Die Loangoküste erstreckt sich in ihrer vollen Länge noch inner* halb des begünstigten Gürtels. Am Congo grenzt sie indessen so hart an die durch ihren mangelhaften Pflanzenwuchs zu den südlichen Einöden überleitenden Litoralgebiete, dass sie daselbst, trotz des trennenden Riesenstromes, einige Verwandtschaft mit ihnen verräth. Die wesentlichen Züge derselben sind: die Zusammensetzung der eigenartigen Strandflora, das bedeutsame Auftreten des Affenbrotbaumes und das Vorkommen vieler im centralen Africa allgemein verbreiteter echter Steppenpflanzen. Die nicht an die Wasserläufe gebundene Vegetation charakterisirt die meteorologischen Verhältnisse eines Landes. Da eine strenge Scheidung des Jahres in eine regenreiche und eine regenlose Hälfte nicht stattfindet, und selbst die am wenigsten begünstigten Striche, noch abgesehen von den allezeit reichlichen Thaufällen, durch eine absolute Trockenheit von mehr als vierwöchentlicher Dauer selten geschädigt werden, so kommen weder nackte pflanzenlose Bodenstrecken, noch eigentliche Steppen vor. Da jedoch die von den Westwinden g e brachten Niederschläge, welche hinsichtlich ihrer Vertheilung und Stärke der Rückwirkung der Bodengestalt unterliegen, sowol nach Osten wie nach Norden hin an Ergiebigkeit zunehmen, steigert sich auch nach beiden Richtungen die K ra ft und Fülle der Vegetation. Savanen und Wälder bedecken das Land in einer derartigen Anordnung, dass im Süden und an der Küste die ersteren, im Norden und Inneren die letzteren vorherrschen. Diese vereinigen sich an den Hängen des Gebirges und in seinen westlichen Thälern zu einem grossartigen Hochwalde, welcher, vielfach noch über das Vorland sich ausbreitend, und in Gallerien die Ränder der Sümpfe und Seebecken wie die W asserläufe umsäumend, in deren Niederungen sich bis zu den Rhizophoren- beständen. in der Nähe des Meeres entlang zieht. Ausgedehnte Steppen finden sich, nach den üeberlieferungen aus der Zeit des blühenden Sclavenhandels, jenseits des Gebirges im Lande Tschiböngo; daselbst soll der Baumwuchs auf die Ufer der Gewässer beschränkt sein. Jenes Gebiet hat demnach eine vollständig ausgebildete Trockenzeit, liegt im Regenschatten des Gebirges, welches-den Westwinden ihre Feuchtigkeit entzieht. Bereits die inneren Bergketten tragen nicht mehr die kraftstrotzenden Wälder der westlichen Erhebungen. Dr. Güssfeldt schildert (I 122) Yángela als ein savanenreiches Land, welches sich einladend vor dem aus den feuchten Wildungen Tschiyómbes auftauchenden Reisenden öffnet; Dr. Falkenstein und ich fanden schon auf den hohen Quarzitkuppen über den Palissaden des Kuiluthales (Abbildung II 148) blos noch Gestrüpp und Gras. An der Loangoküste herrscht räumlich die Saväne vor, das Mittelglied zwischen Wald und Steppe. Dem ersteren ist sie durch Beimischung reiner Grasbestände untergeordnet, der letzteren durch Zulassung des Baumwuchses auf trockengrundigen Bodenstrecken überlegen. Wo aber dieser, der auf trockenem Lande in strenger Abhängigkeit von der Menge und der zeitlichen Vertheilung der Niederschläge steht, sich allerorten in beliebiger Entwickelung und Ausdehnung findet, da müssen andere als meteorologische Verhältnisse beschränkend auf seine Verbreitung einwirken. Die echte Savane erweist sich daher als eine Uebergangsform des Pflanzenkleides, welche einer beständigen Veränderung unterworfen ist, deren Fortschreiten zu mächtigster Entfaltung indessen durch die Gesammtnatur des Landes keine Grenzen gezogenjSind. In der That ist das Ueberhandnehmen der Sträucher und Bäume an Stelle der Gräser selbst in den regenärmsten Strichen eine keineswegs seltene Erscheinung. Wie in anderen Erdtheilen die Savanen ihren Charakter verändern je nach der Vermehrung oder Verminderung der Herden weidender Thiere, je nach der Zahl und Ausdehnung regelmässig veranstalteter Grasbrände, so entspricht in den meisten Gebieten der Loangoküste die Anordnung der Vegetation ebenfalls nicht mehr den gegebenen natürlichen Bedingungen, weil sie umgewandelt worden ist durch dauernde Eingriffe der Bevölkerung. Diese, wüthet mit Feuer und Eisen, theils, um sieh Raum zu freierer Bewegung zu schaffen, theils um immer neue Bodenstrecken zum Feldbau vorzube'reiten. Nicht blos das westliche Gebirge, sondern auch das Vorland ist von Natur ein Waldland; es hat diesen Charakter verloren, weil der Mensch in ihm heimisch geworden ist, es würde ihn wieder annehmen, wenn derselbe daraus entfernt werden könnte.- Seine Thätigkeit ist in jeder Hinsicht so weittragend und unverkennbar, dass keine Nöthigung vorliegt, zur Erklärung der gegenwärtigen Verbreitung der Holzgewächse im Gebiete noch anderen Ursachen nachzuspüren. Die Beschaffenheit des Bodens ist eine durchaus gleichartige, wird also die Folgen des Regen- mangels weder an der einen Stelle mildern noch an der anderen verschärfen. Der Verbrauch wichtiger mineralischer Bes tandteile des Erdreiches kann ebenfalls nicht einen etwa in langen Zeiträumen sich vollziehenden natürlichen Wechsel der Pflanzenformationen hervorrufen, da dieser beliebig innerhalb enger Grenzen und oft mit überraschender Schnelligkeit vor sich geht,, sodass ein die Wandlung begünstigender Ersatz der dem Erdreich entzogenen Stoffe nicht vorausgesetzt werden darf. Eine langsame Verschlechterung des. Klimas ist
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