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aus keinerlei Merkmalen zu erkennen und hat jedenfalls nicht den Grad erreicht, um von Einfluss auf den Baumwuchs zu sein. So bleibt als die umg’estaltend ein wirkende K raft allein der Mensch übrig-, und der Kampf zwischen diesem und der Vegetation beansprucht immer wieder die eingehendste Beachtung. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass die ausserordentliche Durchlässigkeit des Bodens einer Wiederbewaldung mancher Strecken nicht günstig ist, namentlich wenn die Oberfläche in den regenärmeren Gegenden erst einmal gründlich der beschattenden Vegetation beraubt ist. In diesen, besonders im Südwesten des Landes zu suchenden Strichen, sind auch die echten, dem ganzen tropischen Africa eigentümlichen Steppengewächse vorzugsweise heimisch. Da sie wegen ihres Standortes am bequemsten zu sammeln sind und daher in einem Herbarium durch ihre Anzahl auffallen können, ist auf die oben berührte Thatsache besonders hinzuweisen, damit der in der Heimat classificirende Botaniker nicht irregeleitet werde. Der poröse Boden, die austrocknenden Winde und der Sonnenbrand bedingen überraschend schroffe Verschiedenheiten im Charakter der Flora, die, wenn sie erst einmal vollständig ausgebildet sind, einer Veränderung nicht zu untersch ätzende Schwierigkeiten entgegenstellen. — Die offene Landschaft zeigt nirgends die trostlose Einförmigkeit der Steppe. Aus ihren wogenden Grasbeständen — die an der Küste, nach dem »Vorgänge der Portugiesen Campinen genannt werden ragen allenthalben wie Inseln vereinzelte Sträucher und ausgedehntere Gebüsche auf sowie freistehende Bäume, Gruppen derselben und grössere Gehölze. In jeder Richtung wird der Horizont eingeengt durch Waldstreifen, welche, mehr oder weniger mit einander verbunden, sich bald in feuchten Bodensenkungen, bald an trockenen Hügelhängen und über Höhen, bald auf wasserlosen Ebenen entlang ziehen. Die zu Anfang dieser dritten Abtheilung gegebene Abbildung veranschaulicht eine derartige Charakterlandschaft. So gewährt die Savane mit ihrem mannigfaltigen Wechsel zwischen Gräsern und Holzgewächsen einen Anblick, der oft von überraschender Schönheit ist und anmuthend wie der eines Parkes. Es giebt keine Campine im Lande, die ununterbrochen den Raum einer kleinen Geviertstunde einnähme und in beliebig gelegenen Strichen sind die Grasbestände derartig eingeschränkt, dass sie gleich Waldwiesen erscheinen, und man zweifelhaft wird, welcher Name der Landschaft gebühre. Obgleich die üppigere Vegetation vorzugsweise in den regenreicheren Districten auftritt, ist sie doch den Küstenstrichen nicht versagt; in jenen wird es ihr blos leichter, sich gegen den verwüstenden Menschen zu behaupten und wieder zu erneuern. Schliesst man die ungeheuren Waldungen des Gebirges aus und beschränkt den Vergleich lediglich auf das Vorland, also auf das eigentliche Laterit- gebiet, so mag, Alles in Allem gerechnet, der Baumwuchs gegenwärtig noch etwa den sechsten Theil desselben beschatten. Im bemerkensWerthen Gegensätze zu anderen grossen Gebieten des centralen Africas bestehen die Wälder, gleichgültig welcher A rt und welches Standortes, in ihrer Hauptmasse aus immergrünen Gewächsen. Allerdings finden sich zwischen diesen Bäume mit periodischem Laubwurf, jedoch in untergeordneter Anzahl und nirgends in grösserer Menge beisammen. Auch sind. sie nur durch wenige Arten vertreten, die entweder ausschliesslich auf trockengrundigen oder auf wasserdurchtränkten Bodenstrecken die Bedingungen ihres Gedeihens finden oder an beiden Standorten gleich heimisch sind und in diesem Falle öfters recht merkwürdige Abweichungen in ihrem Verhalten zur Schau tragen. Trotzdem gerade alle diese Baumformen zu den Riesen des Pflanzenreiches gehören, und die im Walde vorkommenden ihr periodisch des Blätterschmuckes entkleidetes Astwerk in der Regel hoch über die benachbarten Wipfel emporrecken, vermögen sie ihm doch nicht das Gepräge zeitweiliger Lebensruhe, des Schlafes zu verleihen. Durchaus fremd ist den Waldungen und Gehölzen sowol die warme herbstliche Färbung des Laubes wie die winterliche Kahlheit und Verödung, und keine Jahreszeit bringt die Entwickelung von Blättern und Blüten, das Reifen der F'rüchte zum allgemeinen Stillstand. Die Bafiöte unterscheiden zwei Formationen des Pflanzenkleides ihrer Heimat: ntändu pl. sintändu, die Grasflur oder Campine, und nsltu pl. misltu, den Wald, dessen Ideal für sie die W älder von Tschi- yömbe: misltu mi Yömbe sind. Diese Eintheilung genügt indessen nicht, wenn es sich darum handelt, in grossen Zügen die Eigenart, den Wechsel, die mannigfaltigen Beziehungen der Vegetation darzu- zustellen; zu diesem Zwecke erscheint es geboten, feinere Unterschiede zu beachten. Daher ordne ich sie in eine grössere Reihe von Formationen, die in bedeutsamer Weise zur landschaftlichen Geltung ge langen und den Gegenden ein charakteristisches Gepräge geben. Danach sind zu unterscheiden: G r a s f lu r oder Cam p ine , B u s ch , B u s ch wald, H o chw a ld ; auSserdem die besondere Vegetation der Sümpfe und Moräste mit Süsswasser, der mit Brackwasser, und schliesslich die des Strandes. Gewisse Strauch- und Baumarten, welche durch ihre Entwickelung ein besonderes Interesse erregen, namentlich als leitende Typen bestimmter Formationen von Werth sind, erfordern eine getrennte eingehendere Schilderung. Loango. III.. * 9


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