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nate der Regenzeit in Lachen und Tümpel verwandeln, bilden Farne und die im Wald vorkommenden Scitamineen häufig hohe und undurchdringliche Staudendickichte. Die freiliegenden Sümpfe der Niederungen sind die Heimat des sogenannten Loangograses — libübu pl. mabübu — des bekannten P a p y r u s antiquorum L. (Abbildung I 57), welcher im Verein mit der Raphia den Bewohnern des Lateritgebietes ein vorzügliches und überall zu beschaffendes Baumaterial liefert. W o immer ruhiges Wasser auf offenen luftigen Strecken nicht über einen Meter tief steht, da wächst von dem schlammigen Grunde die anmuthige Papyrusstaude auf. Die schlanken durchschnittlich drei und vier Meter zuweilen aber auch sieben Meter Höhe erreichenden geschmeidig im Winde nickenden Halme sind so eng an einander gedrängt und schiessen so schnell empor, dass Canoebahnen nur durch fleissige Anwendung der Buschmesser offen gehalten werden können. Im Gebiete des Luemme und Kuilu, besonders am Nängasee, dehnen sich die Papyrushorste stundenweit aus. Nur auf einzelnen aus dem Morast hervorragenden Erdknollen und kleinen Strecken Schwemmlandes treten Sträucher auf, unter diesen wieder der anziehende Hibiscus tiliaceus. Eine auffällige Erscheinung in den sonst so gleichförmigen Beständen am Nängasee bilden die allenthalben vereinzelt aufwachsenden jungen Wollbäume (Eriodendron anfractuosum D. C.) mit der ihrer Jugendform eigenen Regelmässigkeit der Astbildung. Sie scheinen sich in diesen Sümpfen nur bis zu einer gewissen Grösse entwickeln zu können, denn ein älterer Baum mit einigermassen kräftigem Stamm und Wipfel ist selten zu entdecken. Vermuthlich gewährt der bis zu grösser Tiefe ausserordentlich morastige Boden grösseren Individuen keinen genügenden Halt für die Wurzeln, und sie fallen den über die weiten Flächen hinbrausenden Gewitterstürmen der Regenzeit zum Opfer. Zwischen den Papyrushalmen bedeckt sehr häufig die zierliche Azolla pinnataR. Br. das W asser. Allenthalben treibend, aber nirgends häufig wurde auf dem Tschiloängo und Kuilu eine Pistia, wahrscheinlich die vom Nil bekannte P. stratiotes L. bemerkt, und die schöne Nymphaea stellata Willd. wuchs auf flacheren Stellen; im Brackwasser des Bänya bildete eine etwa mannshoch werdende Jun- cacee grosse einförmige Bestände. Hart am Wasser an beiden Ufern des Kuilu oberhalb Kakamüeka blüht ein prachtvolles weisses Crinum; es wurde nur an diesem Orte beobachtet, der von den Eingeborenen Ndündu nsänga: seltene Blume genannt wird. An der nämlichen Stelle und flussaufwärts bis zu den Pälissaden gedeiht auf den Klippen des Inundationsbettes die niedliche Oxalis (Biophytum) sensitiva L., welche ihre Wurzeln in die Ritzen der Felsen einzwängt. Sie-,'bleibt lebenskräftig, ob während der Trockenzeit die Sonnenstrahlen das nackte Gestein ausserordentlich erhitzen, ob die Hochfluten der Regenzeit Monate hindurch über sie hintosen. Am nämlichen Standorte behauptet sich neben ihr unter gleichen Umständen oberhalb Bümina ein merkwürdiger Strauch, der von lockeren Weidenbüschen kaum zu unterscheiden ist, aber vereinzelt dunkelrothe Früchte trägt, die edlen Sauerkirschen zum Verwechseln ähneln. Die Flora am Meeresstrande ist eine durchaus eigenartige. A u f dem Strandwall wachsen zwar hier und da auch Cassia occidentalis, Ver- nonia senegalensis, Ricinus communis und einzelne Büschel des die geschlossenen Campinen bildenden Panicum, dagegen sind ausschliesslich auf ihm vorkommende charakteristische Gewächse: die rasenbildende Teleianthera maritima Moq. Tand., das mit röthlichen Blumenstemen ge schmückte Sesuvium congense Welw. und vereinzelt Scaevola senegalensis Pressel, welche niedrige eigenthümlich gerundete Buschgruppen bildet. Die nämliche Pflanze bemerkte ich auf den K e y s des öden, in der Caicos-Passage der Bahamainseln nördlich von Inagua liegenden Hog- styreefs, wo sie zwischen kümmerlicher kriechender Vegetation allein die höhere Form vertritt. Auffallender und an Menge überwiegend sind die blütenreichen weithin rankenden Canavalia obtusifolia D. C. und Ipo- moea pes caprae L. Nach Norden hin werden diese Strandpflanzen spärlicher; die meisten haben ihre Verbreitungsgrenze am Kuilu, den, wie sich bald ergeben wird, auch hervorragendere Pflanzenformen nordwärts nicht wesentlich überschreiten. Bei Longoböndo breitete auf dem öden, von den Sonnenstrahlen bis zu neunundsechszig Grad erhitzten Sande des Strandwalles eine wunderschöne Ipomoea ihre mit überaus zahlreichen rosafarbenen Blüten geschmückten Ranken aus. Vom Congo bis zur Bai von Loango wurden ausser unzähligen anderen nach Berlin eingesandten Früchten auch die grossen Samenkerne der im Lande selbst nicht vorkommenden Entada (scandens) Pursaetha D. C. vom Meere angespült; wahrscheinlich ist sie nebst den übrigen ein von dem Riesensftome überbrachter Gruss aus Inner- africa; denn Schweinfurth beobachtete das schwache Schlinggewächs, welches die ungeheuren Schoten trägt, am Strauchwerk der Bäche im Lande der Monbuttu. — Eine Anzahl hervorragender und charakteristischer Pflanzengestalten verdienen eine eingehendere Schilderung, da sie theils durch ihre Verbreitung die Aufmerksamkeit erregen oder der Landschaft


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