläufe der aufgehenden Sonne zugerichtet seien, also dem Congobecken angehören eine Thatsache, die weiter im Norden durch Brazzas erfolgreiche Reise über das Stromgebiet des Ogowe hinaus bestätigt wurde. Das westafricanische Schiefergebirge ist also ein Randgqbirge, welches das weite Innere des aequatorialen Africas vollkommen gegen die Küste abschliesst. In seiner ganzen Breite wird es nur von dem Hauptstrome des Gebietes, dem Congo, durchbrochen, aber in einem so kataraktenreichen Laufe, dass der Schiffahrt unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen. Die natürliche Unzugänglichkeit des Continentes, die ihm die ungünstigste Stellung unter allen anweist, dürfte so nahe am Meere und schärfer wol an keiner anderen Küstenstrecke ausgeprägt sein. Das Gebirge ist von mir am Congo, bei Borna, nur flüchtig und auf eine kurze Strecke, im Kuiluthale aber eingehend bis zu den " V . -TjSm iS Geologische Beschaffenheit. 7 Palissaden untersucht worden. Es wird gebildet von einer ausgezeichnet entwickelten Reihe krystallinischer Schiefer: Glimmerschiefer und Quarzit, welche von Westen nach Osten auf einander folgen und denen Quarzsandstein vorangeht, theils aber auch zwischengelagert ist. Von Mamänya ma täli, wo der Kuilu das Gebirge verlässt, bis oberhalb des Durchbruches von Ngotu steht gelblicher und röthlicher quarzitischer Sandstein an, welcher mehr oder weniger feinkörnig und theilweise glimmerhaltig ist. An beiden Orten wurden zwischenlagernde Phyllitschichten von geringer Mächtigkeit beobachtet. Von Ngötu bis zu den Palissaden, wo ein sehr harter hellgrauer Quarzit auftritt, folgen Glimmerschiefer, welche in ihrer Zusammensetzung und Structur mannigfach wechseln und bei Ndnndu nsänga zahlreiche bis erbsengrosse sapphirblaue Quarzkörner enthalten. Diese in einer Mächtigkeit von etwa funfzehntausend Meter anstehenden Glimmerschiefer — sofern nicht eine Menge schräger Falten eine Täuschung bedingen — werden bei Kakamúeka durch eine mehrere hundert Meter messende Zwischenlagerung eines feinkörnigen, sehr harten und rein weissen Sandsteins unterbrochen. Zur besseren Orientirung diene die am Schlüsse dieser Abtheilung ge gebene Specialkarte des Kuilugebietes. Uebereinstimmend mit der Richtung der Bergketten streichen die Schichten der Gesteine von Südosten nach Nordwesten und fallen unter Winkeln von vorwiegend dreissig bis fünfundvierzig Grad nach Südwesten ein. Die Glimmerschiefer zeigen stellenweise ziemlich jäh wechselnde Einfallswinkel, sowie gelinde Stauchungen; die Schichten des quarzitischen Sandsteines bei Kakamúeka stehen nahezu auf dem Kopfe. Bis zu dem fernsten von mir erreichten Puncte, den Palissaden, ist demnach das Gebirge ein durchaus einseitiges, mag aber weiter im Inneren, in Yangela, vielleicht einen entgegengesetzten Schichtenbau besitzen. Diese Vermuthung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, dass Dr. Lenz im Ogowegebiet die bequeme Wasserstrasse, die uns schon nahe der Küste verschlossen -war, auf grosse Entfernungen benutzen konnte, die Bergketten also erst sehr weit vom Meere antraf, dass er dagegen bei ähnlicher Beschaffenheit der Schichten steile Einfallswinkel nach Osten beobachtete, also vielleicht nur die in nördlicher Richtung sich fortsetzenden Höhenzüge von Yangela erforschte, die uns unbekannt blieben. Dann hätte man es mit einer gewaltigen, aus mehreren Gruppen von Ketten zusammengesetzten Gebirgswelle- zu thun, welche in ihren westlichen Theilen westwärts, in ihren östlichen ostwärts fä llt, deren westlicher an der Loangoküste untersuchter Theil jedoch nach Norden hin nicht
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