Page 75

27f 32-2

rings von Gräsern umschlossen. A u f den ausgedörrten Strecken wüsten Sandes zwischen der Bai von Pontanegra und Loango, am Indian Point, bilden dagegen seine lockerer verstreuten und nicht einmal Manneshöhe erreichenden Bestandtheile manchmal den einzigen kärglichen Schmuck des Boden s.1'- Dieser echte Busch ist immerhin selten, denn nur an wenigen Stellen kann er sich dauernd erhalten. Sehr bald gesellt sich üppigerer Pflanzenwuchs zu ihm, welcher ihn überwältigt und seines Charakters beraubt. Unmerklich verwandelt sich der Busch in den B u s chw a ld , obgleich er keineswegs dessen regelmässiger Vorläufer ist. Die Mimosen- und Eschenform erscheint an den Rändern der Bestände; dornige Akazien — die nie einen schirmartigen Wuchs besitzen — gedeihen daselbst Seite an Seite mit dem Steppenbewohner Hibiscus verrucosus Guill. Perr., neben blütenbedeckten Myrten- (Eugenia) und Jasminarten und Dracaenen. Cucurbitaceen überspinnen in grösser Mannigfaltigkeit mit ihren Ranken den Boden oder die hochstrebenden Gewächse. Unter ihnen erregt die Aufmerksamkeit eine libümbulu pl. mabümbulu genanntl, durch ihre sehr zierlich ge formten Blätter und ihre länglichen, mit fleischigen Stacheln besetzten hochrothen Früchte, die im grünen Zustande gegessen werden, doch immerhin recht fade schmecken, und eine andere (Bryonia?) sehr schnell wachsende, welche kleine Beerenfrüchte trägt und einen hässlichen Geruch wie von altem Roth verbreitet. Die reichblühende und einen betäubenden Duft aushauchende, kautschukliefernde Landolphia florida Beauv. — lilömbo pl. malömbo — mischt überall das glänzende Gelb- grün ihrer Blätter mit dem mannigfach schattirten Laubwerk. An einigen Stellen droht auch die berüchtigte Dolichos (Mucuna) pruriens L., für deren Einbürgerung gewiss kein Bewohner Loangos dankbar sein wird. Asclepiadeen, Aristolochien, Dioscoreen, blumenreiche Passifloren sowie dornbewehrte Capparideen — besonders die kletterlustige C. spinosa L. — und andere schlingende Gewächse verflechten das Pflanzengedränge zu undurchdringlich erscheinenden Vegetationsklumpen, oft zu wirklich unnahbaren Dornburgen. Eng an diese geschmiegt oder in der Nachbarschaft ausgebreitet mit den streckenweis üppig aufschiessenden aber locker vertheilten Hochgräsern wie ein Kranz sie umsäumend, entfaltet sich ein anderes reiches Pflanzenleben, in welchem sich die Flora der Campine mit der des Waldes begegnet. Da finden sich zum grossen Theil wieder die schon genannten Blumen der Grasflur und verlassener Culturflecke. Neben ihnen leuchtet das warme Roth der Mussaenda erythrophylla Schum, und die prächtige Clappertonia ficifolia D. C.; die grossen gelben oder rothen Sterne der rankenden Prachtlilie (Methonica.gran- diflora Schum.) entfalten sich neben den farbenreichen Blüten der den Gehölzrand überspinnenden Waldreben. Die feinlaubige, intensivrothe Früchte tragende Cnestis ferruginea D. C. wächst Seite an Seite mit Pfeffersträuchern (Capsicum conicum Meyer und C. baccatum L. und mannigfaltigen Staudengewächsen: Gesnerien, steif blätterigen San_ sevieraarten und zuweilen verwilderten Ananas. Auch der aus deutschen Wäldern wolbekannte Adlerfarn (Pteris aquilina L.) ist gemein. In feuchten Gründen steigert sich die Zahl der begleitenden Gewächse bedeutend, obgleich manche der angeführten dem trockneren Boden getreu bleiben. Schon der eigenthümliche aromatische Duft, der dort den Besucher empfängt, verräth ihm neuartige Pflanzenvereinigungen. Namentlich die Scitamineen treten in grösser Menge auf, bisweilen umfangreiche Staudendickichte bildend: Maranten, Ingwerpflanzen und besonders häufig das stattliche Amomum granum para- disi L. — nsissa pl. sinsissa — dessen weisse oder warm rosa bis leicht violett gefärbte Blüten dicht über dem Boden stehen, dessen feuer- rothe Früchte die Guinea- oder Paradieskörner ^ Malaguettapfeffer — in einem säuerlichsüssen Fleisch eingebettet enthalten, welches besonders für Chimpansen ein Leckerbissen is t Auch Canna indica L. mischt sich an manchen Orten in Menge ein. Vereinzelt, aber um so auffälliger, ragt aus dem Gebüsch eine pomphafte Pflanze auf (eine Theophrastä?), welche auf unverzweigtem, dünnem Stamme eine stattliche Rosette horizontal abstehender, breiter fusslanger Blätter trägt. A u f trockengrundigen Bodenstrecken breitet sich, nachdrängend im Gürtel der ihn locker umgebenden Gewächse, der junge Buschwald gleich einem dornbewehrten Pflanzen wall aus. W o nicht von Menschen oder Thieren durch denselben gebrochene Pfade sich wie Tunnel öffnen, ist das Eindringen kaum anders als unter fleissiger Anwendung des Messers zu bewerkstelligen. Das Innere entspricht indessen nicht der Aussenseite. Der Boden ist nahezu nackt — an manchen Stellen wächst die lebhaft gefärbte parasitische Thonningia sanguinea Vahl. in überraschender Menge Uf- und die freie Bewegung wird blos noch durch mannigfaltig verschlungene Lianen und das vielfach gekreuzte Astgerüst gehemmt. Die Blätter sind aufwärts an die Zweigenden gerückt und bilden mit denen der zum Lichte strebenden Schlinggewächse oftmals ein lückenloses Laubdach, welches sich an den Rändern bis zum Boden niederzieht, sodass im jungen Buschwald eine auffallendere Dunkelheit herrscht als im üppigsten Hochwalde. Bei bedecktem Himmel ist in diesen allseitig geschlossenen natürlichen Lauben an vielen Stellen nicht genügende Helligkeit zum Lesen.


27f 32-2
To see the actual publication please follow the link above