oder später einmal mit Sand umschüttet und erstickt. Mir sind an der langen Küstenlinie nur zwei Puncte bekannt, an welchen die Mangrove unmittelbar in das Meer hinauswächst: im Inneren der Loangobai und der Cap Lopezbai; beide Orte werden von der Calema nicht getroffen, aber an beiden findet sich auch Brackwasser. Wo ich sie in anderen Erdtheilen im Meere gedeihend fand — diese Standorte sind naturgemäss selten, weil nur wenige Küstenstrecken mit weichem Boden gegen den Wellenschlag geschützt sind — da entdeckte ich auch fast in allen Fällen dort einfliessendes Süsswasser, und wo dies nicht nachzuweisen war, da durfte vermuthet werden, dass die Gewässer entfernter Flüsse durch vorherrschende Meeresströmungen herangeführt würden. Auch unterseeische Quellen, wie in den gerühmten Gärten der Königin an der Südseite von Cuba, mögen von Einfluss sein. A n einigen Stellen der Ufer des Tschiloängo und Kufiu erheben sich über mächtigen grotesk geformten Wurzelstützen wahrhaft riesige Individuen auf einem Boden, der dauernd zwei und drei Meter hoch mit Wasser bedeckt ist. Man sieht sich gezwungen anzunehmen, dass die Fluten an diesen Stellen gewühlt haben, dass die Tiefen erst entstanden sind, nachdem die Bäume schon eine beträchtliche Grösse erreicht hatten. Ein umgesunkener Stamm (Abbildung Seite 198), der offenbar erst nach seinem Sturze eine Anzahl neuer Haltwurzeln aussandte, scheint diese Annahme zu bestätigen; — sonst wäre man auch in Verlegenheit, sich vorzustellen, wie denn diese Bäume ursprünglich aufgewachsen seien. Die Stecklinge können ja nur im flachen Wasser, das sie nicht vollständig bedeckt, gedeihen. Immerhin bleibt bei der Entwickelung der Mangroven noch ein Vorgang genau zu erforschen: .wie geschieht es, da doch alle Keimlinge zunächst im Boden wurzeln, dass kräftige Pflanzen nach mehreren Jahren mit ihren Haupttheilen, den Vereinigungsstellen der Wurzelbündel, einen Meter und höher über demselben schweben ^ D ie Ueber- wachung verschiedener junger Individuen brachte keinen Aufschluss über diese interessante Frage, denn sie wuchsen verhältnissmässig langsam, und die Beobachtungszeit war zu kurz. Ein junger Kaufmann, welcher die Anpflanzung und alle Umstände genau kannte, übernahm zwar bei meiner Abreise die Fortführung der Untersuchungen, verweilte jedoch nicht mehr lange in seiner Factorei. So vermag ich leider sichere Auskunft nicht zu geben. Doch sprechen immerhin gute Gründe für die Anschauung, dass das Aufrücken der Rhizophoren — welches .eine zweifellose Thatsache ist — sich in doppelter Weise vollziehe: einmal atrophiren bis zu einem gewissen Grade die untersten Theile, während die darüber befindlichen sich zu den geschilderten bizarren Formen ausrecken; zum anderen besitzen die Wurzelbündel und Stützen die Fähigkeit, sich in der Richtung ihrer Längsachse zu strecken und somit die auf ihnen ruhende Last emporzulüften. Es soll nicht behauptet werden, dass ein bedeutendes inneres Wachsthum in die Länge stattfände, doch ist es sehr wahrscheinlich, dass die ursprünglich weit gespannten und gebogenen Stützen, während sie wachsen und sich verdicken, sich zugleich auch mehr und mehr gerade strecken und auf diese Weise die langsame Hebung der auf ihnen ruhenden Last bewirken. Eine Bestätigung dieser Annahme bietet die Thatsache, dass die ältesten und stärksten Wurzeln von den Individuen vorzugsweise in geraden Linien ausstrahlen, gleich Strebepfeilern angeordnet sind, während rings um dieses Hauptgerüst die jüngeren und schwächeren Wurzeln noch im schonen Bogen sich spannen. Bei den in der Entwickelung begriffenen Keimlingen gewahrt man selten gerade nach unten verlaufende Haltwurzeln; die Mehrzahl der letzteren wächst — wie bei den ältesten Bäumen - I in horizontaler Richtung oder sogar schräg aufwärts aus der Spindel hervor und senkt sich dann erst der eigenen Schwere folgend, allmählich zur Erde. Aber schon bei Pflanzen, die einige Jahre alt sein mögen, findet man die inneren Wurzeln steifer angestrafft, und, was von der Spindel noch erkennbar ist, in entsprechende Höhe über den Boden gelüftet. Rhizophorenbestände bewähren sich als vorzügliche Landbildner: grossen Sieben gleich halten sie das vom Wasser mitgeführte Material zurück, bis der Boden um so viel erhöht ist, dass die Flut den Landstrich nicht mehr überschwemmen kann. In Folge dessen verkümmern sie , gehen zu Grunde und geben anderen charakteristischen sie gewöhnlich umsäumenden Gewächsen Raum. Dies geschieht jedoch blos, wenn die betreffende Küste ihr Niveau nicht verändert oder aufsteigt; ist sie im Sinken begriffen, so nimmt der Vorgang den entgegengesetzten Verlauf: die Flut des Meeres dringt allmählich weiter landein und ermöglicht das Wachsthum der Mangroven auf Strecken, welche bis dahin andere Pflanzenformen trugen; daher bei gebührender Beachtung der Thätigkeit der Brandung wie der Flüsse die Anordnung der Manglare, je nachdem alte oder junge Bestände dem Meere am nächsten oder fernsten liegen, mit anderen Merkmalen zur Aufklärung geologischer Probleme benutzt werden kann. An der Loangoküste finden sich die Rhizophoren im Bereiche des Brackwassers auf dem versumpften Gelände innerhalb aller Flussmündungen und der mit diesen wenigstens noch zeitweilig in Ver
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