raschend unabhängig sind. Denn sie vollenden ihre Entwickelung im Allgemeinen regelmässig vom October bis Ende März und verlängern nur theilweise ihr Wachsthum bis zum Mai; in der Zwischenzeit ruhen sie sowol auf trockenen wie wasserdurchtränkten Bodenstrecken und zwar in den regenreichsten wie regenärmsten Gebieten und Jahren. Die Verspätung der starken Regen verzögert nicht, das zeitigere Einsetzen derselben beschleunigt nicht ihre Entwickelung. Der Versuch, sie auf einem kleinen Raum durch reichliches Begiessen zu unzeitigem frischem Leben anzuregen, sie in beständigem Wachsthum zu erhalten, erwies sich in der Hauptsache als ein vergebliches Bemühen. Demnach scheint das Absterben der Campinengräser, ihr vier Monate währender Schlaf weniger eine Trockenstarre, eine unmittelbare Folge des Ver- schmachtens zu sein — denn Regen und Thau sowie die im Erdreich vorhandene Feuchtigkeit würden genügen, sie lebensfähig und grün zu erhalten — als vielmehr eine durch ihre Eigenart bedingte Pause der Erholung, während welcher die unterirdischen Organe für die künftige ausserordentliche Leistung neue Kräfte sammeln. Indessen wird Wol in den verschiedenen Jahren die Höhe und Dichtigkeit der Gräser je nach Gunst oder Ungunst der allgemeinen Witterungsverhältnisse verschieden sein. Welche überraschend grosse Menge an Feuchtigkeit auch in den ausgereiften und scheinbar vollkommen trockenen Gräsern noch trotz Einwirkung von Wind und Sonne vorhanden ist, tritt in überzeugender Weise bei den Bränden hervor, wenn das verflüchtigte Wasser in Form eines blendend weissen Gewölkes über den breit hingelagerten dunkeln Rauchmassen sichtbar wird. Die Widerwilligkeit, mit welcher überhaupt die Grasbestände dem Feuer zum Opfer fallen, verdient besondere Erwähnung. Die Eingeborenen, welche sie gewohnheitsmässig und vielfach unnützer 3Veise mit einer kindischen Lust am Vernichten, am Toben des Elementes in Brand setzen, können sich keineswegs unthätig ihres Werkes freuen, sondern müssen die Flammen bald hier bald dort von neuem anfachen, weil dieselben sonst allenthalben verlöschen und grosse wie kleine Strecken verschonen würden. W e r da erwartet von einem angezündeten Grasbüschel die züngelnde Lohe mit rasender Eile weithin sich ausbreiten und die Vegetation bis auf den Grund vertilgen zu sehen, wird arg enttäuscht werden. Geschlossene Campinen brennen besonders unwillig und langsam, namentlich wenn ihnen Gestrüpp und Buschwerk beigemischt ist, entwickeln dann aber allerdings eine bedeutende Hitze; das Getöse, welches die brechenden und berstenden Stengel verursachen, erinnert lebhaft an ein fernes heftiges Gewehrfeuer. Bei starkem Winde werden die Flammen zwar schneller entlang getrieben, verlöschen aber um so leichter und bilden ein Flugfeuer, das die schwächeren Pflanzentheile verzehrt, die übrigen blos ansengt und verkohlt. Die offenen Campinen mit ihren feineren Gräsern brennen zwar williger, erzeugen indessen eine viel geringere Hitze, und die Flammen rücken in einem schmalen lückenhaften Saum vor, den man allenthalben durchschreiten; nöthigensfalls mit ein paar Sprüngen passiren mag. Der Mensch kann unter allen Umständen unbesorgt vor dem Feuer einhergehen und ihm seitwärts ausweichen. Daher beeilen sich auch schnellfüssige Thiere nicht in ihrer Flucht; sie ziehen rechtzeitig, keineswegs blinden Schrecken verrathend, sondern in gewohnter Weise sichernd, nach dem nächsten grösseren Gehölz. Insecten schwirren erst auf, wenn es ihnen zu warm wird, und fallen dann vielfach den lauernden, in Menge herbeikommenden gefiederten Räubern der Luft zur Beute. So finden höchstens Schnecken und Schildkröten sowie träge Schlangen ihren Tod in den Flammen. Die letzteren sieht man ohne Bedauern umkommen; indessen vermögen auch sie sich zu retten, wenn sie nicht vollständig umringt und abgeschnitten werden. Wir haben sogar' die sehr langsame, durch Schönheit der Färbung wie durch schnelle Wirkung ihres Giftes gleich ausgezeichnete yipera rhinoceros selbst an windigen Tagen dem Feuer geschickt entrinnen sehen. In geschlossene. Gruppen von Holzgewächsen dringen die Flammen niemals ein und versengen höchstens die Ränder. Die Eingeborenen, deren Dörfer in der Regel von einem Kranze lockeren Buschwerkes umgeben sind, zeigen daher bei ihrer Annäherung eine Unbekümmerte heit, die den Unerfahrenen in Erstaunen setzt. Im Nothfalle genügen einige Schläge mit grünen Zweigen, um dem weiteren Vordringen des gierigen Elementes zu wehren. In Wirklichkeit bedrohen also die Savanenbrände weder Menschen noch Thiere mit ungewöhnlichen G e fahren; sie bieten zuweilen ein wahrhaft grossartiges Schauspiel, das man aber doch immer ohne Angst und Grausen betrachten kann. Dies gilt für alle Länder. Denn jene lebhaften Schilderungen vom Wüthen der Flammen, vom Entsetzen der Thiere, die, aller Feindschaft vergessend, im wilden Durcheinander vor denselben einherstürmen, von dem panischen Schrecken, der alles Lebende erfasst, sind eitel Phantasiegemälde und beruhen auf massloser Uebertreibung Es müssen schon sehr unvorsichtige Menschen und Vierfüssler sein, die sich von Grasfeuern überraschen und einschliessen lassen; sei es in den Campinen Africas, sei es in den Prairieen, Llanos und Pampas
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