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In der unreinen Atmosphäre der Loangoküste erlangte es in keinem Falle seine vollständige räumliche Ausbildung, zeigte sich indessen an der Westhälfte des Himmels in der Regenzeit 1875/76 öfters in unvergleichlicher Farbenpracht, die selbstverständlich abgestuft war, je nach der Intensität der Abendröthe. — Die Durchsichtigkeit der Luft schwankte beträchtlich je nach den verschiedenen Jahreszeiten, war jedoch nur äusserst selten und dann eigentlich nur für wenige Stunden eine besonders auffällige. Im Allgemeinen ist sie während der Trockenzeit wesentlich geringer als während der Regenzeit. In der ersteren ruht vorherrschend ein bläulicher bis violetter Duft über der Landschaft, der die Lufttöne sehr malerisch abstimmt, aber die Ferne verhüllt, so dass beispielweise das vierundzwanzig Meilen abliegende Vorland von Kabinda nur selten einmal von Tschintschotscho aus wahrgenommen wurde; während der letzteren ist jedoch jener Küstenpunct fast alltäglich in Sicht und zeigt namentlich nach anhaltenden Gewitterregen ziemlich scharfe Con- touren. W ie schon erwähnt, blieben an einigen Tagen grössere Sterne bis zum Meeresspiegel 'herab deutlich verfolgbar, doch verloren sie dabei ihren Glanz und nahmen eine röthliche Farbe an, so dass sie anfänglich mehrmals für Signallichter von nahenden Schiffen gehalten wurden. Die gesättigte tiefblaue Tagesfarbe des Himmels haben wir nie-' mals in so vollkommener Weise beobachtet, wie sie über manchen anderen tropischen und subtropischen Gebieten auftritt; selbst an den klarsten Tagen war sie noch etwas unrein, mit Weiss gemischt. Und nur dreimal, im Februar und November 1875, sowie im März 1876 habe ich jene eigenartige tiefe Färbung des Nachthimmels bemerkt, welche ihn wie ein Metallgewölbe und fast schwarz erscheinen lässt. Ungeachtet der geringen Durchsichtigkeit der Luft warfen von der Venus beleuchtete Gegenstände oftmals einen sehr deutlichen Schatten, und die Stärke des Mondlichtes gestattete bequemes Lesen und Schreiben im Freien, durchschnittlich zwei und drei Tage vor und nach dem Vollmond, in einigen Fällen sogar schon fünf Tage vor demselben. Ich habe häufig allein bei dem hellen schönen Lichte des Mondes mit Bleistift die Notizen in das meteorologische Beobachtungsjournal eingetragen und Gedrucktes längere Zeit gelesen, ohne Ermüdung der Augen zu verspüren. Höfe und Ringe um Mond und Sonne bildeten sich verhältniss- mässig selten, um den ersteren indessen noch häufiger als um die letztere. Sie boten nichts Bemerkenswerthes. Die Höfe waren weder glanzvoll noch genügend bestimmt und im besten Falle nur schwach mit den bekannten Farben geschmückt; die Ringe, welche einige Male doppelt auftraten und die gewöhnlichen Halbmesser von etwa zweiundzwanzig und fünfundvierzig Grad besassen, waren matt und zeigten ebenfalls kaum eine Andeutung von Farbe. Nebensonnen, den Lichtring kreuzende Streifen oder tangirende Bogen kamen nicht zur Geltung, ebensowenig Verzerrungen der Sonnen- oder Mondscheibe in der Nähe des Horizontes. Beobachtungen über das Leuchten des Meeres wurden — wie über die Erscheinungen im Leben der Pflanzen und Thiere überhaupt — regelmässig in das meteorologische Journal eingetragen, damit wir durch die unmittelbare Nebeneinanderstellung Anhaltspuncte für die Beurtheilung gewönnen, bis zu welchem Grade gewisse Vorgänge etwa mit den meteorologischen Verhältnissen in Beziehung stünden. Betreffs des Meerleuchtens liess sich ein solcher Zusammenhang nicht erkennen; dasselbe war überdies niemals von einer auffälligen Stärke und beschränkte sich auf den Brandungsgürtel. Die Kämme der sich auffichtenden Roller oder die schäumenden Brecher phos- phorescirten entweder schwach und gleichmässig oder wurden hier und dort von einem blitzähnlichen Aufflammen durchleuchtet. Das Zodiakallicht zeichnete sich besonders aus durch Verschwommenheit seiner Gestalt, durch Unregelmässigkeit seines Auftretens und schliesslich dadurch, dass es unter allen Umständen den Eindruck hervor rief, als befände es sich in grösser Nähe. Obgleich es mehrfach eine bedeutendere Lichtstärke entwickelte als die glänzendsten Partieen der Milchstrasse und nicht selten sogar bei dem, wie wir wissen, ausserordentlich hellen Lichte des Vollmondes noch deutlich wahrgenommen wurde, liess sich dennoch eine einigermassen abgegrenzte Gestalt desselben, in keinem Falle erkennen. Immer blieb es ein unbestimmter Schein, der sich nach oben und seitwärts sehr allmählich abschwächte, dessen Ausdehnung daher nur schwierig und nicht mit genügender Schärfe fes.tzustellen war. Zuweilen erschien es so breit hingelagert, dass seine Basis fünfzig und sechszig Grad einnahm, so dass es bei vierzig und fünfzig Grad Höhe eher dem Dämmerungsbogen glich; in der Xhat liess sich manchmal, wie schon früher angeführt, das Verschwinden dieses und das Hervortreten jenes nicht trennen. In der R ege l hatte jedoch seine Basis nur etwas mehr als die Hälfte der angegebenen Breite, und dann erstreckte sich der Schimmer um die nämliche Stunde noch sechszig und siebzig Grad aufwärts, mehrfach sogar bis zum Zenith. So erschien es sowol des Abends im Westen wie des Morgens im Osten bis fünf Stunden nach Untergang oder vor A u fgang der Sonne; unter günstigen Umständen war eine leichte Neigung desselben


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