Fächer. Zugleich begannen sich aber die bis dahin nahezu continuir- lichen, Am a le n Streifen schnell wieder in Cirro-cumuli umzubilden, die sich beliebig verschoben und — ebenfalls als seltene Ausnahme — hach Nordosten trieben, während die Erscheinung bis dahin fest gestanden hatte. Bereits um neun Uhr war der Himmel bis zur Stärke 7 mit Schäfchen bedeckt; der Schein im Norden wurde milder, blieb aber bis gegen zehn Uhr sichtbar. Merkwürdiger Weise haben wir — abweichend von meinen früheren Erfahrungen fi| an der Loangoküste ähnliche Phänomene niemals am magnetischen Südpuncte entstehen sehen; erst während unserer Heimreise am Mittag des 9. Juni: 1876 — unter 20° 18' n. Br. und 18» 7' w. L. in der Nähe des Cap Branco — entwickelten sich bei klarem Himmel die Wolkenbüschel einmal im Süden in ausgezeichneter Weise. Sie erlitten die gewöhnliche Umwandlung in Cirro-cumuli, die sich sehr bald auflösten. Da ich das Glück gehabt habe, diese und ähnliche Erscheinungen in den verschiedensten Erdgegenden zu beobachten, bisher jedoch eine ihrer wahrscheinlichen Bedeutung entsprechende Würdigung noch nirgends gefunden habe, möchte ich die Aufmerksamkeit besonders auf dieselben hinlenken, zumal sie in der Regel anfänglich nicht in das Auge springen. Man kann sich des Gedankens nicht erwehren, dass die magnetischen Ungewitter, deren glänzende Lichtentfaltung gewöhnlich in hohen, äusserst selten in sehr niedrigen Breiten unsere Bewunderung erregt, sich von Pol zu Pol erstrecken und in einzelnen Strahlen von geringer Intensität selbst im Zenith der Aequatorial- region, bisweilen vielleicht nur dort und nicht in den sonst begünstigten Gegenden wahrgenommen werden. Ein grossartiges Nordlicht, das ich im Beringmeer ^ 54° "■ Br. — erlebte, warf seine Strahlen, einzelne Lichtbalken, über uns hinweg in so ungeheure Ferne, dass ihr perspectivischer Convergenzort, die Krone, nicht wie gewöhnlich etwas jenseits vom Scheitelpunct, sondern im Süden am Horizonte lag; das Phänomen hatte eine Gestalt, wie etwa die duftigen, rosa und blau angehauchten Dämmelüngsstrahlen, welche von Westen nach Osten zuweilen das Firmament überspannen. Ich empfing den Eindruck, dass diese Lichtsäulen nicht unter steilem Winkel aufwärts, sondern gekrümmt, vielleicht parallel mit der Erdoberfläche verliefen. Hätten dieselben einem unter dem Aequator befindlichen Beobachter nicht einen ähnlichen Anblick bieten können, wie die vorgehend beschriebenen Erscheinungen? Ich hebe hervor, dass jene Streifen, welche ich als Wolkenbüschel bezeichnet habe, weil sie bald nach ihrem Auftreten als solche deutlieh erkannt werden — von den hohen Norden besuchenden Seeleuten habe ich sie, wie die Wimpel der Schiffe und die Lichtsäulen, die „merry-dancers“ der Aurora borealis, sehr treffend „Streamers“ nennen hören — sich im Entstehen, bei einer für die Beobachtung günstigen Lage im Zenith, streng von den gewöhnlichen Cirri unterscheiden. Sie erscheinen dann so zart und vielfach seitlich so bestimmt begrenzt, wie etwa in einen dämmerigen, mit Staub oder Rauch erfüllten Raum fallende Sonnenstrahlen; sie verdecken selbst nicht Sterne geringer Grösse. Ihr Licht übertrifft im besten Falle nicht das der glänzendsten Partieen der Milchstrasse und macht den Eindruck, als käme es aus ungeheurer Entfernung. Ziemlich schnell indessen gewinnen sie ein wolkenhaftes Aussehen, gewissermassen Körperlichkeit und lassen bisweilen eine vielgegliederte feine Längsstreifung erkennen. Auch aufschiessende wirkliche Nordlichtstrahlen habe ich in*hohen Breiten in ähnlicher Weise körperlich werden sehen. Dieselben hinter- liessen gewissermassen ihre Gestalt repräsentirende Dunststreifen, so dass durch die Menge dieser die Atmosphäre allmählich unrein, und, wie mir dünkte, oft erst in Folge dessen die Erscheinung recht farbenglänzend wurde. Ich würde zu weit schweifen, wenn ich näher auf Beobachtungen eingienge, die an anderem Orte und in Späterer Zeit eine umfassendere Behandlung finden sollen. Charakteristisch für die hier geschilderten Phänomene ist es, dass ich sie allerorten niemals in beliebiger Richtung, sondern entweder im Zenith parallel mit dem magnetischen Meridian angeordnet, oder fächerförmig über einem Halbkreis um den Nord- oder Südpunct gruppirt erblickte; dass sie sich ferner binnen weniger Augenblicke bilden, langsam erstarken, zuweilen an Ausdehnung wachsen und nach verschieden langer Zeit eines ruhigen Verharrens sich überraschend schnell in Cirro-cumuli umwandeln, die dann zerfliessen oder ein Spiel der Lüfte werden. ji|HH Die Erscheinungen, welche den Untergang des Tagesgestirnes begleiten, verliefen in so mannigfaltiger und unbestimmter Weise, dass ein genaues Bemessen der Dauer der astronomischen Dämmerung nicht gelang. Ungeachtet der sehr günstigen Lage der Station, von der wir westwärts das weite Meer mit seinem scharf abgeschnittenen Horizont überblickten, konnte selbst an den seltenen Tagen mit so durchsichtiger Atmosphäre, dass Sterne bis zum Hinabtauchen deutlich erkennbar blieben, das massgebende Verschwinden des leuchtenden Segmentes nicht mit Genauigkeit beobachtet werden. Entgegengesetzt der Annahme stellt sich mindestens in vielen Tropengebieten
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