Feuchter Dunst und Moderduft erfüllt sie, da die Luft nur spärlich erneuert wird; das Blattwerk trieft vom Thau — den man selbst zu Zeiten grösster Trockenheit noch um Mittag in schweren Tropfen herabschütteln kann — und der humusreich gewordene Laterit ist sowol an der Oberfläche wie in der Tiefe mit Nässe durchtränkt. So finden denn auch zu mächtigeren Formen sich entfaltende und theilweise das Laub regelmässig abwerfende Gewächse die Bedingungen ihres Gedeihens. Bald durchbrechen kräftig aufstrebende Bäume das niedere Laubdach und lassen Licht und Luft eindringen; andere folgen nach. Allenthalben entstehen Lücken, in welchen nun auch die bisher an den Rändern verstreuten Pflanzen auftauchen. Die anfänglich geschlossene wirre Dickung- löst sich in einzelne Gebüschgruppen auf und der echte Buschwald, der verbreitetste und charakteristische Wald der Savane, in welchem Holzgewächse mit grossem oder gefiedertem weichem Laube überwiegen, hat von dem Gelände Besitz genommen. Bleibt er in seiner Entwickelung ungestört, so wachsen überall zwischen den Hochstämmen junge Bäume nach. Die wirren Dickungen lichten sich immer mehr, und so wird endlich der Busch wald zum H o chw a ld e , in welchem das Unterholz nur noch eine ähnliche Beimischung bildet wie etwa in den deutschen Auenwäldern, aber mit dem Erstarken des Baumwuchses noch mehr zurücktritt und theilweise, wie in unseren Buchenbeständen, auch gänzlich verschwindet. Zu solcher Ausbildung gelangt er in grösserem Umfange jedoch nur in spärlich bevölkerten Gebieten oder in feuchten Bodensenkungen. Denn mit grösser Vorliebe legt der Mensch seine Pflanzungen auf dem fruchtbaren Waldboden an: das Gebüsch und Stangenholz,. die schwächeren Bäume werden niedergeschlagen und, nachdem sie ausgetrocknet sind, durch Feuer vertilgt. Das urbar gemachte Land benutzt man höchstens für einige Jahre, dann lässt man es liegen und vernichtet neue Waldstrecken. A u f den verödeten Feldern beginnt nun wieder die Vegetation sich in der beschriebenen Weise auszubreiten. An den ungünstigsten Stellen tritt der echte Busch auf — ähnlich wie verlassene Pflanzungen in dem Urwalde Brasiliens von der Capoeira in Besitz genommen werden gif an anderen, namentlich an denen, welche Waldungen benachbart sind, rückt auch sofort wieder von deren Rändern die üppigere Vegetation vor. Nur der Zähigkeit des Pflanzenwuchses und den förderlichen klimatischen Verhältnissen wie der Ertragsfähigkeit des Bodens ist es zu danken, dass bei einer so schonungslos betriebenen Raubwirthschaft selbst in dichtbevölkerten Gegenden an der Küste noch Wälder und Gehölze sich finden. Der Saum fast aller verräth durch die geraden Begrenzungslinien ihrer willkürlich aus- und einspringenden Winkel die eingreifende Thätigkeit des Menschen, und die allenthalben in ihrer Nähe bemerkbaren, sich lange Jahre erhaltenden charakteristischen Unebenheiten der Maniokfelder liefern weitere nicht misszudeutende Beweise. Nur die volle Würdigung dieser Thatsache kann zur Erklärung der sonst räthselhaft bleibenden Erscheinung dienen, dass in einer scheinbaren Wildniss auf engem Raume und durchaus gleichartigem Boden reine Campine, echter Busch und kräftiger Wald unvermittelt neben einander Vorkommen, dass im ganzen Lateritgebiete prächtige Waldungen sich in geschlossenen Massen über Landstrecken ausbreiten, die von gleicher Bodenbeschaffenheit und Gestaltung sind wie andere, in welchen die Campinen vorherrschen. Da in nördlichen Gebieten, jenseits des Kuilu, die Bevölkerungsdichtigkeit eine geringere, die Regenmenge aber eine grössere und über alle Monate günstiger vertheilte ist, so werden dort die Wälder in geringerem Grade angegriffen und können sich auch leichter erneuern als in südlichen Gebieten. In den letzteren, die ohnehin hart an der Grenze günstiger Regenvertheilung. liegen, werden die zahlreicheren Bewohner, die gegenwärtig zu Handelszwecken schon überraschend grosse Strecken bebauen, die Waldungen immer mehr vertilgen und ihre Heimat allmählich in ein holzarmes Steppenland verwandeln, das sich dann durch Nichts mehr von den traurigen Gegenden im Süden des Congo auszeichnen dürfte. Der reine Busch unterscheidet sich selbst von dem jungen, ihn an Höhenentwickelung kaum übertreffenden Buschwald doch sofort durch die bedeutsame Eigenart der ihn zusammensetzenden Gewächse. Buschwald und Hochwald haben dagegen viele Pflanzentypen gemeinsam, die in beiden zu gleicher Stattlichkeit aufwachsen. Für ihre Unterscheidung ist daher blos die Mischung der verschieden hohen Bestände als massgebend zu betrachten: ob die Bäume, ob die von Grund aus verzweigten Holzgewächse vorherrschen. Die letzteren bilden im Buschwald einen wesentlichen Bestandtheil und verhindern sowol die freie Umschau wie die freie Bewegung; sie haben dagegen im Hochwald keine Bedeutung mehr, weil in diesem der gleichmässig und übermächtig entwickelte Baumwuchs das Unterholz erstickt hat. Mit letzterem sind auch die zahllosen niederen Ziersträucher und Stauden wie die Schlinggewächse mit nicht verholzendem Stamm verschwunden, während die Lianen sich nun erst recht heimisch fühlen, und in ihrer vollen bizarren Schönheit auftreten. Beide Waldformationen zeigen indess an ihren Rändern eine bedeutsame Ueberein
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